Diagnose Lipödem – Zwischen Symptom und Stigma
Shownotes
In dieser Folge gibt es eine Premiere: Zum ersten Mal sprechen ein medizinischer Experte und eine Patientin gemeinsam über ein Thema – das Lipödem.
Mit dabei ist Prof. Dr. Tobias Hirsch, Direktor der Klinik für Plastische Chirurgie am UKM, Chefarzt an der Fachklinik Hornheide und Gründungs- und Vorstandsmitglied der LipödemGesellschaft e.V., sowie Anna-Lena, die im Alter von 21 Jahren selbst die Diagnose Lipödem erhalten hat.
Gemeinsam werfen wir einen Blick auf eine Erkrankung, die noch immer viel zu wenig bekannt ist. Es geht um Diagnostik, Behandlungsmöglichkeiten, aber auch um mögliche Ursachen, die bislang nicht vollständig erforscht sind. Anna-Lena teilt ihre persönlichen Erfahrungen und gibt so ganz individuelle Einblicke in das Krankheitsbild und den Alltag mit Lipödem.
Außerdem sprechen wir über die LipLec-Studie, warum sie so bedeutend ist – und weshalb das Jahr 2025 ein wichtiges Jahr für die Lipödemforschung und die Weiterentwicklung der Behandlung sein könnte.
Weitere Informationen zum Thema Lipödem:
- Selbsthilfegruppe-Lipödem-Hornheide
- Checkliste Lipödem der LipödemGesellschaft
- LipödemGesellschaft e.V.
- Infos zur LipLeg-Studie vom Gemeinsamen Bundesauschuss
Ihr habt Anmerkungen, Fragen oder Themenvorschläge für unsere nächsten Folgen? Dann schreibt uns eine Mail an podcast@ukmuenster.de oder auf unseren Social-Media-Kanälen (@ukmuenster).
Transkript anzeigen
00:00:00: Hallo und herzlich willkommen zu einer neuen Folge von Risikonehmwirkungen.
00:00:11: Heute wird es nicht nur thematisch sehr interessant, nein, wir sitzen hier heute auch in einer ganz
00:00:15: neuen Konstellation, neben mir sitzen zwar immer noch ein Experte, aber Anjas ist heute
00:00:20: ausnahmsweise mal nicht dabei.
00:00:22: Stattdessen freue ich mich, dass wir neben unserem Experten auch eine Patientin zu Gast
00:00:25: haben.
00:00:26: Aber bevor ich die beiden Vorstelle komme, wir erst mal zum Thema der Folge.
00:00:30: Es geht heute nämlich um ein Thema, das zwar sehr viele Menschen betrifft, aber leider
00:00:33: immer noch nicht die Aufmerksamkeit bekommt, die es eigentlich verdient hätte.
00:00:37: Wir sprechen über das Lipödem.
00:00:38: Ich freue mich, wie gesagt, sehr, dass wir heute zwei ganz besondere Gäste dabei haben.
00:00:43: Einmal Professor Tobias Hirsch, Leiter der Klinik für Plastische Chirurgie am UKM und Anna
00:00:47: Lena, die selbst die Diagnose Lipödem erhalten hat und ihre persönliche Geschichte mit uns
00:00:51: teilt.
00:00:52: Schön, dass Sie heute beide da sind.
00:00:54: Vielen Dank.
00:00:55: Danke.
00:00:56: Ich bin der Klinik für Plastische Chirurgie hier am Universitätsklinikum Münster und
00:01:02: Chefarzt der Klinik für Plastische Rekonstruktiven ästhetische Chirurgie an Neffach Klinikhornheide,
00:01:07: die auch ein Lipödemzentrum beherbergt.
00:01:11: Ich bin Gründungsmitglied und Vorstand der Lipödemgesellschaft und engagiere mich sowohl
00:01:18: in der Behandlung von betroffenen Patientinnen als auch im gesundheitspolitischen Bereich
00:01:24: um die gerechte Versorgung der Patientinnen, die vom Lipödem betroffen sind oder mit
00:01:33: Lipödem betroffen sind, zu gewährleisten.
00:01:35: Ich bin Anna Lena, 28 Jahre.
00:01:38: Bei mir wurde mit 21 Jahren das Lipödem diagnostiziert.
00:01:42: Inzwischen wurde ich operiert und ja, perfekt.
00:01:46: Jetzt, bevor wir weiter reingehen, vielleicht erstmal für alle, die gar nicht wissen, was
00:01:51: das überhaupt ist.
00:01:52: Können Sie einmal erklären, was ist Lipödem und wie unterscheidet sich das vielleicht
00:01:55: auch von anderen Fettverteilungsstörungen?
00:01:57: Das Lipödem ist eine, nach dem was wir heute wissen, ich greife noch mal ein bisschen vorweg,
00:02:02: wir haben teilweise noch erhebliche Wissensflücken, was diese Erkrankung angeht, aber nach dem,
00:02:08: was wir im Moment wissen, ist es eine Fettgewebsverteilungsstörung, die mit Begleitsymptomen einhergeht,
00:02:16: beispielsweise mit dem Leitsymptom Schmerz, was für die Betroffenen und für uns Ärzte
00:02:21: ein ganz entscheidender Faktor ist.
00:02:24: Und das ist auch ein sehr gutes Beispiel dafür, wie sich die Krankheit von anderen Fettverteilungsstörungen
00:02:31: oder auch der Adipositas unterscheidet, die eben nicht schmerzhaft sind.
00:02:35: Der Name Lipödem ist insofern auch etwas irreführend nach dem heutigen Erkenntnisstand, das etwas
00:02:43: historisch gewachsen.
00:02:44: Weil wir eben auch wissen, dass es keine Ideenkomponente mehr gibt aus unserer Sicht, sondern
00:02:51: dass eben diese Fettverteilungsstörungen gibt, die verschiedene Ursachen hat, beispielsweise
00:02:56: Hormonelle, auch genetische, also erbliche Ursachen, die zu einer Gewebezunahme symmetrisch
00:03:03: verteilt an den Beinen oder an den Armen führt, die eben beispielsweise mit Schmerzen, mit
00:03:09: Berührungsempfindlichkeit oder erhöhten Erneigung zu Blutergüssen einhergeht, was die Betroffenen
00:03:16: Patientinnen erheblich einschränkt.
00:03:19: Das heißt, die haben jetzt gerade gesagt, Arm und Beine, so Bauch, wo ja typischerweise
00:03:23: man ja auch das selber kennt, Bauchfetten ist ja auch etwas ganz Klassisches, was es
00:03:26: mal anfängt.
00:03:27: Das gehört jetzt nicht zum Lipödem dazu.
00:03:29: Klares Jein.
00:03:30: Also die Lehrmeinung sagt, dass es eine symmetrische Fettverteilungsstörung ist, die an den Beinen,
00:03:38: also Unterschenkel und Oberschenkel oder, also gibt es sozusagen Unterschenkeltüb, Oberschenkeltüb,
00:03:43: Ganzbeintüb, oder und an den Armen vorkommt und unterscheidet sich eben von der Adipositas,
00:03:50: wobei in gewissen Stadien des Lipödemes auch das mit einer deutlichen Vergesellschaftung
00:03:55: mit einer Adipositas einhergeht, also nach unseren Daten fast 70 Prozent der Patientinnen,
00:04:00: wo manchmal die Unterscheidung schwierig ist.
00:04:03: Das ist die Lehrmeinung, dass was wir erleben, sind aber auch die Bedienbeschwerden, beispielsweise
00:04:09: am Bauch, auch am Rücken.
00:04:11: Im Moment führen wir eine Studie durch, um das mal zu quantifizieren, also mal den Unterschied
00:04:16: zwischen Gefühlen und Daten zu bekommen.
00:04:18: Auch eine spannende Studie, die wir machen, ist, wir erleben es, dass wir Patientinnen
00:04:23: an den Beinen operieren und einige Patientinnen dann kommen und sagen, mir geht es viel besser
00:04:30: an den Beinen und jetzt geht es an den Armen los.
00:04:32: Auch das ist ein bisschen eine Frage der Pathophysiologie, diese Erkrankungen, da können wir vielleicht
00:04:38: auch später noch mal ein bisschen drauf eingehen.
00:04:40: Also insofern ein Jaen.
00:04:42: Lehrmeinung sagt nur Arme und Beine.
00:04:44: Mein Gefühl sagt aber auch, dass das andere Körperstellen betreffen kann.
00:04:48: Im Moment führen wir Studien dazu durch, die das erhellen sollen.
00:04:53: Die aktuelle Leitlinie gibt eben aber auch das vor, was ich zuerst genannt habe.
00:04:57: Ja.
00:04:58: Annalena, wie war das jetzt bei dir?
00:04:59: Hast du das denn quasi bei dir festgestellt, dass das Lib-Ödem ist tatsächlich?
00:05:03: Tatsächlich war das bei mir eher zufällig.
00:05:06: Ich war bei einem Facharzt aufgrund des Verdachts einer Thrombose und er hat das eher so nebenbei
00:05:13: mir mitgeteilt.
00:05:14: Tatsächlich habe ich es am Anfang auch gar nicht so verstanden, was diese Krankheit bedeutet
00:05:20: und für mich dann jetzt auch am Ende mit sich bringt.
00:05:23: Symptome, die ich vorher eher für normal gehalten habe, wie schwere Beine am Ende des Tages,
00:05:30: nicht lang stehen können, ein Ziehen des Schmerz, das habe ich damals eher als selbstverständlich
00:05:37: wahrgenommen für mich und habe jetzt erst nach den Opils verstanden, dass das Teil
00:05:43: meiner Erkrankung war.
00:05:44: Würden Sie sagen, dass das normale Symptome sind, die Betroffene beschreiben, also so
00:05:48: eine schwere Beine oder so, was gehört da noch zu der klassischen Symptomatik?
00:05:51: Das ist ein klassisches Symptom.
00:05:53: Also häufig ist es so, sagen wir mal, ein klassischer Fall ist, man hat ein junges Mädchen,
00:05:59: macht Sport, ist schlank, kommt dann in die Pubertät.
00:06:02: Wir wissen, dass das Lib-Ödem eine hormonelle Trigger hat, also klassische Zustände, die
00:06:08: Lib-Ödem auslösen oder verschlimmern können, sind Pubertät, Schwangerschaft, Pille einnehmen,
00:06:14: Absetzen, Menopause, solche, im hormonellen Pieck sozusagen.
00:06:18: Also junges, sportlich schlankes Mädchen kommt in die Pubertät, bekommt auf einmal
00:06:22: dickere Beine, wo sie sonst schlank ist, führt häufig auch zu einer tatsächlichen Ernährungsstörung,
00:06:27: die dann mit dazu kommt, bekommt diese Schmerzen, diese Berührungsempfindlichkeit, dass junge
00:06:33: Frauen beispielsweise sagen, ich kann mein Kind gar nicht auf den Schroß nehmen, weil
00:06:35: das unangenehm ist.
00:06:36: Das sind ganz klassische Symptome und wir haben auch festgestellt, ich könnte mir vorstellen,
00:06:43: dass sich das jetzt ändert, weil wir mehr Awareness haben, aber wir haben in unserem
00:06:48: Patientenen gut und auch in Daten, die wir von Krankenkassen ausgewertet haben, festgestellt,
00:06:55: dass wir im Moment noch einen sogenannten Diagnose-Gab im Mittel von 20 Jahren haben.
00:07:00: Das heißt zwischen dem ersten Bemerkens der Symptome und dem Stellen der Diagnosevergehen
00:07:07: im Mittel 20 Jahre, das liegt häufig auch daran, dass Missverständnisse vorliegen, also
00:07:13: dass solche jungen Patientinnen sowas bemerken, dann gehen sie zu einem ärztlichen Kollegen
00:07:18: oder zu einem ärztlichen Kollegen, der sich vielleicht mit dem Thema noch nicht so auskennt
00:07:21: und der sagt, sie sind zu dick, sie müssen abnehmen.
00:07:24: Das macht man zweimal, einmal zweimal und dann lässt man es aber auch bleiben und wenn
00:07:29: man dann später eine gestandene Frau ist, dann sagt ihr, irgendwas stimmt hier doch nicht
00:07:33: und geht doch noch mal zum Arzt und kriegt dann diese Diagnose.
00:07:36: Also das ist nicht immer der Verlauf, aber es ist ein durchaus typischer Verlauf, den
00:07:41: wir da bemerken.
00:07:42: Insofern passt das geschilderte gerade eigentlich ganz gut ins Bild.
00:07:45: Da war es ja dann glücklich, dass der Arzt dann das erkannt hat.
00:07:48: Was würden Sie damit hoffen, die jetzt vielleicht denken, es könnte sein, dass ich Libby dem
00:07:51: habe, raten zu welchem Arzt geht man denn dann am ersten?
00:07:54: Also der Hausarzt oder gibt es da bestimmte Spezialisten, die man aufsuchen sollte?
00:07:58: Also am ersten zu einem Arzt oder zu einer Ärztin, die sich damit auskennt, das ist noch relativ
00:08:02: inhomogene.
00:08:03: Also die Fachdisziplinen, die sehr viel Kontakt damit haben sind Dermatologen, Phebo-Logen,
00:08:09: zunehmend auch Gynäkologinnen und Gynäkologen und natürlich plastische Chirurgen.
00:08:12: Da ist das schon am verbreitetsten, weil das eben die Fachbereiche sind, die es auch primär
00:08:17: behandeln und natürlich Hausärztinnen und Hausärzte, die das im Alltag begleiten müssen
00:08:23: und sollen.
00:08:24: Da ist aber tatsächlich der Wissensstand im Moment noch sehr unterschiedlich.
00:08:27: Also insofern tue ich mich schwer zu sagen, gehen Sie einfach dahin.
00:08:30: Wenn man den verdacht hat, ist es am besten, man informiert sich, wo eine Kollegin oder
00:08:36: ein Kollege sitzt, der sich damit auskennt.
00:08:38: In den sozialen Medien gibt es einiges, wobei das auch manchmal mit Vorsicht zu genießen
00:08:44: ist, die Liebe der Gesellschaft und andere Anlaufstellen.
00:08:47: Selbsthilfegruppen sind eine sehr gute Adresse, die sind gut vernetzt, die wissen eben in
00:08:52: der Region, wo jemand ist, der sich damit befasst.
00:08:54: Das sind in der Regel ganz gute Anlaufstellen.
00:08:57: Kann ich denn selbst irgendwie schon so ein bisschen rausfinden, ob ich vielleicht eher
00:09:01: an Libyod dem Leide, also irgendwie das, was Sie gerade beschrieben haben, Schmerzen
00:09:04: oder so gibt es so klare Symptome, die man betroffen an die Hand geben kann, wo man
00:09:07: sagen kann, wenn man das hat, ist es eher Libyod dem als jetzt klassisches Übergewicht.
00:09:11: Also es gibt Checklisten beispielsweise auf der Website von der Libyod dem Gesellschaft,
00:09:15: wo man selber mal gucken kann, auch auf unserer Website gibt es so eine Checkliste.
00:09:19: Ein Klassisch ist eben tatsächlich, dass man so eine Disproportion in der Fettverteilung
00:09:23: feststellt.
00:09:24: Also man feststellt, dass es eigentlich passend, sozusagen meine Beine gar nicht zum restlichen
00:09:27: Körper beschreiben.
00:09:28: Viele Patientinnen, dass die ganze Probleme haben beim Kaufen von Kleidung beispielsweise.
00:09:34: Diese Schmerzen, also der wird unterschiedlich beschrieben, dumfer, drückender Schmerz.
00:09:39: Manche Patienten schildern das als wenn sie so eine aufgepumpte Blutdruckmanschette ums
00:09:44: Bein oder um den Arm haben.
00:09:45: Das ist so ein relativ klassisches Symptom, wenn man bemerkt, dass man so random blaue
00:09:52: Flecken bekommt.
00:09:53: Also ich habe blaue Flecken am Bein und weiß eigentlich überhaupt nicht, woher ich die
00:09:56: habe.
00:09:57: Oder eben so eine deutliche Büroungsempfindlichkeit.
00:09:59: Das sind eben klassische Indikatoren.
00:10:02: Wenn das noch ein bisschen übereinstimmt mit diesem ersten Auftreten mit einem dieser
00:10:06: hormonellen Trigger, die ich gerade benannt habe, kann das ein Hinweis sein.
00:10:10: Wie gesagt, es gibt eine erbliche Komponente.
00:10:13: Das heißt, manche Patienten kommen aus dem Augen meiner Mama hat oder meiner Schwester
00:10:16: hat oder meine Tante Oma.
00:10:18: Die wusste es zwar noch nicht, aber die sah ganz klassisch so aus, ganz schlanketeilige
00:10:21: und dann dicke Beine.
00:10:23: Das sind so Punkte, wo man sagen kann, ja okay, das könnte sein.
00:10:29: Macht es Sinn, zu einem erfahrenen Ärztin oder zu einem erfahrenen Arzt zu gehen, der
00:10:34: das sich anschaut?
00:10:35: Vorwärts gleich mal gucken, wie es bei dir weitergeht an Alena.
00:10:37: Haben wir gerade schon die Ursachen so ein bisschen angerissen.
00:10:39: Erblich ist wahrscheinlich schwierig, weil einfach wir wissen, dass Libyodem noch nicht
00:10:43: so bekannt ist in der Gesellschaft.
00:10:45: Das heißt, viele wissen wahrscheinlich gar nicht aus den früheren Generationen, ob
00:10:48: sie es mal hatten oder nicht oder haben.
00:10:49: Aber was gibt es noch für Ursachen?
00:10:51: Sie haben hormonelle Sachen angesprochen.
00:10:53: Ist irgendwie auch was, diese anderen Ernährungen etc.
00:10:56: Gibt es andere Dinge, die da vielleicht auch einen Einfluss drauf haben können?
00:10:59: Wissen wir nicht.
00:11:00: Also das kann gut sein, wir wissen es aber nicht.
00:11:02: Also die Punkte sind eben eine erbliche Komponente, wobei das oft schwierig ist, wie sie gesagt
00:11:06: haben, diese hormonellen Trigger.
00:11:08: Es betrifft eigentlich nur Frauen.
00:11:10: Das sind die drei Faktoren.
00:11:13: Wie gesagt, wenn eine Adipositas auch besteht, dann muss man es unterscheiden.
00:11:17: Das ist manchmal gar nicht so einfach.
00:11:19: Die Ernährung kann möglicherweise einen Einfluss auf die Erkrankung haben, aber als Auslöser
00:11:25: ist das nicht bekannt.
00:11:26: Warum sind denn Frauen häufiger oder fast ausschließlich betroffen im Vergleich zu Männern?
00:11:30: Weiß man das?
00:11:31: Eine spannende Frage, das wissen wir eben nicht.
00:11:33: Also wir wissen, dass es eben der Auslöser irgendwas mit dem weiblichen Hormonhaushalt
00:11:39: zu tun hat.
00:11:40: Deswegen eben diese Auslöser, Pubertältschwangerschaft usw.
00:11:43: Das wissen wir.
00:11:44: Was da aber genau im Körper passiert und was wir beispielsweise mit den Operationen machen,
00:11:49: wissen wir tatsächlich nicht.
00:11:51: Es gibt Leute, die sagen, die Fettsälen sind erkrankt, diese Fettsälen dort.
00:11:56: Und wenn wir die absaugen, dann sind sie weg und dann ist es besser.
00:11:59: Es gibt andere Meinungen, die sagen, es ist eine systemische Erkrankung.
00:12:04: Die Hormone treffen auf veränderten Rezeptoren, was auch immer, was das auslöst.
00:12:08: Ich glaube, das eher, weil wir eben das Gefühl haben, wir sehen es, wenn wir Beine operieren,
00:12:13: dann kann es auch an den Oberarmen ausbrechen.
00:12:15: Also wenn der Effektor im Bein weg ist, dann sucht es sich eine andere Fettsäle, aber
00:12:23: all das ist im Moment noch eine Spekulation.
00:12:25: Und wir wissen eben, deswegen auch gar nicht, was wir pathophysiologisch mit dieser Fettabsaugung
00:12:30: machen, was wir eben meinen zu wissen, dass sagen die Studiendaten, die wir bis jetzt
00:12:35: haben, unsere eigenen und die von anderen Kolleginnen und Kollegen ist, dass es dadurch
00:12:40: deutlich und nachhaltig besser wird.
00:12:42: Also wir lindern diese Beschwerden auch recht deutlich.
00:12:45: Wir haben eine Studie gemacht mit vielen Patienten, wo wir geguckt haben auf einer
00:12:50: sogenannten Schmerzskala, visuelle Analogskala, die geht von Null gar keinen Schmerz bis 10
00:12:55: maximal vorstellbarer Schmerz, die man haben kann.
00:12:58: Da haben wir Patientinnen vor der OP untersucht, die haben gesagt, sie haben Schmerzen im
00:13:02: Mittel von 6,2, 6,3.
00:13:04: Und wir haben Patientinnen untersucht, die sich nicht operieren lassen, die haben fast
00:13:09: den identischen Wert angegeben.
00:13:11: Und die, die wir dann operiert haben, haben nach der Operation Wert im Mittel von 2,5
00:13:15: angegeben.
00:13:16: Also das ist schon deutlich niedriger.
00:13:18: Und das auch das sagen andere Studien, blicken wir so auf den Zeitraum von ungefähr 5 Jahren
00:13:24: zurück.
00:13:25: Also wir können schon sagen, dass das ein Stück weit nachhaltig ist.
00:13:27: Es hängt vom Stadium ab, es hängt von Co-Faktoren ab.
00:13:31: Aber es ist schon so, nach unserer Erfahrung, nach den Daten ist es, dass wir mit dieser
00:13:36: Operation wirklich fast allen Patientinnen helfen können, in unterschiedlichem Ausmaß
00:13:41: von "Ich habe gar keinen Schmerz mehr" bis zu "Wie können Sie eben lindern?"
00:13:44: Aber was genau wir da tun tatsächlich, wissen wir im Moment noch nicht.
00:13:49: Aber es ist unsere einzige Waffe, die wir im Moment haben, um dem wirklich entgegenzutreten.
00:13:54: Ja.
00:13:55: Stichwort Stadien haben Sie gerade schon gesagt, kennt man ja von der Krebsdiagnostik.
00:13:58: Wie lässt sich das beim Lippe dem einordnen?
00:14:00: Welche Stadien gibt es da?
00:14:01: Ja, das ist ein schwieriges Thema.
00:14:03: Also es gibt drei Stadien, Stadium 1, 2 und 3.
00:14:07: Und die Problematik mit diesen Stadien ist, dass sie sich rein auf diese Fettverteilungsstörung
00:14:14: beziehen.
00:14:15: Und das macht in meinen Augen nicht so viel Sinn, weil beispielsweise der Schmerz völlig
00:14:20: unabhängig von diesem Stadium ist.
00:14:22: Also jemand im Stadium 1 kann stärkere Schmerzen haben als jemand im Stadium 3.
00:14:27: Dem folgt auch die neue Leitlinie, wo diese Stadien eigentlich abgeschafft worden sind,
00:14:32: genau aus diesen Gründen.
00:14:33: Ein Problem, was wir im Moment noch haben, ist, dass eben die Krankenkassen-Einteilung
00:14:37: da noch drinsteckt.
00:14:38: Auch klar, weil beispielsweise diese Lippe-Studie, die im Moment entscheidend ist, da werden
00:14:43: wir auch noch mal drüber sprechen, die das beleuchten soll, eben auch davon ausgeht.
00:14:46: Aber um es noch mal runterzubrechen, ist eigentlich die Lehrmeinung im Moment, dass diese Stadien-Einteilung,
00:14:54: die eben nicht mehr gerecht wird, sondern auch eher historisch begründet ist.
00:14:57: Schwierig.
00:14:58: Also alles noch so ein bisschen Blackbox merkt man bei dem ganzen Thema.
00:15:01: Leider.
00:15:02: Aber ich erzähle doch mal, wie es bei dir weiter ging, nachdem nur die Diagnose dann,
00:15:04: die ja für dich eigentlich völlig unerwartet kam.
00:15:06: Ging es dann für dich weiter?
00:15:08: Ja, der Facharzt hat mir zunächst eine Strumpfhose verordnet, später dann auch Lymphdrainage.
00:15:14: Und dann bestanden die nächsten Jahre erst mal daraus, dass ich zwar mal die Woche für
00:15:20: 45 Minuten später auch für eine Stunde zur Lymphdrainage gegangen bin und jeden Tag
00:15:26: die Strumpfhose getragen habe.
00:15:28: Ja, gewisse Symptome sind mir dann natürlich aufgefallen.
00:15:32: Im Nachhinein auch.
00:15:33: Ich hatte, wie gerade schon so ein bisschen angesprochen wurde, eine kleiner Größe mehr
00:15:38: in den Jeans.
00:15:39: Wie gesagt, lange stehen, viel mehr schwer, blaue Flecken.
00:15:43: Wenn man sich aber vorher noch nie mit dem Thema auseinandergesetzt hat und diese Krankheit
00:15:48: gar nicht kannte, sind das wie gesagt einfach Symptome, die man vielleicht für normal oder
00:15:54: nicht auffällig hält.
00:15:56: Und so habe ich mich nach und nach mit der Krankheit an Freunden müssen, Anführungszeichen
00:16:04: und mich auch immer mehr darüber informiert.
00:16:06: Hat dir das denn geholfen?
00:16:08: Also die Strumpfhose, Lymphdrainage, hast du dann schon eine Besserung gemerkt?
00:16:11: Sehr kurzfristig.
00:16:12: Also natürlich ist das oder war es für mich angenehm.
00:16:15: Ich weiß aber auch von meinen Physiotherapeuten, die berichten, dass es wirklich auch Betroffene
00:16:21: gibt, die das gar nicht angenehm empfinden.
00:16:24: Für mich persönlich stand von Anfang an fest, dass ich sowohl die Strumpfhose als auch
00:16:29: die Lymphdrainage sehr konsequent durchziehen werde.
00:16:32: Einfach, weil es mich vielleicht nicht schmerzfrei leben lässt, aber es doch eine Erleichterung
00:16:38: ist, besonders im Sommer.
00:16:40: Welche Stadium wird bei dir denn festgestellt, wenn man, also jetzt gerade haben wir das ja
00:16:43: gehört?
00:16:44: Genau, ich hatte Stadium 1 tatsächlich.
00:16:46: Okay.
00:16:47: Herr Professor, wenn man jetzt die Diagnose erhalten hat, ist das so der klassische Weg,
00:16:50: man geht erstmal so ein bisschen Schritt für Schritt, eine Strumpfhose klingt jetzt
00:16:53: ja noch wirklich der einfachste Weg, gehen wir an, eine Strumpfhose anzuziehen.
00:16:56: Wir haben ja auch die Extremversion von der Operation am Ende, haben ja auch schon kurz
00:17:00: angerissen.
00:17:01: Was sind so die Schritte, die man meistens geht in der Behandlung?
00:17:03: Also der klassische Weg ist tatsächlich, dass man mit der sogenannten konservativen Therapie
00:17:07: beginnt.
00:17:08: Das spricht also Kompressionsstrumpfhose und Lymphdrainage.
00:17:12: Es ist aber genauso wie eben beschrieben, also dass die meisten Patientinnen schildern
00:17:17: als so, dass das die Beschwerden lindert.
00:17:18: Das ist auch ganz gut.
00:17:20: Für mich ist das als Arzt auch nochmal ganz gut, weil es ist ja eine klinische Diagnose,
00:17:24: das auch nochmal bestätigt.
00:17:25: Also mir hilft das auch nochmal in der Diagnostik, wenn man sagt, ja, das hilft mir, das lindert
00:17:29: es.
00:17:30: Und da darf man aber nicht von einfach sprechen, weil wenn man sich das mal anguckt, wenn
00:17:34: man mal so eine Hose in der Hand gehalten hat und dann denkt, okay, bei 30 Grad so ein
00:17:38: Ding anzuziehen, das ist echt eine Mordsfischerei.
00:17:40: Und das ist auch für mich immer wieder die Bestätigung auch, weil auch Schmerz ist ja
00:17:44: subjektiv.
00:17:45: Wenn sich da jemand echt reinpresst, dann hat er einen Leitensstrupp auch.
00:17:50: Und das lindert, aber es hilft eben nicht ursächlich.
00:17:54: Sobald man die aussieht, sind die Schmerzen auch wieder da.
00:17:58: Und das ist eben das Problem daran auch.
00:18:01: Jetzt geben die Krankenkassen auch vor für die Kostenübernahme, dass man sagt, man muss
00:18:05: nachweisen, dass die konservative Therapie erfolglos war.
00:18:08: Das heißt, für die Patientinnen, für die es bis jetzt eine Kostenübernahme gibt, müssen
00:18:13: wir nachweisen, dass sie ein halbes Jahr erfolglos diese konservative Therapie gemacht
00:18:18: haben.
00:18:19: Das sehe ich auch kritisch, weil wir wissen, dass das lindert, aber nichts hilft.
00:18:24: Trotzdem ist diese Therapie wichtig, auch gerade postoperativ, wie sie ganz entscheidend
00:18:28: wichtig.
00:18:29: Das heißt, ich finde es schon gut, wenn die Patientinnen schon daran gewöhnt sind, diese
00:18:33: Kompression zu tragen, Luftrainage zu machen und so weiter, weil man es nach der Operation
00:18:36: unbedingt braucht im Apeilungs- oder Heilstahl.
00:18:38: Wir sprechen von einem Heiljahr nach diesen Operationen.
00:18:42: Dafür ist es wichtig und es ist auch gut, dass sie so versorgt sind.
00:18:45: Aber es ist eigentlich aus in meinen Augen keine Alternative zur Operation, bzw. natürlich,
00:18:51: wenn die Operation bestimmte Punkte im Wege stehen, Kontraindikationen, weil noch andere
00:18:55: Erkrankungen da sind oder verschiedene andere Gründe.
00:18:57: Insofern ist es ein wichtiger Baustein, den man aber auch richtig einordnen muss.
00:19:02: Wenn wir jetzt über das Thema heute reden, haben wir natürlich auch immer so ein bisschen
00:19:04: die Vorurteile ja im Kopf, die ja viele bei der Erkrankung haben.
00:19:07: Und das Thema Übergewicht ist natürlich etwas, was in der Gesellschaft ganz häufig
00:19:09: den Leuten ja begegnet, die sagen, ja, mach doch einfach mal mehr Sport.
00:19:12: Wie sieht das denn aus beim Thema Sport und Lebewedem?
00:19:15: Kann das Lindern, kann das helfen oder ist es eigentlich sogar eine mehr Belastung, weil
00:19:18: man ja auch mit Schmerzen Sport wahrscheinlich macht?
00:19:20: Also das ist total wichtig.
00:19:21: Das lindert die Erkrankung auch nicht.
00:19:23: Aber es ist wichtig, dass man eine multimodale Therapie macht.
00:19:28: Also neben der Kompression und der Operation ist es, also auch wenn man operiert, sage
00:19:34: ich meinen Patienten immer, das ist nekronische Erkrankung und das wird sie für den Rest
00:19:37: ihres Lebens begleiten.
00:19:38: Und wir haben häufig eine Vergesellschaftung mit Alipsoid.
00:19:41: Das heißt, ne bewusste Ernährung, ne Ernährungsberatung, ne Ernährungstherapie und Sport ist sowieso
00:19:47: für uns alle total wichtig und gut.
00:19:49: Und natürlich in Bereichen, wo es um Schmerz, eingeschränkte Beweglichkeit und Fettverteilungsstörungen
00:19:56: möglicherweise noch kombiniert mit den Alipositas ist es umso wichtiger.
00:19:59: Ist gar keine Frage.
00:20:00: Wir haben eine tolle Studie gemacht mit einer Mitarbeiterin aus meinem wissenschaftlichen
00:20:07: Team, die auch gleichzeitig promovierte Psychologin ist, die sehr schön dargestellt hat, dass
00:20:12: es quasi so ein Teufelsdreieck gibt aus Schmerzen, eingeschränkte Beweglichkeit und depressiver
00:20:19: Verstimmung.
00:20:20: Das greift ineinander.
00:20:21: Und das heißt, wenn man den einen Aspekt lindern oder ändern kann, dann wirkt sich das auch
00:20:27: auf die anderen beiden aus.
00:20:28: Also insofern ja klar ist das wichtig für uns alle, aber für die, bei dem Patientinnen
00:20:32: nochmal ganz besonders.
00:20:33: Total wichtiger Punkt, den Sie gerade angesprochen haben, diese psychologische oder auch Belastung,
00:20:37: die man damit hat.
00:20:38: Wie ging es dir denn damit?
00:20:39: Ich meine, du hattest jetzt die Diagnose, dann hast du angefangen konservative Therapien
00:20:42: zu machen, die jetzt zwar ein bisschen gelinnert haben, aber es ja jetzt endlich nicht entfernt
00:20:46: haben oder gelöst haben das Problem.
00:20:48: Was hat das mit dir gemacht in der Zeit?
00:20:50: Oder auch jetzt vielleicht noch?
00:20:51: Es ist natürlich schon eine psychische Belastung.
00:20:53: Zum einen, ja man ist chronisch krank, man braucht Zeit, um diese Krankheit zu behandeln, die
00:21:01: im Alltag fehlt.
00:21:03: Es fängt mit kleineren Dingen an, dass diese Stromfose nicht nur sehr unangenehm zum Anziehen
00:21:08: ist, besonders im Sommer, sondern einen auch vielleicht in der Kleiderwahl einschränkt.
00:21:13: Ich habe früher super gerne Röcke getragen, das fiel dann weg, weil ich mich nicht mehr
00:21:17: wohlgefühlt habe.
00:21:18: Ich hatte Phasen, wo ich zwischenzeitlich wirklich sehr unmotiviert war, überhaupt
00:21:22: Sport zu machen oder mir bei meiner Ernährung Mühe zu geben, einfach weil ich dachte,
00:21:27: okay, es ist doch eh egal, es ändert nichts.
00:21:31: Natürlich habe ich dann auch gemerkt, dass Sport und gesunde Ernährungen essentiell
00:21:35: sind, auch für die Züche, aber auch solche Phasen hatte ich dabei.
00:21:40: Und auch wenn man in den Spiegel schaut, es ist natürlich auch eine ästhetische Komponente
00:21:47: dabei, dass man sich vielleicht einfach nicht so sehr mit seinem Körper wohlfühlt und sich
00:21:53: vielleicht auch schämt.
00:21:55: Also mit Stadium 1 ging das bei mir tatsächlich noch in einem gewissen Rahmen, aber jedes
00:22:01: Mal im Schwimmbad sich umzuziehen, war manchmal auch einfach eine Überwindung.
00:22:06: Wie ist in deinem Umfeld damit umgegangen?
00:22:07: Also du wusstest dann ja, dass das Lebödem ist, wie einem Lied darauf reagiert?
00:22:11: Eigentlich sehr verständnisvoll.
00:22:13: Ich muss zugeben, dass ich jetzt selber bis auf die konservative Therapie dieser Krankheit
00:22:19: auch nicht viel Raum gebe.
00:22:22: Ich habe immer offen darüber gesprochen.
00:22:24: Meine Freundinnen und Freunde waren auch sehr interessiert, meine Familie natürlich auch.
00:22:29: Aber ich habe zum Beispiel auch niemanden in meinem Umfeld gehabt, der die gleiche Diagnose
00:22:34: hatte.
00:22:35: Und dementsprechend konnte ich gut darüber reden und das loswerden, was mich beschäftigt
00:22:41: hat.
00:22:42: Aber es war jetzt kein Austausch tatsächlich.
00:22:45: Wir haben vorhin schon die Studie angesprochen.
00:22:48: Die hat ja bei dir auch eine große Rolle gespielt.
00:22:49: Wie bist du denn in diese Studie reingeraten und was hat das am Ende dann bei dir auch
00:22:53: quasi ausgelöst?
00:22:54: Weil wir haben auch gerade schon darüber gesprochen, gehen wir gleich nochmal genauer
00:22:57: darauf ein.
00:22:58: Diese Operation, die am Ende wirklich ein bisschen oder die meiste Linderung verspricht, die bekommt
00:23:03: ja nicht jeder.
00:23:04: Außer man ist Teil dieser Studie.
00:23:06: Magst du vielleicht ein bisschen erzählen, wie das bei dir war?
00:23:08: Genau.
00:23:09: Ich bin durch meine Krankenkasse auf die Studie aufmerksam geworden.
00:23:11: Da stand aber noch nicht fest, wann sie genau startet bzw. wann man sich dafür bewerben
00:23:17: konnte.
00:23:18: Und durch einen TV-Beitrag ist mir das dann wieder in Erinnerung gekommen.
00:23:22: Ich habe mich auf einer Website bewerben können, musste angeben, was für ein Stadium ich habe
00:23:27: und wurde dann, ich glaube sogar, über ein Jahr später erst kontaktiert.
00:23:33: Tatsächlich hat sich das bei mir ein bisschen durch Corona verschoben.
00:23:36: Wurde dann zu einem Vorstellungsgespräch eingeladen, wo man nochmal geguckt hat, welche
00:23:42: Stadium habe ich, passend die Voraussetzungen dazu.
00:23:45: Ich habe jetzt die konservative Therapie schon vorher relativ lange gemacht gehabt und wurde
00:23:53: dann erstmal tatsächlich monatelang einfach nur beobachtet.
00:23:57: Und später wurde dann ausgelost und ich gehöre zu den Glücklichen, die direkt operiert wurden,
00:24:04: sodass dann innerhalb von einem halben Jahr vier OP's anstanden.
00:24:07: Gehen wir gleich weiter drauf ein.
00:24:08: Vielleicht, dass Sie uns einmal einen Einblick geben, Lip-Lex-Studie.
00:24:11: Was ist das überhaupt?
00:24:12: Warum wurde die ins Leben gerufen?
00:24:13: Was ist der Gedanke dahinter?
00:24:14: Also der Gedanke dahinter war, dass sich die Krankenkassen dann irgendwann damit beschäftigt
00:24:19: haben, ob man da eine Kostenübernahme machen soll oder muss und man dann den gemeinsamen
00:24:25: Bundesausschuss.
00:24:26: Kostenübernahme ganz kurz.
00:24:27: Wir reden hier von hohen Kosten, die die Operation wahrscheinlich...
00:24:30: Genau, richtig.
00:24:31: Genau, wir sind hier auch häufig mehrere Operationen, wie wir gerade schon gehört haben.
00:24:34: Und da kommen hohe Kosten zusammen.
00:24:36: Das können schnell mal 15, 20.000 Euro sein.
00:24:39: Wir wissen, dass das für die Patienten...
00:24:41: Jetzt kann man sich auch denken, aber wir wissen, dass das für die Patienten eine hohe
00:24:44: Belastung ist.
00:24:45: In den meisten Fällen wird das hier eben nicht übernommen.
00:24:47: Wir haben für eine Liebe in dem Gesellschaft aus meiner Nachfrage gemacht oder eine Umfrage.
00:24:51: Und da kamen raus, dass sich viele sogar verschulden, um diese Eingriffe finanzieren
00:24:55: zu können.
00:24:56: Also das ist schon eine heftige Angelegenheit.
00:24:58: Und genau, darum ging es.
00:25:00: Dann wurde der gemeinsame Bundesausschuss beauftragt, das zu prüfen.
00:25:03: Und dann geht es letztendlich darum, dass man einen Nutzennachweis erbringt.
00:25:08: Und die haben sich die Daten angeschaut und haben festgestellt, es gibt zu wenig Studie
00:25:14: in der Studie, die eine so hohe Güte haben, dass man sich darauf verlassen kann.
00:25:19: Und dann wurde gesagt, man muss eine Studie machen, um das überprüfen.
00:25:24: Und dann wurde letztendlich so ein Stück weit in der letzten Zeit freiglasig gefahren,
00:25:28: dass es eben eine eingeschränkte Kostenübernahme für dieses Stadium 3 unter bestimmten Voraussetzungen
00:25:32: gab.
00:25:33: Und die sogenannte Lipplegstudie aufgesetzt wurde, in der untersucht wurde, ob eine operative
00:25:41: Intervention bei Patientinnen im Stadium 1 und 2 erfolgreich ist oder nicht.
00:25:47: Gibt es da schon erste Ergebnisse, die diese Studie gebracht hat?
00:25:51: Also der interventionelle Arm dieser Studie ist beendet.
00:25:55: Das heißt, man kann jetzt die ersten Daten auswerten.
00:25:57: Die werden auch gerade ausgewertet.
00:25:59: Die Studie geht noch länger, weil man jetzt guckt, was passiert in den nächsten ein,
00:26:02: zwei Jahren.
00:26:03: Also kommt es zu Rezediven ja oder nein.
00:26:04: Aber man kann erste Daten jetzt auswerten.
00:26:07: Das passiert gerade.
00:26:08: Die sind noch nicht veröffentlicht.
00:26:10: Und wir gehen aber davon aus, dass wir so in der zweiten Jahreshälfte darüber was erfahren
00:26:17: werden.
00:26:18: Und dann ist auch die Frage, da muss der GBA irgendwann darüber entscheiden.
00:26:21: Also das wird ein spannendes Jahr, weil wir dann darüber mehr wissen werden.
00:26:26: Dann wird nochmal die spannende Frage, wie entscheiden sich die Kassen das zu vergüten
00:26:29: und so weiter.
00:26:30: Also da hängt ja nochmal einiges hinten dran.
00:26:32: Auch für dieses Stadium 3 ist es so, dass es so ein bisschen mehr ist.
00:26:34: dass die Kliniken eine spezielle Zulassung brauchen, um das operieren zu dürfen.
00:26:39: Und diese Qualitätssicherungsmaßnahme war ursprünglich befristet bis Dezember 2024
00:26:46: und ist jetzt verlängert worden um ein Jahr auf Dezember 2025.
00:26:50: Und dann ist jetzt eben die große Frage, was passiert danach?
00:26:53: Das sorgt sozusagen in der betroffenen Community und auch unter den Behandlerinnen
00:26:56: und Behandlern ein bisschen für Unsicherheit im Moment, weil wir wissen,
00:26:59: das gilt eben nur bis dann und was ist dann danach?
00:27:01: Das wissen wir noch nicht.
00:27:03: Also insofern, wie ich gesagt habe, wir witzeln spannendes Jahr, weil wir dann wissen werden
00:27:08: oder erfahren werden, wie es weitergeht.
00:27:10: Operation ist ja dann das nächste heiße Thema, sage ich mal.
00:27:13: Das ist jetzt, sie sind ja auch aus der plastischen Chirurgie,
00:27:15: plastische Chirurgie verbindet man ja irgendwie so ein bisschen mit Schönheitschirurgie,
00:27:19: wenn die Vorurteile stimmen würden.
00:27:21: Jetzt ist ja so eine Operation, also die Liposuction heißt es ja,
00:27:25: um diese Erkrankung auch zu lindern.
00:27:27: Jetzt aber keine schöne Operation, würde ich mir denken.
00:27:30: Also keine Operation macht Spaß, aber in der Schönheitschirurgie denkt man ja direkt
00:27:33: sowas, das macht man ja freiwillig und tut man sich irgendwie selbst an.
00:27:36: Wie läuft denn so eine Operation ab und wie ist das auch für Betroffene dann?
00:27:40: Wichtige Frage.
00:27:41: Also die plastische Chirurgie umfasst auch die ganze Wiederherstellung und
00:27:45: rekonstruktive Chirurgie, insofern ist die Schönheitschirurgie ein Teilbereich davon,
00:27:49: aber der, der eben auch sehr bekannt ist oder prägnant.
00:27:52: Das ist richtig, das ist kein ästhetischer Eingiff.
00:27:54: Also die Techniken der Fettabsaugung kommen natürlich auch ein Stück weit aus
00:27:59: im Schönheitsbereich. Wir nutzen es aber auch für andere Maßnahmen.
00:28:04: Bei der Operation bei Lipidem geht es aber primär nicht um diesen Aspekt,
00:28:08: das ästhetischen Eingiff.
00:28:09: Es hat natürlich diesen Ebeneffekt, dass es auch die Körperproportion korrigieren kann.
00:28:16: In erster Linie geht es aber darum, diese Fettverteilungsstörungen zu behandeln
00:28:20: und vor allem auch den Schmerz zu reduzieren.
00:28:24: Das heißt, man muss mit viel Erfahrung abwägen, wie ausgeprägt ist diese Fettverteilungsstörung
00:28:31: und wie viel Fettgewebe kann ich entfernen.
00:28:35: Wenn ich zu wenig entferne, ist das schlecht, weil ich dann die Krankung nicht richtig
00:28:40: adressiere. Und wenn ich zu viel entferne, ist es auch nicht gut, weil ich damit
00:28:45: Komplikationen oder Folgen auch hervorrufen kann.
00:28:48: Da muss man auch gucken, wie viel Operationen brauche ich, weil man eben den Gesamtkörper
00:28:52: nicht überfordern darf.
00:28:53: Das ist sehr dankbar, weil wir relativ wenig schwere Komplikationen haben bei dieser Operation.
00:29:03: Und das ist bemerkenswert, weil es eigentlich schon ein erheblicher chirogischer Eingiff
00:29:07: ist.
00:29:08: Also an der Oberfläche sieht man nicht viel, aber wir entfernen einfach sehr viel Fettgewebe
00:29:11: da.
00:29:12: Das ist ja eine Gewebeschicht, wo Nerven drinnen lang laufen, Blutgefäße, Lymphgefäße.
00:29:16: Also da kann auch was passieren.
00:29:19: Und das tut es zum Glück sehr selten.
00:29:21: Aber das kann sein, es kann Infektionen geben, es kann Gewebstote absterben von Gewebegeben,
00:29:29: also da kann es Komplikationen geben.
00:29:32: Und insofern gehört das in die Hände von erfahrenen Operatoren, weil es eben kein rein
00:29:37: ästhetisches Eingiff ist.
00:29:38: Das heißt, das geht auch nur in bestimmten Zentren oder Kliniken, die sowas anbieten
00:29:42: und da Erfahrung haben, solche Operationen zu machen.
00:29:44: Genau.
00:29:45: Also plastische Chorgen sind ausgebildet in dieser Behandlung.
00:29:49: Aber auch da sind sozusagen die Erfahrungswerte unterschiedlich, wie immer.
00:29:54: Und insofern ist das sinnvoll, sich dann in die Hände von erfahrenen Chorgen oder Chorgen
00:30:01: zu begeben.
00:30:02: Und wichtig auch, dass man das mit den Betroffenen sehr genau bespricht.
00:30:06: Es gibt ja wie gesagt unterschiedliche Stadien und deswegen ist ganz wichtig, dass man das
00:30:10: vorher gemeinsam sehr gut rausarbeitet, was die Beschwerden sind.
00:30:16: Wie stark ist der Schmerz, wie sehr stört diese Störung der Körper, Silhouette usw.
00:30:23: Weil wir schon auch besprechen müssen, dass das manchmal sogar das Gegenteil von Ästhetik
00:30:28: sein kann.
00:30:29: Also wir werden wahrscheinlich so viel absaugen, dass zum Beispiel Hautüberschuss verbleiben
00:30:32: kann.
00:30:33: Also worum geht es?
00:30:34: Geht es darum, diese Schmerzen effektiv zu adressieren?
00:30:37: Ist das das Hauptziel und wir nehmen dafür in Kauf, dass das vielleicht auch nachher
00:30:41: Hautüberschuss zufolge haben kann oder sagen wir nee, die bestimmte Fettverteilungsstörungen
00:30:49: sind das Hauptproblem und wir gehen da etwas reduzierter vor.
00:30:52: Aber solche Dinge muss man eben sehr genau besprechen vorher.
00:30:55: Wichtiges Thema.
00:30:56: Wie war das denn bei dir?
00:30:57: Du hast dann ja die Operation durchgeführt bzw. vier Operationen waren es ja dann sogar.
00:31:02: Wie hast du die für dich wahrgenommen?
00:31:04: Also ja, ich gehe davon aus, war jetzt nichts, was man super gerne nochmal machen möchte.
00:31:09: Aber vielleicht kannst du mal kurz ein bisschen beschreiben, wie das für dich war.
00:31:11: Im ersten Moment war es tatsächlich sehr angstleinflüssend.
00:31:15: Muss ich zugeben, vier OP's in einem halben Jahr sind jetzt auch nichts, was man mal eben
00:31:20: so macht und hätte es einen Weg gegeben, das zu vermeiden, wäre ich ihn glaube ich auch
00:31:26: gegangen.
00:31:27: Ja, ich muss zugeben, nach der ersten OP war ich von den Eindrücken sehr erschlagen.
00:31:33: Man ist auf Hilfe angewiesen, das Bein ist grün und blau, ist sehr geschwollen und dadurch
00:31:40: das alles noch taub ist und geschwollen ist, sieht man aber anfangs ja auch noch gar nicht
00:31:45: so viel vom Endergebnis.
00:31:46: Aber mit der Zeit und mit den OP's gewöhnt man sich daran, würde ich sagen.
00:31:52: Man weiß, worauf man selber vielleicht achten kann, damit man sich danach besser fühlt.
00:31:57: Viel trinken, sich schon und dementsprechend muss ich sagen, bin ich sehr glücklich, dass
00:32:04: ich die OP's gemacht habe, aber das ist definitiv kein Zuckerschlecken, sondern das sind H2P's,
00:32:10: die auch wirklich dem Körper zu schaffen machen.
00:32:16: Wie lange hat das denn bei dir gedauert, bis du sagen würdest, dass die Maßnahmen, die
00:32:20: die Operation eigentlich erbringen sollte, auch eingetroffen ist?
00:32:23: Also ich würde sagen, so nach einem halben Jahr war mein Leben wieder so wie vorher,
00:32:31: alles war abgeklungen im Großen und Ganzen und ich habe so die ersten Verbesserungen spüren
00:32:37: können und jetzt so nach drei Jahren, kann ich sagen, natürlich habe ich hier und da noch
00:32:44: Narben und erinnere mich natürlich hier und da an die Zeit, aber ich merke eigentlich
00:32:52: nichts mehr von den OP's und lebe jetzt ein Leben wie jemand ohne den.
00:32:58: Das heißt, die Beschwerden sind durch die OP auch quasi weggegangen, also keine Schmerzen
00:33:02: mehr, diese Druckempfindlichkeit, dass du lange nicht mehr stehen kannst?
00:33:04: Genau.
00:33:05: Ich würde sagen, bei 38 Grad am Schatten gibt es noch Tage, wo meine Beine vielleicht nicht
00:33:10: so gut mitmachen, aber ich bin im Alltag schmerzfrei, ich bin viel bewegungsfreudiger geworden
00:33:17: und kann auch auf die Strumpfhose verzichten.
00:33:21: Ja, mit dem Freund dann ja kurz gesprochen, da hast du ja auch gesagt, dass aber diese
00:33:25: Vorstellung davon, dass man nach der OP dann aber auch gärtenschlanke Beine hat und es
00:33:29: quasi so ist, wie ihm einmal geschnipst und auf einmal alles wieder weg war, aber jetzt
00:33:32: auch nicht so.
00:33:33: Nein, tatsächlich habe ich immer noch die gleiche Hosengröße wie vorher.
00:33:37: Mir wurde es so erklärt, dass tatsächlich einfach, dass auch viel damit zusammenhängt,
00:33:44: dass Bindegewebe entsteht.
00:33:45: Dementsprechend würde ich jetzt nicht davon ausgehen, dass man plötzlich zwei, drei Kleidergrößen
00:33:50: verliert, aber natürlich hat es dafür gesorgt, dass meine Beine ein wenig definierter oder
00:33:56: optisch langka aussehen, aber ich glaube, das gehört natürlich dazu, wenn ein Teil der
00:34:02: Masse abgesorgt wird.
00:34:04: Ist das richtig?
00:34:05: Können Sie das bestätigen, dass wenn auch dann das böse Fettgewebe, den ich jetzt mal
00:34:08: entfernt, dann Bindegewebe teilweise Lücken füllt oder dass auch die Erwartungen von
00:34:13: Betroffenen manchmal vielleicht anders sind als die, die Ärzte oder Ärztinnen haben?
00:34:17: Also das ist auch sehr unterschiedlich, weil diese Stadien sehr unterschiedlich sind.
00:34:23: Die Fettverteilungsstörung ist dramatisch unterschiedlich und davon hängt total viel
00:34:27: ab.
00:34:28: Bei einer Patientin im Stadium 3 sieht man zum Teil frappierende Unterschiede auch im
00:34:33: Umfang.
00:34:34: Muss, kann sein, muss aber nicht sein.
00:34:36: Bei einer Patientin im Stadium 1 ist es nicht so.
00:34:39: Aber ich meine Erfahrung ist auch, dass die Patientinnen gar nicht mit diesem Anspruch
00:34:44: kommen, ehrlich gesagt.
00:34:45: Also die haben Schmerzen und die sind eingeschränkt und das belastet die total.
00:34:49: Und da ist das gar nicht so ein Thema.
00:34:52: Das können wir gut besprechen.
00:34:55: Und das ist eigentlich der Erwartungshorizont.
00:34:57: Gleich im Gegenteil, wenn ich das Gefühl habe, da ist ein falscher Erwartungshorizont,
00:35:02: dann bin ich eigentlich auch eher zurückhaltend mit der Operation, weil es wirklich ist ein
00:35:05: medizinischer Eingiff, um den es da geht.
00:35:08: Und unser Ziel ist, dass die Beschwerden besser werden und nicht, dass man jetzt unbedingt
00:35:11: die schönsten Beine hat.
00:35:12: Das ist ein Nebeneffekt.
00:35:13: Das tun wir auch.
00:35:14: Also wir sehen, dass wir den beispielsweise an den Knöcheln, an den Knien, das besser
00:35:17: ausarbeiten können und so weiter.
00:35:20: Da gibt es auch ganz schöne Ergebnisse.
00:35:22: Das ist aber wie gesagt auch immer von den Ausgangsbedingungen abhängig.
00:35:26: Und wie sieht die Nachsorge dann aus?
00:35:28: Also ist mit der OP dann quasi erstmal alles erledigt, was dann die Behandlung vom Lib
00:35:31: Yodem angeht oder wie geht es weiter für Betroffene?
00:35:33: Na ja, für die Patientin geht es dann erst los.
00:35:36: Ja, das stimmt.
00:35:38: Also das ist ein ganz schöner Ritt, das haben wir ja gerade schon gehört.
00:35:41: Und dazu gehört auch, dass man sich gut vorhat, auch vorbereitet.
00:35:45: Danach geht es, die Kompression ist total wichtig, dass man die Konsequenzen 24/7 trägt über
00:35:49: eine längere Zeit.
00:35:50: Die Lümpfdrainage ist wichtig.
00:35:51: Da gibt es W, da muss man sich richtig wieder zurückkämpfen.
00:35:55: Also insofern ist Nachsorge natürlich wichtig.
00:35:58: Kompression, Lümpftrainage, solche Dinge, Hilfestellungen zu Hause.
00:36:02: Auch da kann ich immer wieder eine Landshilfe, die Selbsthilfegruppen brechen, die häufig
00:36:06: sehr gute Tipps haben, wie man zu Hause gut klarkommt, die ich oft als Arzt gar nicht
00:36:10: so habe.
00:36:11: Und dann haben wir ja gerade gehört.
00:36:14: Also ich spreche immer von dem Heiljahr, das bräuchte auch meinen Patientinnen ein,
00:36:18: dass es diese Zeit braucht, die braucht es aber bei fast allen anderen Sachen auch.
00:36:22: Weil mir das wichtig ist, dass dieser Horizont im Kopf ist und man eben nicht denkt, okay,
00:36:26: ich lass mich operieren und wenn ich sage, nach sechs Wochen könnt ihr eigentlich wieder
00:36:29: alles machen, dann heißt es, man kann theoretisch, man darf, wieder alles machen.
00:36:32: Das heißt noch lange nicht, dass man es kann.
00:36:34: Aber auch da ist eben Wundheilung und Gewebsregenerationen total unterschiedlich.
00:36:41: Also das gibt Patientinnen, die wirklich zu knappsten haben, auch für eine längere Zeit.
00:36:44: Eine Patientin, die ist Landärztin, die sagt, ich kann meine Praxis nicht zumachen.
00:36:51: Die habe ich freitags operiert, die standen Montags wieder in ihrer Praxis.
00:36:55: Das ist unterschiedlich.
00:36:57: Und da gibt es eine ganz große Bandbreite.
00:36:59: Wichtig ist, dass man ein gutes Behandlerumfeld hat und dass wir das begleiten und dass das
00:37:05: eben erfahrene Leute sind.
00:37:07: Weil man eben individuell darauf reagieren muss.
00:37:09: Die Patientin muss gut darauf vorbereitet sein.
00:37:11: Ich finde, dass unsere lieb-e-dem-Patientinnen extrem gut sind.
00:37:15: Sie sind meistens extrem gut vorbereitet, die kennen sich aus.
00:37:18: Sie sind compliant, die machen echt gut mit.
00:37:20: Insofern ist es total dankbar, weil die echt super mitmachen.
00:37:24: Und deswegen ist es auch oft so ein großer Therapieerfolg.
00:37:28: Ja, sehr gut.
00:37:29: Wo Sie das gerade sagen, dass es sehr individuell ist, das habe ich tatsächlich im Austausch
00:37:35: mit anderen Patientinnen, die operiert wurden, auch erlebt.
00:37:38: Also jeder Lebensumstand ist anders, manche müssen noch zu Hause Kinder versorgen.
00:37:43: Ich bin Studentin, dementsprechend hatte ich da jetzt relativ wenig Verantwortung.
00:37:48: Aber ich hatte am Anfang auch gehört, okay, es gibt Leute, die nach zwei Tagen wieder im
00:37:54: Büro sitzen.
00:37:55: Bei mir war das überhaupt nicht der Fall.
00:37:57: Ich habe mindestens eine Woche gebraucht, um mit meinem Kreislauf, mit den Bewegungen
00:38:02: und allem wieder klarzukommen.
00:38:04: Man muss auch sagen, wenn man da aus der OP kommt und nach Hause geschickt wird, sich
00:38:09: erst mal selbst zu versorgen, das ansehen zu können, dass alles grün und blau ist, muss
00:38:16: man, glaube ich, auch erst mal können.
00:38:17: Aber es lohnt sich, muss man auch sagen.
00:38:20: Also es ist eine unfassbare Belastung.
00:38:22: Man sollte mit relativ wenig Ansprüchen an sich selber, glaube ich, auch ran gehen, dass
00:38:28: man das und das wieder machen muss, wenn man sich das leisten kann, dass man diese Einspannleitung
00:38:33: haben kann.
00:38:34: Und man sollte auch einfach sehr, ja, sehr gnädig mit sich selber sein.
00:38:40: Also das, was man da macht, um gesünder zu werden.
00:38:45: Also es ist ja immer noch eine chronische Krankheit.
00:38:47: Und wie gesagt, es bleibt an dem lang, dass ein das irgendwie mitnimmt und verfolgt.
00:38:52: Aber man macht das, wie gesagt, nicht einfach mal so aus Spaß.
00:38:58: Und das sollte man sich auch, glaube ich, sich selber immer wieder vor Augen halten, wenn
00:39:03: man dann irgendwie enttäuscht ist, weil man gerade noch nicht das kann, was man sich
00:39:07: vielleicht erhofft hat nach der OP.
00:39:09: Ja, ganz wichtig.
00:39:12: Gibt es denn andere Möglichkeiten außer der Operation, die man noch einschlagen kann?
00:39:15: Also wir haben von den konservativen Sachen gesprochen.
00:39:17: Wir hatten das Thema Hormone.
00:39:19: Jetzt fragt man sich ja, kann man Hormone vielleicht hinzuführen, damit so was ausgeglichen wird?
00:39:23: Gibt es da irgendwie schon Studien zu oder auch das Thema Fett wegspritzen?
00:39:27: Wir haben ja auch schon mal so angerissen, gibt es da schon erste Überlegungen, wie
00:39:31: man vielleicht noch andere Methoden nutzen kann?
00:39:34: Also Überlegungen gibt es aber, es gibt keine Erkenntnisse.
00:39:36: Also ich hoffe sehr, dass wir in zehn Jahren, vielleicht auch hoffentlich schneller, aber
00:39:42: dass wir da sitzen und mehr wissen.
00:39:44: Und es gibt eine Tablette dagegen und wir sagen, boah, was haben wir da gemacht vor zehn Jahren?
00:39:48: Alle Patientinnen operiert, das hoffe ich.
00:39:51: Im Moment ist es aber leider nicht so.
00:39:53: Wir wissen auch, also kommen viele Patientinnen zu mir und sagen, was ist denn, wenn ich jetzt
00:39:57: schwanger werde und ich kann auch sagen, ich weiß es nicht.
00:39:59: Es kann sein, dass es einen Schub gibt, es kann auch sein, dass nichts passiert.
00:40:01: Ne?
00:40:02: Ne, wir wissen es nicht.
00:40:04: Wenn Sie jetzt diese Osempik-Spritzen und so ansprechen, also GEP-Medikamente, dann wissen
00:40:12: wir es auch noch nicht.
00:40:13: Wir haben jetzt die ersten Patientinnen mit diagnostizierten Liebedehmen, die auch mit
00:40:18: solchen Medikamenten behandelt werden.
00:40:20: Und haben jetzt eine Studie aufgelegt und beobachten die natürlich, weil wir sehr gespannt
00:40:23: sind, ob sich das aufs Liebedehmen auswirkt oder nicht.
00:40:27: Aber das sind erst noch ein paar wenige.
00:40:29: Also auch da müssen wir wissen, hoffentlich passiert da was.
00:40:33: Aber das ist eine totale Black Blocks, das wissen wir nicht.
00:40:35: Also im Moment gibt es neben der Kompassionstherapie, der Lymphstrinage und der Operation, diese
00:40:40: Begleitendfaktoren wie Sport, Ernährung, psychische Gesundheit, also diese psychische Gesundheit,
00:40:47: über die wir gerade gesprochen haben, die ist ja echt erheblich.
00:40:49: Ich würde auch gerne noch mal was zu anfügen.
00:40:51: Ich habe hier mal beschrieben, was sie da belastet.
00:40:53: Und das sind wirklich ganz vielschichtige Belastungen.
00:40:57: Sind die, die wir gehört haben, es ist natürlich auch eine Stigmatisierung, es ist oft die
00:41:01: Sorge, kann ich meine Kinder versorgen, wie wird das mit meinem Arbeitsplatz sein.
00:41:05: Man muss auch immer sehen, finde ich, das ist für mich immer sehr eindrucksvoll.
00:41:10: Das ist ja auch keine Rücksichtnahme da.
00:41:12: Also ich muss mich mit Schmerzen durch den Alltag kämpfen, das kostet mich viel mehr
00:41:16: Kraft als alle anderen.
00:41:18: Aber ich kriege ja nicht mehr Regenerationszeit.
00:41:21: Und das ist auch was, was ich phänomenologisch interessant finde, weil es eben dadurch,
00:41:25: dass es aus meiner Sicht eine Frauenerkrankung ist, ist eben weniger Warnes- und Rücksichtnahme
00:41:30: da.
00:41:31: Das ist ja genauso wie bei Menstruationsbeschwerden.
00:41:33: Ich habe das neulich als Sachverständiger im Bundesgesundheitsausschuss gesprochen,
00:41:38: habe gesagt, ich würde mich mal interessieren, wie das wäre, wenn Männer Menstruationsbeschwerden
00:41:43: hätten, wie es mit unseren Arbeitsunfähigkeitstagen aussehen würde.
00:41:47: Wir haben das bei der Endometriose erlebt, wo lange Jahre gesagt wurde, die stellen
00:41:51: sich an oder sind.
00:41:52: Und das ist eben bei Libidim auch ein Problem, weil wir haben keinen messbaren Marker.
00:41:58: Sobald wir den haben, wird es auch viel einfacher, dass wir Blut abnehmen können und einen
00:42:01: Marker bestimmt sagen, wie die Patienten hatten Libidim und die nicht, haben wir nicht.
00:42:05: Die Pferdverteidungsstörung ist manchmal total klassisch, super schlank geteilte und dann
00:42:10: ganz zick beinahe.
00:42:11: Das ist aber eher so ein prägnantes Beispiel, häufig ist es eben nicht so.
00:42:15: Und Schmerz ist eben sehr subjektiv.
00:42:17: Also deswegen ist es mir schwierig zu stellen, die Diagnose.
00:42:21: Und das macht es natürlich dann noch mal schwieriger.
00:42:23: Ja, da sind wir ja schon eigentlich bei dem Punkt, was man sich so ein bisschen wünscht,
00:42:27: auch wie das Bewusstsein für Libidim mehr geschaffen werden kann.
00:42:31: Haben Sie da vielleicht so, ja, wünscht, die Sie an die Gesellschaft, aber auch an die
00:42:34: medizinische Gesellschaft vielleicht stellen würden, damit auch solche Patienten schneller
00:42:38: vielleicht ja den Sting geholfen werden kann?
00:42:40: Definitiv, also da setze ich mich sehr für ein und das passiert auch.
00:42:46: Also gemeinsam mit meinen Vorstandskolleginnen und Vorstandskolleginnen, der Libidim-Disessert
00:42:50: führen wir sehr viel Gespräche und da ist auch sehr viel Bereitschaft da.
00:42:53: Ich habe, glaube ich, mit fast jeder Bundestagsfraktion und Landtagsfraktion schon gesprochen, die
00:42:58: sich aktiv an uns wenden und was wir sprechen mit den Krankenkassen und so weiter.
00:43:04: Also da passiert auch eine ganze Menge.
00:43:05: Und dieses Krankheitsbild setzt sich auch durch, auch in der Lehre.
00:43:10: Es braucht halt ein bisschen Zeit und es ist auch noch eine relativ, also in der Diagnostik,
00:43:16: in der Diagnose Stellung noch eine relativ junge Erkrankung, die uns überrascht hat,
00:43:20: weil das doch relativ viele Frauen auch betrifft und auch ein Stück weit aus meiner Sicht
00:43:28: sich ganz interessant entwickelt hat, weil das eine Erkrankung ist, die uns zu Bewusstsein
00:43:31: gekommen ist, eher dadurch, dass sich die Frauen organisiert haben und gesagt hat,
00:43:35: hey, wir haben da ein Problem und Libidim, als dass das über die medizinische Seite kam.
00:43:41: Auch das ist eine Entwicklung, die, glaube ich, viel auch mit Social Media und so zu tun hat,
00:43:46: dass es solche Möglichkeiten gibt.
00:43:47: Ja, der Vernetzung möglich wurde, ne?
00:43:49: Genau.
00:43:50: Und dass sich Selbsthilfegruppen bilden können, auch online über weitere Strecken und so weiter.
00:43:55: Aber ich finde im Moment tut sich eine ganze Menge.
00:43:57: Es geht natürlich immer noch nicht schnell genug, aber es tut sich eine ganze Menge.
00:44:01: Ja, das ist ja erfreulich.
00:44:03: Annalena, wie würdest du denn jetzt sagen, geht es dir jetzt heute nach der Operation,
00:44:06: nach der Diagnose?
00:44:07: Und was würdest du vielleicht auch anderen Betroffenen gerne mitgeben, die vielleicht
00:44:10: noch nicht an dem Punkt sind, an dem du jetzt bist, auch wenn es jetzt Stadium 1 war, was
00:44:13: trotzdem natürlich nicht schön ist, aber generell?
00:44:16: Ich muss sagen, mir geht es heute wirklich gut.
00:44:19: Also ich bin sehr dankbar, dass ich diese Operationen machen konnte und dass es auch wirklich etwas
00:44:26: gebracht hat.
00:44:27: Und auch heute, wenn ich mich mit anderen Betroffenen irgendwie auseinandersetze, mit ihnen rede,
00:44:35: ich bin immer noch in dieser Studie verankert, dass ich kontrolliert werde, dann merke ich
00:44:41: auch immer wieder, was das für eine Last ist.
00:44:43: Sie hatten gerade von der Einschränkung gesprochen.
00:44:45: Ich kenne Betroffene, die den Beruf aufgeben mussten und ähnliches.
00:44:50: Und da zeigt es mir auch immer wieder, dass sich der Weg gelohnt hat und dass ich mich
00:44:55: sehr glücklich schätzen kann, jetzt wirklich einschmerzfrei zu leben.
00:44:59: Und ich kann jeder Betroffenen, die gerade die Diagnose bekommen hat, auf jeden Fall
00:45:07: ans Herz legen, für sich selber einzustehen.
00:45:10: Also gegenüber anderen Menschen, die diese Krankheit nicht kennen, aufzuklären, gegenüber
00:45:17: Ärzten auch standhaft zu bleiben.
00:45:20: Ich habe das auch erlebt, dass manche Ärzte diese Krankheit überhaupt nicht kennen und
00:45:26: auch die konservative Therapie so gut es geht zu machen.
00:45:31: Also Strumpfhose anziehen ist nicht das Netteste und wie gesagt Lymphdrinne, du musst auch
00:45:35: nicht immer angenehm sein.
00:45:37: Aber mir persönlich war es immer super wichtig, eine Physiotherapie Praxis zu haben, in der
00:45:42: ich mich wohlfühle.
00:45:44: Man verbringt da mindestens ein, zwei Stunden die Woche, die Leute sich öfter als manche
00:45:49: Freunde von mir und gleichzeitig auch ein gutes Sanitätshaus zu bekommen.
00:45:55: Also diese Strumpfhose trägt mich den ganzen Tag wie eine zweite Haut durch die Welt
00:46:00: und beim Fahrradfahren, beim längeren Stehen, einfach gucken, dass die Strumpfhose passt,
00:46:08: dass man keine Schmerzen hat, nichts irgendwie einschnürt und dementsprechend da sich auch
00:46:14: die Zeit nehmen, immer mal wieder was Neues auszuprobieren, anzupassen und unabhängig
00:46:20: von dieser konservativen Therapie auf jeden Fall auch noch aus einem eigenen Körper zu
00:46:25: hören.
00:46:26: Also inzwischen gibt es super viele Betroffene, die auch Social Media darüber berichten.
00:46:31: Es gibt Informationen im Internet.
00:46:33: Ich weiß noch am Anfang habe ich nach der Universallösung gesucht und habe gehört,
00:46:40: du musst dich so und so ernähren, du musst das und das machen und am Ende war ich glaube
00:46:44: verwirrte als vorher.
00:46:45: Einfach schauen, was tut einem gut und natürlich darf man die Krankheit nicht vergessen und
00:46:53: man sollte nicht nur die konservative Therapie machen, sondern auch noch gesund ernähren,
00:46:58: Sport machen.
00:46:59: Aber wenn man Gesprächsbedarf hat, eine Selbsthilfegruppe suchen und wenn man nicht darüber reden
00:47:04: möchte, ist das auch okay.
00:47:06: Also auf sich selber zu hören, was tut mir gut und wie viel Raum möchte ich oder muss
00:47:12: ich dieser Krankheit in meinem Leben geben?
00:47:14: Tolle Einstellung.
00:47:15: Und gleichzeitig wünschen wir uns, dass es eben Zentren gibt, Behandlungzentren, weil
00:47:20: wir feststellen, dass das natürlich ganz wichtig ist, dass der Kompressionsversorgung
00:47:24: oder die Kompressionsversorgung Ernährungsberatung, operative Therapie und so weiter, dass
00:47:28: es ineinander greift.
00:47:29: Wir haben hier im Münster, haben wir so eine Struktur mit all diesen Komponenten und all
00:47:35: diesen Playern, dadurch dass unsere Patientinnen aber aus ganz Deutschland kommen, von Regensburg
00:47:42: bis, weiß ich nicht, wohin, ist das natürlich schwierig, weil wir das dann in dieser großen
00:47:47: Fläche nicht umsetzen können.
00:47:48: Und deswegen ist es wichtig und auch die einzige Chance im Moment, dass sich die Patientinnen
00:47:53: selber engagieren und kümmern und sich solche Strukturen sozusagen in ihrem Umfeld schaffen.
00:47:57: Das geht auch, dass es mal leichter, mal schwieriger, je nachdem, wo man lebt oder wie die Verhältnisse
00:48:03: vor Ort sind, aber es ist natürlich total wichtig für den Therapie-Erfolg.
00:48:06: Ja, ja schön, dass es da jetzt müssen, es auch unter Betroffenen so eine Vernetzung gibt
00:48:09: und man irgendwie da nicht so ganz alleine vielleicht mit der Diagnose ist.
00:48:12: Uns haben natürlich auch wieder Fragen aus unserer Community erreicht, jetzt unabhängig,
00:48:16: dass wir heute an der Lena hier hatten, die sogar aus ihrer Perspektive Fragen mitbringen
00:48:19: konnte, die wir hier eingearbeitet haben.
00:48:21: Aber eben auch von draußen haben uns welche geschrieben und vielleicht können wir die
00:48:25: nochmal kurz beantworten.
00:48:26: Nachgefragt.
00:48:27: Fragen aus der Community.
00:48:29: Wir haben es gerade schon einmal gehört, Lymphdrainage hattest du, die Frage, wie sinnvoll
00:48:35: ist denn so ein Lymphdrainage-Gerät?
00:48:36: Ich weiß gar nicht, ob man sich das auch selber zu Hause anschaffen kann oder ob das professionell
00:48:39: immer sein muss.
00:48:40: Wie sinnvoll ist das in dem Zusammenhang?
00:48:41: Also die gibt es auch für zu Hause, da muss man dann auch drum kämpfen, dass man die
00:48:44: bekommt.
00:48:45: Ich finde die super.
00:48:46: Wir haben die auch in der Klinik für postoperative Anwendungen.
00:48:50: Die können das ergänzen oder ersetzen, insofern ist das gut.
00:48:53: Wie gesagt, sie sind teuer, die muss man dann auch händeln können.
00:48:55: Also es ist auch nicht für jede Patientin was, aber prinzipiell sind die nicht schlecht.
00:49:01: Können uns was bringen, sehr gut.
00:49:03: Wie nimmt man denn trotz oder mit Lip Odem ab?
00:49:06: Ist das überhaupt möglich, wenn man an der Erkrankung leidet?
00:49:09: Ja, ist es.
00:49:10: Auch das hängt wieder ganz stark von den Faktoren ab.
00:49:14: Was liegt da vorne an die Positas oder was ist das Problem?
00:49:16: Deswegen muss man es auch individuell behandeln.
00:49:19: Ich kann mir empfehlen, sich darum zu kümmern, dass man eine gute Ernährungsberatung bekommt,
00:49:24: weil die auch nicht nur Ernährungsberatung macht, sondern eben auch Sportangebote, wo
00:49:27: man auch immer gucken muss, wie ist denn die Ausgangssituation.
00:49:30: Es gibt Patientinnen, die sind so fit, die können regulär Sport machen.
00:49:33: Bisschen zu Patienten, die starten erstmal mit Stuhlgymnastik oder Aquawassergymnastik,
00:49:38: weil das sozusagen auch geht, wenn man sich nicht so gut bewegen kann.
00:49:41: Da braucht man Anleitung führen und das kann man sich auch holen.
00:49:45: Das braucht Engagement, um das zu bekommen, aber das ist ganz wichtig, dass man das eben begleitet tut.
00:49:50: Du hast das Thema Kompassionsstrümpfer schon angesprochen, dass es bei dir seine Allzweckwaffe
00:49:54: aktuell im Alltag auch, wenn sie nicht so schön sind, sinnvoll haben wir eigentlich auch schon beantwortet.
00:49:58: Würden Sie auch nochmal bestätigen, dass diese Tragen von den Strümpfen, egal ob vor,
00:50:02: mit, nach, OP, wie auch immer sehr hilfreich ist?
00:50:04: Absolut. Also es gibt diese Fälle, diese wenigen, wo Patientinnen sagen,
00:50:07: kann es eigentlich nicht gut haben. Da muss man dann auch mal tatsächlich gucken, wo das Problem dann liegt.
00:50:12: Aber grundsätzlich ja absolut machen, weil es lindert, weil es hilft.
00:50:17: Das ist schon mal ein ganz wichtiger Faktor und weil man es nach der OP auch unbedingt braucht.
00:50:22: Perfekt. Ja, die anderen Fragen haben wir tatsächlich alle schon beantwortet.
00:50:25: Wir sind eigentlich auf alles heute schon eingegangen.
00:50:27: Ich würde jetzt zum Abschluss gerne noch einmal dieses gesellschaftliche Thema kurz betreuen,
00:50:31: wo wir eigentlich gerade stehen. Also wir sind jetzt an dem Punkt, dass LibYODEEM aktuell,
00:50:36: unabhängig von der Studie, nur ab Stadium 3 von den Krankenkassen übernommen wird.
00:50:41: Und wir aber vielleicht hoffen, dass sich das dieses Jahr mit Entwicklung oder Auswertung
00:50:44: der Studie ändert. Habe ich das richtig wiedergegeben?
00:50:47: Richtig, genau. Also im Moment ist es so, dass es nur im Stadium 3 und auch nur unter bestimmten Voraussetzungen,
00:50:51: also nicht jede Stadium 3 Patientin qualifiziert sich dafür.
00:50:57: Und das ist das Problem, dass eben die Patientinnen im Stadium 2 oder im Stadium 1,
00:51:01: also es gibt Einzelfallentscheidungen der Krankenkassen, die sind aber sehr restriktiv.
00:51:07: Es bei Privatkrankkassen auch manchmal noch mal anders als bei Gesetzlichen.
00:51:11: Aber eine Vielzahl der Patientinnen muss das dann selber bezahlen.
00:51:17: Und das macht es natürlich wirklich schwierig und deswegen hoffen wir, dass sich diese Situation
00:51:22: zeitnah erinnern wird.
00:51:23: Dann hoffen wir viel in dieses Jahr oder vielleicht hört sich jemand die Folge ja auch erst im nächsten Jahr an
00:51:27: und hat dann schon erste Erkenntnisse, die wir jetzt an dieser Stelle noch gar nicht haben.
00:51:31: Aber wir sind mal vorsichtig optimistisch, dass vielleicht auch Dank der Studie und solchen Menschen wie die Annalena,
00:51:35: die auch Teil dieser Studie sind, muss man ja auch mal ganz klar sagen, dass es auch immer toll ist,
00:51:38: wenn Menschen Teil an Studien sind, dass da vielleicht viele Erkenntnisse kommen.
00:51:43: Vielen Dank erstmal meine beiden Gäste heute, die wirklich super viele Infos gegeben haben,
00:51:47: aber auch an dich danke nochmal, dass du so tolle Einblicke in deinen privaten,
00:51:52: ich nenn es jetzt mal Leidensweg, aber der jetzt hoffentlich auch ein bisschen weniger leidend ist.
00:51:56: Danke, dass du heute so ehrlich über deine Erfahrungen gesprochen hast.
00:52:00: Das war wirklich ganz wertvoll.
00:52:01: Und wie gesagt, wir hoffen glaube ich alle drei, dass das Krankheitsbild zukünftig schneller und besser erkannt wird
00:52:07: und auch behandelt wird, damit Betroffenen möglichst zeitnah und gut geholfen werden kann.
00:52:11: Also nochmal vielen, vielen Dank.
00:52:13: In unserer nächsten Folge drehen wir dann die Besetzung quasi einmal oben.
00:52:17: Da ist dann Anja hier und ich nicht.
00:52:19: Und sie spricht da mit einem Experten und einer Patientin zum Thema Organspende.
00:52:24: Und es könnte auch nicht passender sein, denn im Juni ist auch Weltorganspendetag.
00:52:27: Und mit Professor Stefan Reuter, Leiter des UK Nierentransplantationszentrum und einer Patientin,
00:52:33: schaut Anja dann eben auf den Fall von Sophie, so heißt sie,
00:52:36: die im letzten Jahr eine lebendene Spende von ihrem Vater bekommen hat.
00:52:39: Hört da also auf jeden Fall auch gerne rein, da gibt es dann auch ganz interessante Einblicke
00:52:43: und wichtige auch vor allem zum Thema Organspende und warum wir eigentlich alle da auch ein bisschen mehr darüber Bescheid wissen sollten.
00:52:48: Wir hören uns dann erst im Juli wieder.
00:52:50: Bis dahin bleibt wie immer gesund, abonniert und like diesen Podcast.
00:52:54: Lasst auch gerne ein Kommentar da, erzählt uns gerne wie euch die Folge gefallen hat
00:52:58: und generell das Thema Libyodem euch vielleicht auch im Alltag beschäftigt.
00:53:02: Vielen Dank und bis zum nächsten Mal.
00:53:04: [Musik]
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