Weibliche Hysterie und schlimme Männergrippe? So wird Medizin geschlechtersensibel
Shownotes
Frauen und Männer empfinden Schmerzen unterschiedlich. Körperliches und auch seelisches Leid werden aber nicht nur anders gefühlt, sondern traditionell auch anders geäußert, weiß Prof. Bettina Pfleiderer: Geschlechtersensible Medizin ist ihr Thema. Sie ist Ärztin am Universitätsklinikum Münster (UKM) und forscht an der Universität Münster zu diesem Thema. In der aktuellen Folge sprechen wir mit ihr darüber, welches Geschlecht schmerzempfindlicher ist, warum Medikamente meist an jungen Männern entwickelt werden und wie sich zum Beispiel Krankheiten wie der Herzinfarkt mit geschlechterspezifisch jeweils unterschiedlichen Symptomen äußern. Denn es gibt nicht die eine Medizin für Frauen und Männer.
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00:00:00: Risiko und Nebenwirkung - ein Podcast der Uniklinik Münster.
00:00:05: Hallo und herzlich willkommen zu unserer zweiten Ausgabe unseres Podcasts Risiko und
00:00:13: Nebenwirkung.
00:00:14: Wir haben uns hier vorgenommen, einen Experten oder eine Expertin einzuladen, mit der wir
00:00:19: für euch medizinische Fragen besprechen, die nicht ganz offensichtlich sind, aber trotzdem
00:00:23: total spannend und gesprächswertig.
00:00:25: Ich heiße Anja Wengenrod und ich bin Félia Holtermann.
00:00:28: Und wir haben heute das große Vergnügen, Professorin Bettina Pfeiderer bei uns zu haben.
00:00:33: Bettina Pfeiderer ist Ärztin am UKM, sie arbeitet in der klinischen Radiologie und sie
00:00:37: forscht an der Universität Münster zum Thema geschlechter-sensible Medizin.
00:00:42: Medizin ist nämlich durchaus nicht gleich für Mann und Frau, Erkrankungen beispielsweise
00:00:47: können ganz unterschiedlich aussehen und dementsprechend natürlich auch die Behandlung.
00:00:51: Schmerzen sind bei Männern und Frauen ganz anders und wir klären auf, welches Geschlecht
00:00:56: denn jetzt zum Beispiel wirklich schmerzempfindlicher ist und auch mit Blick auf Medikamente ticken
00:01:00: Männer und Frauen völlig unterschiedlich.
00:01:02: Das alles und mehr besprechen wir heute mit Professorin Bettina Pfeiderer.
00:01:07: Erstmal herzlich willkommen bei uns in unserem neuen Podcast der Uniklinik Münster.
00:01:11: Hallo Frau Pfeiderer, stellen Sie sich doch einmal selbst vor.
00:01:14: Mein Name ist Bettina Pfeiderer, ich bin Ärztin, bin aber auch promovierte Chemikerin und
00:01:22: mich begeistert alles was anders ist oder was spannend ist und ja, ich bin gleichzeitig
00:01:30: sehr international unterwegs, war also Präsidentin des Weltärztinbundes von 2016 bis 2019,
00:01:37: trassiere mich auch für spannende Dinge wie, wie geht Gleichberechtigung zwischen Männern
00:01:42: und Frauen, wie Ticken, Gehirne, finde ich übrigens super spannend, ich bin auch Hirnforscherin
00:01:47: und ich freue mich jetzt hier zu sein.
00:01:49: Wir wollen jetzt natürlich heute auch nicht in diesem Podcast den Geschlechterkrieg ausrufen
00:01:53: und nicht unbedingt die Stereotype bedienen, wie zum Beispiel die klassische Männergrippe,
00:01:57: kennt ja jeder diesen Begriff.
00:01:59: Trotzdem haben ja solche geschlechterspezifischen Zuschreibungen und Vorurteile vielleicht ja
00:02:03: auch ein klitz der kleinen Funken Wahrheit in sich.
00:02:05: Bevor wir jetzt aber so richtig hineintauchen in das Thema, vielleicht können sie uns ja
00:02:09: mal erklären, was meinen wir überhaupt jetzt mit Geschlecht in diesem Kontext, wenn wir
00:02:13: darüber sprechen.
00:02:14: Wie ist ja Geschlecht, Gender, Sex, wo ist da überhaupt der Unterschied und was heißt
00:02:19: jetzt geschlechtergerechte Medizin?
00:02:21: Ja, also Geschlecht bedeutet tatsächlich im Deutschen, dass es sowohl das biologische
00:02:26: Geschlecht hat als das soziale Geschlecht und Gender ist nichts anderes als das soziale
00:02:32: Geschlecht.
00:02:33: Also das heißt zum Beispiel, wen Beruf habe ich, wie arbeite ich, wie viel Einkommen habe
00:02:38: ich, wie ticke ich.
00:02:41: Wie ist meine Familie, das ist vom sozialen Rollen.
00:02:45: Dann das biologische Geschlecht ist in der Medizin tatsächlich super wichtig.
00:02:49: Wie bin ich XX, also Frau oder XY?
00:02:54: Also die Chromosomen jetzt?
00:02:56: Genau, die Chromosomen.
00:02:57: Es ist auch wichtig, wie groß ist meine Leber.
00:03:00: Zum Beispiel, Frauen haben einfach eine Leber, die ist ein bisschen kleiner, ticke ein bisschen
00:03:04: anders, Verstoff wechselt Medikamente anders, ist natürlich wichtig.
00:03:08: Die Niere von Männern ist größer als die von Frauen, ist natürlich auch wieder wichtig,
00:03:12: wenn wir jetzt Medikamente für Stoff wechseln wollen.
00:03:15: Also diese Biologie können tatsächlich überhaupt nicht ändern.
00:03:18: Das ist selbst wenn ich mich jetzt gar nicht weiblich fühle, ich bin aber Frau von meinen
00:03:23: Chromosomen, ist das letztendlich der Leber egal.
00:03:26: Die ist halt weiblich biologisch gesehen.
00:03:28: Also ist das wichtig und es kann man auch nicht voneinander trennen tatsächlich.
00:03:33: Also Biologie und soziale Umgebung sind einfach total eng verwurzelt.
00:03:39: Da sieht man schon daran, wenn man gestresst ist, dann ist das Immunsystem nicht so fit
00:03:43: und dann kriegt man leichter eine Erkältigung.
00:03:46: Stress ist Umwelt, was stresst mich und Biologie ist das Immunsystem.
00:03:50: Also ist das total verbunden.
00:03:53: Und die geschlechtersensible Medizin, um die geht es eigentlich, ist es nicht geschlechtergerecht,
00:03:58: sondern sensibel.
00:03:59: Da geht es tatsächlich darum, dass man beide Faktoren berücksichtigt und überlegt, welchen
00:04:04: Einfluss haben diese Faktoren auf Gesundheit, Krankheit, Symptome, Therapie und Therapieerfolg.
00:04:12: Bevor wir da nochmal drauf kommen, was bestimmen denn jetzt eigentlich die Geschlechtskommensum
00:04:16: oder Hormone biologisch gesehen?
00:04:18: Würden wir ja gerne die Frage beantwortet haben, die wahrscheinlich viele Menschen da
00:04:22: draußen interessiert.
00:04:23: Welches Geschlecht ist denn jetzt tatsächlich?
00:04:26: Schmerzempfindlicher sind es Frauen, die ja auch Geburten aushalten müssen oder sind
00:04:31: es Männer, die da eigentlich härter im Leben sind?
00:04:33: Kann man das sagen?
00:04:35: Also hertermiehen bei Männern würde ich sagen ist ein Steffy-Tipp, ist ein Vorteil.
00:04:40: Aber es ist tatsächlich so, dass Frauen schmerzempfindlicher sind.
00:04:45: Das stimmt tatsächlich.
00:04:46: Also wenn man die gleiche Menge, was auch immer jemand das messen will, bei Männern und
00:04:50: Frauen anwenden würde, würden Frauen tatsächlich mehr Schmerzen empfinden.
00:04:55: Allerdings weiß man, dass Frauen besser mit Schmerzen umgehen können.
00:04:58: Die wirken dann so ein bisschen, ja, es kann ja ihr euch gar nicht so wehtun, weil sie
00:05:04: dann relativ scheinbar gelassen da sitzen, obwohl sie große Schmerzen haben, weil die
00:05:09: einfach auch andere Strategien haben, wie sie mit diesem Schmerz umgehen.
00:05:12: Und bei Männern da ist tatsächlich der Vorteil, dass sie hart im Nehmen sind, wie sie es
00:05:18: sagten.
00:05:19: Und wenn dann ein Mann seinen Schmerz äußert, denkt man, es muss unfassbar wehtun.
00:05:23: Denn wenn ein Mann schon der so hart im Nehmen ist, seinen Schmerz äußert, muss es tatsächlich
00:05:28: wehtun.
00:05:29: Also haben wir mehr die Vorteile.
00:05:30: Aber woran liegt das?
00:05:31: Liegt das an den gesellschaftlichen Vorstellungen und Zuschreibungen?
00:05:34: Sind wir vielleicht sozial so geprägt?
00:05:36: Oder gibt es tatsächlich Faktoren, die machen, dass ich vielleicht mehr Schmerzen aushalten
00:05:41: kann als Frau?
00:05:42: Naja, ich denke, eine Sache ist ganz klar, das ist, dass Frauen Kinder bekommen können
00:05:48: und schwanger schafft, beziehungsweise Geburt ist sehr schmerzhaft.
00:05:52: Das macht wahrscheinlich Sinn, dass man als Frau damit relativ gut umgehen kann, sonst
00:05:57: würde wahrscheinlich keine Frau mehr ein Kind bekommen wollen nach den Erfahrungen.
00:06:00: Ja, und tatsächlich ist es so, wir haben ja auch bestimmte Geschlechtshormone.
00:06:05: Die Frauen bei denen ist es östro-gen und bei den Männern das Testestoron.
00:06:09: Und bei das Testestoron von dem Weißmann, das Männisch- und Schlechtshormon, das ist
00:06:13: schmerzenreduziert.
00:06:14: Und das macht auch Sinn von der Evolution, denn die Männer überlebten wahrscheinlich
00:06:20: die Gejagt haben in der Steinzeit und hatten nicht so viel Schmerzen, weil die konnten
00:06:25: dann sich in Sicherheit bringen, die weniger Schmerz empfindlich waren.
00:06:28: Und deswegen, glaube ich, war das einfach ein Vorteil damals.
00:06:32: Jetzt sind Schmerzen ja das eine, aber wie behandle ich denn diese Schmerzen?
00:06:36: Wir haben ja vorhin schon einmal bei das Thema Medikamente, da haben Sie kurz angerissen.
00:06:39: Wie ist das denn jetzt, wenn man Schmerzen hat und Medikamente benötigt?
00:06:42: Das kann ja jetzt von der Parazitha-Molta-Blätte über irgendwie Morphium gehen, das ist ja
00:06:46: ganz unterschiedlich.
00:06:47: Und brauchen da beide Geschlechter auch unterschiedliche Dosen oder auch vielleicht Medikamente?
00:06:52: Was spielt da eine Rolle?
00:06:53: Sind da auch die Hormone wieder vielleicht, die da einen Einfluss haben?
00:06:56: Wie sieht das aus?
00:06:57: Ja, also ganz klar, man muss erstmal überlegen, was für ein Medikament ist das, das wir geben
00:07:04: wollen.
00:07:05: Also wir können jetzt nicht Medikamente in den Topf werfen und trüren.
00:07:09: Man weiß aber tatsächlich, wie ich vorhin schon sagte, dass einfach Medikamente unterschiedlich
00:07:15: verstoffwechselt werden und dann unterschiedlich schnell aus dem Körper kommen.
00:07:19: Und grundsätzlich kann man sagen, dass Frauen mehr Nebenwirkungen haben als Männer.
00:07:25: Liegt unter anderem, weil wir vielleicht ein bisschen mehr Fettgewebe haben und Medikamente,
00:07:30: die fettfreundlich sind, also wir nennen das Lipophil, die bleiben einfach bei Frauenlänge
00:07:35: im Körper.
00:07:36: Und deswegen macht es schon Sinn, wenn man Dosis reduziert und so, dass Sie hatten ja
00:07:42: das Beispiel schon Parazitha-Molta.
00:07:44: Das ist ja auch ein Schmerzmittel, allerdings wird es mehr für Fiebersenkung eingesetzt,
00:07:49: aber auch für Schmerzen.
00:07:50: Und da weiß man, dass das Parazitha-Molta bei Frauen schlicht und ergreifend nicht so
00:07:56: effektiv abgebaut wird.
00:07:58: Deswegen haben wir mehr im Blut oder im Körper und wenn wir zu viel davon nehmen, wird unsere
00:08:04: Leber geschädigt.
00:08:05: Also muss man da sehr aufpassen, weil wir da einfach nachteil sind.
00:08:09: Das heißt, da müsste man auch Behandler wahrscheinlich drauf achten.
00:08:12: Wem gebe ich das jetzt überhaupt?
00:08:14: Na ja, geben darf man schon.
00:08:15: Ich glaube, das Gefahr ist eher, dass das frei verkäuflich ist und dass man, wenn man
00:08:20: seinen Kopfschmerzen hat, vielleicht dazu neigt, zu viel zu nehmen auf Dauer.
00:08:25: Und das ist für Frauen einfach nicht ungünstiger, würde ich mal sagen.
00:08:29: Und Sie hatten ja vorher noch das Morphin angesprochen, das Morphium ist sehr starkes Schmerzmittel.
00:08:35: Und da ist es tatsächlich so, dass im Gegensatz zu dem Parazitha-Mol die Frauen viel besser
00:08:44: drauf ansprechen.
00:08:45: Das heißt, es gibt so An-Doc-Stellen für dieses Medikament und es ist so, dass dieses
00:08:52: Morphium und diese An-Doc-Stelle super bei Frauen super gut zusammenpassen, das heißt,
00:08:56: bleibt aber dann auch länger im Körper und das heißt, wir brauchen weniger davon.
00:09:01: Also da wiederum weniger ist mehr.
00:09:03: Aber das alles erfahre ich doch nicht, wenn ich jetzt den Gang in die Apotheke antrete
00:09:07: und mir dort Parazitha-Mol beispielsweise besorge, denn das steht ja auch nicht im
00:09:11: Beipack-Zettel so.
00:09:12: Nein, das ist das Problem.
00:09:13: Also das, was ich jetzt sage, ja, das steht da leider noch nicht so drin.
00:09:18: Das wäre natürlich super, wenn es drin stehen würde, weil ich sage ja immer, bisschen scharzhhaft
00:09:23: oder auch ernsthaft, wenn man so möchte, wir sind als Frauen einfach keine Männer als
00:09:28: Punkt.
00:09:29: Biologisch gesehen.
00:09:30: Also wir müssen einfach gucken, was wir, was wir, ja, wie unser Körper auf Dinge reagiert,
00:09:35: wie er mit Medikamenten umgeht und nochmal auf dieses Morphium zu kommen.
00:09:39: Da wäre es sowieso besser, man würde grundsätzlich bei Frauen auf jeden Fall eine geringere Dosis
00:09:44: nehmen, wenn es möglich ist, weil die haben einfach mehr Nebenwirkungen, wenn man die
00:09:49: gleiche Dosis nehmen, na, Übelkeit und Verstopfung und was auch immer.
00:09:54: Das heißt, also wenn es nicht nötig ist, würde ich das sehr vorsichtig.
00:09:58: Das weiß man inzwischen auch, dass man da vorsichtig sein muss, auch mit der Dosis.
00:10:02: Aber es wäre halt super schön, wenn das, wie man so sagt, man hat so eine Liste, man macht
00:10:07: auf und dann sagt so viel bei Frauen und so viel bei Männern.
00:10:11: Aber vielleicht soll ich noch erwähnen, klingt natürlich auch vom Alter ab, na.
00:10:14: Wir können ja auch eine Frau, die 20 ist, ist ganz anders als jemand, der hoch betagt
00:10:20: beispielsweise, ist und sonst noch acht Medikamente nimmt.
00:10:23: Also das ist ja auch immer so ein Problem, diese Wechselwirkungen und das wird in den
00:10:27: Studien noch gar nicht untersucht.
00:10:29: So Sachen wie Alter, fließen die in der Medizin, in der Lehre inzwischen eigentlich ein?
00:10:35: Also wie viel wissen Ärztinnen und Ärzten eigentlich darüber?
00:10:38: Also ich denke, dass man schon weiß, dass ein Hochbetagter oder eine ältere Person,
00:10:46: dass die anders sind.
00:10:47: Der Stoffwechsel ist deutlich langsamer.
00:10:49: Wir haben eine andere Flüssigkeitsverteilung.
00:10:53: Wir haben tausend Krankheiten, meistens haben wir einen Bluthochdruck und was weiß ich,
00:10:57: was man, eine Verkalkung der Gefäße, da kommen viele Sachen zusammen.
00:11:01: Und das weiß man, das kann man auch alles aufzählen, das Problem ist, man hat so nicht
00:11:06: so richtig mit dem Geschlecht in zusammengebracht.
00:11:08: Was bedeutet das jetzt, wenn wir bestimmte Medikamente geben?
00:11:12: Welche Erkrankungen treten beispielsweise bei Frauen bevorzugt auf?
00:11:16: Das wissen viele gar nicht und das ist natürlich auch wichtig, und wie würde man die dann behandeln?
00:11:22: Wenn man 20 ist oder wenn man 80 ist?
00:11:25: Jetzt haben Sie das schon angesprochen mit den Erkrankungen.
00:11:28: Welche spezifischen Erkrankungen gibt es denn vielleicht, wo man sagen kann, diesen auf jeden Fall eindeutig
00:11:32: beim Mann, anders als bei der Frau, also zum Beispiel der klassische Herzinfarkt.
00:11:36: Wenn wir jetzt von Symptomen reden, aber vielleicht auch was passiert da im Körper oder auch die
00:11:39: Behandlung, was sind auch so Anzeichen, wo ich vielleicht drauf achten muss, denn genauso
00:11:43: wie bei den Medikamenten ja vielleicht, wo es gut wäre zu wissen, ja vielleicht Paracetamol
00:11:47: ist bei der Frau anders als bei Mann.
00:11:49: Genauso beim Herzinfarkt muss ich vielleicht auch andere Symptome bei mir suchen als Frau,
00:11:52: als ich vielleicht immer gelernt habe.
00:11:54: Ja, also man sagt ja nicht umsonst Frauenherzen schlagen anders und da ist was dran.
00:12:00: Denn also wir kennen ja, haben wir auch im Studium gelernt, übrigens, was sind die klassischen Symptome
00:12:06: für einen Herzinfarkt.
00:12:07: Er strahlt aus in den linken Arm, man hat einen Vernichtungsschmerz auf der Brust, ein Elefant
00:12:12: sitzt mehr auf der Brust, das kennt man.
00:12:15: Und jeder sagt super Herzinfarkt.
00:12:17: Ja, dummerweise haben das fast nur Männer, dieses klassischen Symptome.
00:12:21: Bei Frauen haben wir andere Symptome, die nennt man, finde ich ein bisschen ärgerlich,
00:12:26: untypische Symptome, obwohl ich eigentlich nur finde, es sind eben weibliche Herzinfarkt-Symptome.
00:12:31: Das ist dann nicht dieser Vernichtungsschmerz, es ist nicht ausstrahlen in den Almen, sondern
00:12:36: das kann ausstrahlen in den Kiefer, es kann Übelkeit sein, es kann Rückenschmerz sein
00:12:40: und man verwechselt es tatsächlich leicht mit einer Panikattacke oder Migräne.
00:12:45: Und die Folge ist tatsächlich, dass Frauen im Schnitt eine halbe Stunde mindestens spät
00:12:51: dann die Notaufnahme kommen bis zu einer Stunde und man weiß, er Herzinfarkt, Zeit ist Herzgewebel.
00:12:57: Also ist es wichtig, dass man weiß, das ist ein Herzinfarkt, aber viele kommen da nicht
00:13:02: drauf.
00:13:03: Weil man wartet jetzt immer, dass es in diesen linken Arm ausstrahlt, was es leider oft
00:13:07: nicht tut, kann aber muss nicht.
00:13:09: Viel öfters ist eben diese Übelkeit und dieses Ausstrahlen in den Kiefer und in den Rücken
00:13:15: und deswegen kommt man da zu selten drauf.
00:13:18: Gibt es denn noch andere Erkrankungen jetzt neben dem Herzinfarkt vielleicht, die so typisch
00:13:22: unterschiedliche Symptome haben?
00:13:23: Ich weiß nicht, der Schlaganfall ist das auch was, wo man sagt, also weil sowohl Herzinfarkt
00:13:27: als auch Schlaganfall würde ich sagen, sind gerade im etwas höheren Alter ja wahrscheinlich,
00:13:31: also da gibt es eine große Anzahl an Personen, die das betreffen könnte.
00:13:34: Also vom Schlaganfall kann man das so nicht sagen, einfach deswegen, weil das ist im Hirn
00:13:38: und wenn der Schlaganfall beispielsweise in das Hirngebiet geht, das mit Bewegung zu
00:13:46: tun hat, dann ist das vom Geschlecht erstmal unabhängig.
00:13:49: Dann hat man eine Lehmung.
00:13:50: Da würde ich mal sagen, so unterscheiden sich gerne nicht.
00:13:53: Aber die Depression ist so ein ganz klassisches Symptom oder eine Erkrankung, denn da ist es
00:14:00: wieder so, dass die Frauen die klassischen Symptome haben, die man so kennt.
00:14:04: Also ich habe Antriebsschwäche, ich bin traurig, ich fange schnell zu weinen an, ich kann
00:14:10: mich so nichts mehr aufraffen, alles scheint grau und sinnlos und die Männer haben diese
00:14:16: Symptome selten, viel, viel seltener.
00:14:18: Bei denen äußert sich das mehr so in, sind eher aggressiv, ein bisschen aufbrausend,
00:14:24: versuchen das mit Alkohol zu betäuben.
00:14:26: Also bei denen mag ich auch, eigentlich bin ich auch, ich misst alles zu viel und ich sehe
00:14:32: alles dunkel.
00:14:33: Aber das wird dann nicht so gezeigt und reagieren ganz anders drauf und da haben wir tatsächlich
00:14:39: eine, das nennt man Depressionsblindheit für Männer.
00:14:41: Weil da haben wir wieder die anderen Vorteile.
00:14:44: Da kommen wir gar nicht auf die Idee, dass der jetzt depressiv ist, obwohl er eigentlich
00:14:47: schwer depressiv ist, nur weil er es anders zeigt und versucht auch anders mit umzugehen.
00:14:51: Kommt denn der Mann selbst dann auf den Gedanken, dass er depressiv ist?
00:14:54: Nein.
00:14:55: Also kommt die Umwelt tatsächlich auch nicht und das ist vielleicht noch wichtig zu wissen.
00:14:58: Ich würde mal sagen, 75 Prozent, also drei Viertel aller erfolgreichen Selbstmorde, also
00:15:05: es gibt da die Versuche, aber die dann wirklich erfolgreich sind, sind von Männern gemacht.
00:15:09: Frauen machen mehr Versuche, aber da sagt man doch, dass es oft Hilfe schreie sind,
00:15:16: dass man so, nochmal sagen kann, mir geht es nicht gut, aber die wollen gar nicht die
00:15:19: letzten Endes nicht mehr leben.
00:15:21: Bei Männern ist so, wenn sie wollen, dann wird es gemacht.
00:15:24: Also deswegen, drei Viertel aller erfolgreichen Suizide sind tatsächlich Männer und deswegen
00:15:32: kann man jetzt nicht so tun, als ob die nicht depressiv wären, aber man hat halt diese Symptome
00:15:35: nicht so auf den Schirm.
00:15:36: Weil sie einem nichts nicht so zeigen.
00:15:38: Klar, es gibt auch Männer, die sind traurig und die zeigen das, aber es ist halt vielleicht
00:15:42: auch noch mit der Rolle, dass man nicht so zeigt, dass einem es nicht gut geht und traurig
00:15:46: ist und so hat dann andere Mechanismen des Umgangs.
00:15:49: Ja, man hat ja so in Bezug auf psychische Auffälligkeiten, Erkrankungen ja vielleicht auch noch so das Stereotyp
00:15:54: im Kopf.
00:15:55: Kopf, dass Frauen möglicherweise sich eher dazu bekennen.
00:15:59: Da ist das gesellschaftlich auch anerkannt.
00:16:00: Sie haben gerade selber gesagt, die Panikattacke ist eigentlich mehr so weiblich konnotiert.
00:16:05: Das führt mich so ein bisschen auf diesen historischen Ursprung der Hysterie zurück.
00:16:10: Ist das immer noch so eine Wahrnehmung gesellschaftlich und was ist da körperlich dran?
00:16:13: Ja, also ich sage es mal so, wenn Ihnen jetzt jemand sagen würde, Frau Wengenroth, es sind
00:16:18: hysterisch, glauben Sie mir, es ist kein Kompliment.
00:16:21: Das kann ich jetzt mal so sagen.
00:16:23: Das ist ein Empfund, ja.
00:16:25: Ja, denn das kommt tatsächlich aus der Geschichte.
00:16:28: Also es gab einen ganz berühmten Neurologen in der Sapetière in Paris und der übrigens
00:16:35: Freud-Wassern-Schüler und Scharko hieß der und dieser berühmte Neurologe hat nämlich
00:16:40: eine Krankheit gefunden, aufwunden und die hieß Hysterie und diese Hysterie tatsächlich
00:16:47: befiehlt ausschließlich Frauen.
00:16:49: Interessant, ja.
00:16:50: Es ist ein einzigen Mann, der jemals unter dieser Krankheit liegt, in Anführungsstiche
00:16:54: Krankheit und diese Krankheit, wie er es formulierte, ist eine überbordende Emotion, die jemand
00:17:02: nicht in den Griff bekommt und diese Frauen wurden sogar mit Eisbädern behandelt und
00:17:08: jeden Dienstag hatte er seine berühmte Vorlesung in der Sapeterie, da konnten Künstler, Maler
00:17:13: und sonstige Menschen kommen und er hatte eine Patientin, die war immer die gleiche und
00:17:17: die wurde sogar hypnotisiert.
00:17:19: Heute weiß man, dass er sich hypnotisiert hat, damit sie diese Symptome zeigte, aber diese
00:17:24: Krankheit gibt es gar nicht.
00:17:25: Aber sie wurde damals, wurde damals von ihm sozusagen gefunden und befiehlt nur Frauen
00:17:32: und das ist eben das sozusagen das Gegenteil von einer Vorstellung auch damals, dass ihm
00:17:38: das Klugheit und Beherrschtheit und Verstand, dass das Männer nur hat.
00:17:46: Also wenn man Männer, die waren die Klugen mit Verstand und die Frauen waren die hysterischen
00:17:51: Personen.
00:17:52: Das heißt aber, wenn wir von geschlechter sensibler Medizin sprechen, wir reden jetzt ja viel über
00:17:57: die Frauen auch, wahrscheinlich, weil die, was heißt wahrscheinlich, sie sind oft im Nachteil
00:18:01: immer noch, das heißt aber, wenn wir quasi den Unterschied machen zwischen auch psychischen
00:18:05: Erkrankungen, sind wahrscheinlich da auch die Männer noch viel.
00:18:07: Jetzt im Nachteil ist vielleicht auch falsch gesagt, aber da wird der Fokus vielleicht
00:18:11: anders gelegt, als er bei Frauen gelegt wird.
00:18:12: Und da ist da wirklich so ein Unterschied zwischen diesen psychischen Erkrankungen und den physischen
00:18:16: Erkrankungen in Bezug auf Männer und Frauen?
00:18:18: Ja, das kann man so nicht sagen.
00:18:22: Das hängt eben auch wieder davon ab, was wir betrachten.
00:18:25: Wenn wir zum Beispiel gesagt haben, wir schauen jetzt Autimunerkrankungen an, das ist tatsächlich
00:18:30: mit wenigen Ausnahmen viel, viel häufiger bei Frauen.
00:18:33: Also eine typische Autimunerkrankung ist zum Beispiel Rheuma, multiple Sklerose, die kennt
00:18:37: man wahrscheinlich, haben viel, viel mehr Frauen.
00:18:39: Männer abends auch, aber viel, viel seltener.
00:18:41: So, dann gibt es aber auch Erkrankungen wie die Gicht.
00:18:44: Die Gicht ist eigentlich eine Männerkrankheit, das haben Frauen viel, viel seltener.
00:18:49: Oder die sogenannte Schaufensterkrankheit, das hat man, wenn die Gefäße oder zugehen,
00:18:56: wenn man so ein bisschen verkalt, bisschen wenig Blut kommt und dann tut jeder Schritt zunehmend
00:19:01: weh und Schaufensterkrankheit deswegen, weil man dann immer so am Schaufenster stehen bleibt
00:19:06: und so tut, als ob man reinschaut.
00:19:08: Aber eigentlich hat man Schmerz nennen bein und du willst nicht sagen.
00:19:11: Und das ist auch etwas, was Männer häufiger haben tatsächlich.
00:19:14: Ach, tatsächlich?
00:19:15: Ja, ja, die gucken wahrscheinlich.
00:19:17: Ich meine, das ist nicht schlecht, wenn es so viele Modegeschäfte gibt.
00:19:19: Aber grundsätzlich ist es, nein, es gibt, also es gibt ganz, das sind so die Klassiker
00:19:23: oder so was wie der Cluster-Kopf-Schmerz.
00:19:25: Das wissen anders als die Necräne, das sind Schmerzattacken, die sind manchmal Minuten
00:19:30: oder halbstündig können auch länger anhalten, aber sie sind so furchtbar vom Schmerz.
00:19:34: Und die haben Männer tatsächlich häufiger.
00:19:37: Aber viele der Erkrankungen ist halt schon so, dass Frauen, die viel häufiger haben.
00:19:42: Und deswegen, ja, man kann jetzt nicht sagen, grundsätzlich ist es so,
00:19:47: denn Autimunerkrankungen haben nichts mit Psychöze zu tun,
00:19:50: sondern das bedeutet, der Körper greift irgendwelche Strukturen an,
00:19:56: wie eigentlich ihm gehören zum Beispiel Muskelfasern oder andere Dinge,
00:20:02: weil er plötzlich annimmt, das ist ein Fremdkörper.
00:20:06: Und den muss ich angreifen und greift ihn ernsthaft an.
00:20:09: Und das liegt daran, dass das weibliche Immunsystem tatsächlich aktiv ist.
00:20:14: Und dann ist es halt manchmal so, dass es dann plötzlich zu aktiv wird
00:20:20: und nicht mehr erkennen kann, was gehört mir und was gehört mir nicht.
00:20:24: Und das ist das Problem.
00:20:26: Inwieweit müssen denn bei geschlechter spezifischen Erkrankungen, sag ich jetzt mal,
00:20:30: denn es ist ja völlig egal, ob die Schaufensterkrankheit jetzt ein Mann oder eine Frau hat.
00:20:34: Inwieweit ist die Behandlung da unterschiedlich?
00:20:37: Also da würde ich sagen, das kann man jetzt da so pauschal gar nicht sagen.
00:20:41: Letztendlich muss man versuchen, dass die Gefäße nicht verkalken, Punkt.
00:20:45: Und das ist die Vorbeugung.
00:20:47: Und ich denke, gerade bei solchen Sachen ist es extrem wichtig.
00:20:51: Genau, das führt mich zu der Frage Vorbeugung.
00:20:53: Das ist ja mit eines der Themen, die wir gerne abdecken wollen.
00:20:56: Können Männer und Frauen da unterschiedlich vorbeugen?
00:20:58: Wenn ich doch weiß, ich laufe Gefahr, weil ich eben ein Mann bin in dem Fall,
00:21:02: eher an einer Schaufenstererkrankung, guter Erkrankung, wie beug ich davor?
00:21:06: Hab ich so etwas im Kopf?
00:21:08: Gibt es da irgendwie ein Pfad, den ich begehen muss?
00:21:10: Und dann passiert mir das nicht?
00:21:12: Naja, ich sag's mal so.
00:21:14: Das Hauptproblem, denke ich, ist erstmal das Schnitt.
00:21:17: Es gibt immer den Ausnahmemann oder Ausnahmelfrau,
00:21:20: weil ich rede es halt von Mittelwerten.
00:21:22: Ist es halt so, dass Männer erstmal gar nicht zur Vorbeugung gehen.
00:21:25: Das ist was, was sie tatsächlich sehr, sehr wichtig ist.
00:21:28: viel weniger machen als Frauen. Das bedeutet Sachen, die zum Beispiel von einem Gefäß erkranken
00:21:34: begünstigen wie hoher Blutdruck. Vielleicht so blutfette. Vielleicht sogar einen beginnenden
00:21:41: Alterszucker. Sind alles so Sachen ernähren sich schlecht, trinken vielleicht rauchen noch und dann
00:21:47: vielleicht noch ein bisschen. Ja, sind alle so vielleicht trinken noch ein oder zwei Bülchen
00:21:52: zu viel. Manchmal sind alles so Sachen, die mögen die Gefäße gar nicht und wenn man das nicht weiß,
00:21:59: ich sag immer Blutdruckdruckdruckdruckdruck, wenn der wehtut, dann ist es schon ganz schlecht. Man weiß,
00:22:03: mag man das nicht. Und wenn man halt nie einen Arzt aufschlägt oder seine Vorsorge macht, die
00:22:08: man ja bestimmten Alter machen darf, dann mag man es halt, wenn schon richtig übel ist manchmal,
00:22:14: also und ich denke, das ist der Hauptgrund, dass wir da diese Unterschiede haben. Also eigentlich
00:22:21: müsste man Männer aus diesem Vorsorge-Muffletum raus kaputtulieren. Also diese Medizin, ich
00:22:29: will es noch mal betonen, diese geschlechter-sensible Medizin ist nicht eine Medizin für Frauen und
00:22:35: gegen Männer, obwohl es manche glauben, sondern das ist tatsächlich die Chance, wenn man das auch
00:22:43: berücksichtigt, dass man Männer und Frauen länger gesund hält. Und das finde ich ist ja eigentlich
00:22:49: das Hauptziel. Wenn wir jetzt historisch mal zurückgucken, ist es ja schon recht lange so, dass die
00:22:54: Frauen benachteiligt wurden in der Medizin und alles klassischerweise an diesem mittelalten Mann,
00:23:00: würde ich mal sagen, einen jungen Mann getestet. 20 bis 27, 28. Das ist tatsächlich jung, würde ich sagen.
00:23:09: Da wurde er früher dran geforscht. Warum war das damals so und vielleicht sind wir denn jetzt
00:23:14: mittlerweile schon auf einem guten Weg dahin, dass jetzt auch vielleicht die junge Frau zumindest
00:23:18: mal mit erforscht wird oder vielleicht auch die mittelaltende Chance gekriegt haben, in der
00:23:21: Forschung Platz zu finden? Ja, ich glaube, da muss man, das gibt verschiedene Ursachen. Also das eine
00:23:26: ist letztendlich, das hat was mit vielleicht gleich Berechtigung mehr zu tun, wer forscht überhaupt.
00:23:34: Also ist das eine Forscherin oder ein Forscher? Einfach deswegen, weil man andere Themen auch hat.
00:23:41: Ich bin ja Frau und als Professorin habe ich ganz klar andere Themen als meine Kollegen.
00:23:46: Finde ich aber super, weil ich finde, das befruchtet ja auch die Medizin. Ist doch gut, wenn jeder das
00:23:50: gleiche farschen würde, wäre er vorbeilangweilig. So und Frauen interessieren einfach möglicherweise
00:23:54: andere Dinge. Also aber wir haben viel zu wenig Frauen. Das ist was mit Gleichberechtigung.
00:23:58: Wir haben viel zu wenig Professorinnen in der Medizin. Es ist vielleicht heute gar nicht das
00:24:03: Thema, aber man müsste auch daran was ändern. Das zweite ist aber, da kommen wir zu klinischen
00:24:09: Studien, denn um beispielsweise Medikamente zu erproben, braucht man ja klinische Studien.
00:24:20: Und da ist es so, da wurden früher tatsächlich Frauen auch eingeschlossen, aber da gab es ja
00:24:24: diesen Optalitonskandal, wissen Sie vielleicht. Das waren diese Schlafmittel, das wurden schwangeren
00:24:29: Frauen gegeben und als Volk ist, die Kinder, das Kontakt gar nicht kennt man vielleicht als
00:24:36: anderes Wort und die Kinder kamen dann zum Beispiel ohne Gliedmaße auf die Welt. Und das war dann
00:24:40: so ein Schock, dass dieses Medikament, dieses Schlafmittel solche Missbildungen zufolge hatten,
00:24:46: dass man sagte, es wollen wir gar keine Frauen, junge Frauen einschließen, weil die können ja
00:24:51: schwanger werden. Jetzt kann ich da tatsächlich sogar in gewisse Weise erst mal nachvollziehen.
00:24:56: Ich finde, es ist aber keine Begründung, warum man nicht mittelalte und hochbetagte Frauen
00:25:03: einschließen könnte, weil die brauchen sowieso die Medikamente viel häufiger. Man, die könnten
00:25:07: sehr wahrscheinlich werden die nicht mehr schwanger und das andere Argument ist, da sind wir wieder
00:25:12: bei den Sexualhormonen. Oh je, Frauen haben ja einen Zyklus und dann Menstruationen und vielleicht
00:25:20: haben sie dann auch noch andere Probleme, weiß man nicht. Und dann sind diese ganzen komischen
00:25:25: Sexualhormonen noch ganz schwierig bei Frauen. Also das ist auch ein Argument, warum die die
00:25:29: Jungen auch gar nicht so gerne dabei hat. Also viel zu kompliziert eigentlich die Frauen. Die Frauen
00:25:34: sind super kompliziert. Grundsätzlich sind Frauen super kompliziert, wissen sie doch. Ja natürlich.
00:25:40: Auch wenn wir nicht gestehen, sind aber kompliziert. Ja, das gestehen wir uns ein. Das gestehen
00:25:45: wir uns ein. Und ja, aber Sie sehen, also wie gesagt, das sind drei Sachen im Grunde. Ich denke,
00:25:49: einerseits sind wir biologisch herausfordernd. Ja, das ist gut. Das finde ich viel schöner,
00:25:55: wie kompliziert. Und ich denke auch aus dieser Angst von dieser Geschichte mit dem Kontagon,
00:26:02: natürlich, dass man dann schon Sorgen hat. Und ich denke, wie schon sagt, das Dritte ist
00:26:06: schlicht und ergreifend. Wir brauchen mehr Frauen, die forschen. Genau, aber da sprechen
00:26:10: Sie ja einen wichtigen Punkt an. Es studieren weitaus mehr Frauenmedizin inzwischen, als es
00:26:15: früher eben der Fall war, ist dann die Zukunft der Medizin weiblich und welche Auswirkungen
00:26:19: wir das haben auf die Diagnosisstellung, zum Beispiel von solchen Erkrankungen, die sich eben
00:26:24: für Geschlechter unterscheiden. Die Medizin wird weiblicher werden. Es ist nicht zu verhindern,
00:26:31: sag ich mal, ein bisschen provokant. Ich persönlich aber, wenn ich mal ehrlich bin, ich fände es
00:26:36: schön, wenn es mir paritätisch wäre auf lange Sicht, weil ich schon, weil ich auch finde,
00:26:41: dass Männer männliche Ansprechpartner brauchen. Das ist wichtig. Also das halte ich daraus für
00:26:48: wichtig. In der Schule, ne? Ja, aber ich glaube auch in der Medizin. Das ist einfach, ich können mir
00:26:53: vorstellen, dass jemand, jetzt sage ich mal, mit einer riesen Prostata, der dann Probleme mit dem
00:26:57: Wasser lassen hat, ich können mir vorstellen, dass er lieber zu einem Urologen geht und nicht zu
00:27:02: einer jungen Urologin. Ja, aber das wurden wir ja niemals gefragt. Ja, das stimmt. Ich habe ja nicht
00:27:06: gesagt, dass ich das, dass ich, aber ich wollte nur sagen, ich rede jetzt mal von Fairness. Es wäre
00:27:12: durchaus richtig, dass man da Ansprechpartner findet. Nein, nein, nein, wir wurden nie gefragt
00:27:17: und es gab ja Zeiten, da waren vielleicht wir 20 Prozent Ärztinnen und 80 Prozent Ärzte. Das hat sich
00:27:22: jetzt geändert. Ich sage ja, die Gleiche, so die Parität finde ich ganz okay. Allerdings auch in
00:27:30: den Führungspositionen. Also ich fände es ja schon auch ganz wichtig, dass wir mehr Oberärztinnen hätten
00:27:36: beispielsweise oder dass es viel normaler wäre, wenn man auch Stellenteil. Es gibt inzwischen Professorinnen,
00:27:42: das ist allerdings jetzt im Osten, ich weiß, in Dresden gibt es, in einigen anderen Ostuniversitäten,
00:27:47: vielleicht müssen wir ein bisschen nachziehen im Westen, aber da wird die allgemeinen Medizin von
00:27:53: zwei Frauen geleitet, die Professorinnen sind und das passt prima. Perfekt, das Modell. Ja,
00:27:57: ich finde das perfekt und ich wüsste nicht, warum das hier nicht gehen soll. Also ganz ehrlich,
00:28:01: warum soll es nicht gehen. Na gut, also da müssen wir noch ein bisschen mehr kreativ warten. Ja,
00:28:05: aber ich denke, das sind so Sachen, dass wir noch mehr Rollenmodelle brauchen, weil viele junge
00:28:11: Frauen, die trauen sich das auch nicht so zu. Man muss Forschen, man muss Vorträge halten, dann
00:28:18: soll man auch noch Kinder haben, dann soll man auch noch sein Facharzt machen, also auch noch publizieren
00:28:23: und dann sagen, ja, ja, aber ich will eigentlich auf Kinder auch nicht verzichten auf Familie. Und
00:28:27: deswegen denke ich, es ist so wichtig, dass wir Rollenmodelle haben. So sagt es, geht doch. Und
00:28:32: die sind eigentlich auch ganz normale Frauen, sie sind nicht irgendwie überflieger und komisch,
00:28:35: sondern sind ganz normal und ich glaube, das ist wichtig. Trotzdem glaube ich, dass man auch noch
00:28:42: mal herausstehen sollte. Ich will damit nicht sagen, dass jeder Professorin, jede Professorin
00:28:48: werden muss oder Oberärztin. Mein Punkt ist aber, wenn man es will, soll man es können. Und ich
00:28:54: glaube, da hängt es noch dran. Also es gibt ja einige, die wollen es und die schaffen es halt nicht,
00:28:59: weil es noch so schwierig ist und so viele Hürden hat. Ja, das heißt, damit sich für Patient*innen
00:29:04: letztendlich ja auch was verbessert, muss sich wahrscheinlich auch erst mal im Vorhinein was
00:29:07: in der Forschung, in der Medizin, also quasi im Hintergrund tun, damit am Ende ja diejenigen,
00:29:12: die ja auch dann irgendwann vielleicht Patient*innen werden, auch davon profitieren können. Vielleicht
00:29:16: darf ich noch mal was sagen. Also die hatten ja noch die Frage gestellt, die habe ich noch nicht
00:29:20: beantwortet, was sich für die Medizin ändert, wenn jetzt mehr Frauen abzug werden oder sind.
00:29:25: Nein, sie sind es ja schon. Ich würde mal sagen, das ist der andere Kommunikationsstil. Also man
00:29:31: hat durchaus gefunden, dass Ärzte nennen sich ein bisschen mehr Zeit neben dem Gespräch,
00:29:35: auch wenn das Wartezimmer voll sitzt. Und das ist auch wissenschaftlich gezeigt. Das sind fünf Minuten,
00:29:41: aber fünf Minuten ist in der Medizin viel. Ich finde, man fünf Minuten kann man super viel sagen
00:29:45: und fragen. Und das machen Frauen einfach scheinbar länger und viel häufiger. Also es täte einer
00:29:52: Medizin gut, denn ich finde, die Medizin muss mehr sprechen, muss mehr kommunizieren und muss mehr
00:29:58: mit den Patienten wieder wechselwirken. Und ich denke, das fällt Frauen leichter. Und das würde
00:30:05: der Medizin einfach schlicht und ergreifend deswegen sehr, sehr gut tun. Also deswegen ist es
00:30:09: überhaupt nicht schlecht, wenn wir viele Frauen haben, weil das auch die sprechende Medizin stark.
00:30:13: Ja, da muss ich noch einiges tun. Dann wünschen wir uns auch mehr Zeit im System. Das ist ja auch
00:30:19: ein Thema. Ja, sicher. Da muss ich auch Zeit dafür haben. Ja, ja klar. Also ich meine, das Problem ist
00:30:23: immer die Zeit. Wenn ich manchmal in der Lehre machen, wir machen ja Stimulationspraxen und dann
00:30:32: dürfen die studieren, denn zum Beispiel in Patienten befragen. Und dann denke ich mir, okay,
00:30:36: jetzt, wenn ich den jetzt weiter befragen lasse, dann sind wir gleich bei 20 Minuten. Kein Mensch
00:30:43: hat 20 Minuten Zeit, einen Patienten zu befragen. Also muss man beibringen, was schaffe ich beispielsweise
00:30:50: in fünf Minuten zu fragen. Was ist wichtig? Worauf muss ich achten? Und das sind die entscheidenden
00:30:57: Dinge. Also ich glaube, es ist nicht wichtig, dass man 20 Minuten Zeit hat. Die hat man nie. Aber
00:31:02: vielleicht kann man lernen, besser mit diesen fünf Minuten, vielleicht auch zehn mehr zu machen.
00:31:08: Ich sage immer, anschauen. Haben Sie Ihren Patienten angeschaut oder Ihren Patienten? Was hat
00:31:12: er denn angehabt? Das fängt schon an. Weil man immer so auf sein Papier schaut und denkt,
00:31:18: man schreibt, schreibt, schreibt, dass ich ja nichts verpasse. Und ich glaube, wenn man meinen
00:31:21: Menschen anschaut, das sieht man zum Beispiel, hat er Schmerzen. Wie reagiert er? Wie sitzt er auf
00:31:25: seinem Stuhl? Greift er sich mal irgendwo hin? Und das sind so wie, oder wie reagiert er,
00:31:30: wenn ich ihn was frage? Oder sie? Und das glaube ich, also wir müssen glaube ich wegkommen von
00:31:36: diesem, dass man sagt, oh ja, ich nehme jetzt Blutwert ab und nochmal Blut und mache nochmal
00:31:40: eine Rundenaufnahme. Nochmal was ist auch wichtig. Aber ich glaube, diese Sprechen müssen wir auch
00:31:45: besser machen. Wir haben jetzt total viele Probleme benannt. Jetzt würde ich gerne einmal noch
00:31:50: irgendwie die Lösung für all das hören. Wie kommen wir denn jetzt hin auf dem Weg zu einer
00:31:54: geschlechter spezifischen sensiblen Medizin? Dass man es in die leere integriert, das würde ich
00:31:59: sagen. Also letztendlich ist mein Punkt der, mein Traum wäre, dass ich hier gar nicht sitzen muss,
00:32:04: weil das für alles so klar und selbstverständlich ist. Das meine ich tatsächlich. Also es sollte
00:32:08: so sein, dass es in jedem Bereich der Medizin einfach reingeht, unterrichtet wird und dass man
00:32:14: jetzt nicht denkt, oh, das ist jetzt eine Frau, was muss ich denn jetzt machen und ist die Dose
00:32:17: schlecht und so weiter, dass man da und so kognitiv arbeitet, sondern dass es so klar ist, man sitzt,
00:32:22: ah, da kommen jetzt mal eine Frau so und so oder mein Herr so und so rein, hat dieses Alter, hat diese
00:32:27: Vorerkrankung, aha, sagt mir das, da weiß ich ganz klar, was ist. Die Medikamente sind nicht so
00:32:33: gut, die passen besser, die Dose ist prima und so weiter. Und ich glaube, das müssen wir noch
00:32:38: lernen und selbstverständlich machen und ich glaube, da müssen wir einfach an den jungen
00:32:43: Medizinstudierenden das ranbringen und ich glaube, dass das eine, das zweite ist, dass man natürlich
00:32:49: mehr klinische Studien macht, um das Geschlecht mit allen bezieht, aber wichtig nicht, dass man nur sagt,
00:32:54: X Männer und Y Frauen, das macht man ja manchmal schon, sondern dass man mehr so diese sozialen
00:32:59: Sachen mit abbildet. Alter wäre schon mal super, aber auch welche Lebensumstände hat jemand, wie
00:33:07: lebt er, ist er geschieden, ist er verwittelt, zum Beispiel, wie ist das Einkommen, ist total wichtig,
00:33:12: könnte ich gleich noch was dazu sagen, warum ist Einkommen wichtig für Gesundheit? Und das wird
00:33:17: überhaupt glaube ich ganz selten abgefragt, aber das macht natürlich was aus, wie jemand oder wenn
00:33:23: wir jetzt um Schmerzmittel geht, was für eine Schmerz vorgeschichte hat er? Es macht ja einen
00:33:28: Unterschied, wenn ich jemand habe, der hat sein ganzes Leben beispielsweise Rheuma, der empfindet
00:33:32: natürlich einen Schmerz weniger furchtbar, möglicherweise, weil er das schon immer kennt,
00:33:38: jetzt jemand, der noch nie irgendwie eine Schmerzerkrankung hatte, noch nie ein Unfall hatte,
00:33:42: noch nie irgendetwas hatte, was richtig wehtat, für den ist möglicherweise der gleiche Schmerz
00:33:48: unerträglich und bedrohlich, weil er das noch nie oder sie das noch nie erlebt hat. Und ich
00:33:54: glaube, das sind so wichtige Dinge und die müssten wir auf jeden Fall auch noch integrieren. Und
00:33:59: das ist glaube ich noch nicht so richtig ausgearbeitet. Wenn Sie sagen, der soziokulturelle
00:34:03: Hintergrund ist auch wichtig, muss man auch betrachten. Wie sieht denn das überhaupt in den
00:34:07: unterschiedlichen Gesellschaften aus? Gibt es auch Gesellschaften, wo geschlechtersensible
00:34:11: Medizin völlig anders aussehen müsste? Ja, Kultur. Also natürlich, weil es gibt ja auch
00:34:18: Kulturen, da hat die Frau noch eine ganz andere Rolle und da ist es beispielsweise auch so,
00:34:24: dass die fast nicht untersucht werden dürfen, selbst von Frauen nicht berührt werden dürfen,
00:34:30: weil das einfach kulturell ganz schwierig ist. Manche Sachen darf man gar nicht fragen, weil
00:34:35: das in der Kultur sich nicht gehört und es gibt auch Kulturen, der wird der Schmerz, obwohl er
00:34:40: wo ganz anders ist, wird immer auf den Bauch projiziert. Also der wird der Schmerz, der
00:34:46: sagt, oh, ich habe Bauchschmerzen, aber es bedeutet nicht, dass sie Bauchschmerzen haben,
00:34:50: sondern diese Worte, die mit Schmerz zu tun haben, haben irgendwas mit dem Bauch zu tun,
00:34:56: aber es ist halt kulturell. Das habe ich immer so, als ich da Präsidentin des Weltärztinbundes war,
00:35:01: war ich in sehr vielen Ländern der Welt unterwegs und das fand ich sehr faszinierend. Auch Schmerz,
00:35:06: sind wir schon wieder da, aber es ist trotzdem so. In manchen Ländern ist es so, dass auch Männer
00:35:11: Schmerzen äußern dürfen. Da ist das ganz normal, da wird geschrien, oh, die sind nicht schmerzempfindlicher,
00:35:18: aber die Kultur gibt ihnen den Raum diesen Schmerz auszudrücken. Das wäre jetzt bei uns sehr
00:35:24: verpönt. Also ich glaube, wenn jetzt irgendwo in der Medizin hier ein Mann, ich halte es nicht
00:35:30: mehr aus und furchtbar, da wird man dem, oh, das ist mit dem los. Der wird überhaupt nicht
00:35:34: ernst genommen, da wird man sagen, der hat bestimmt ein psychisches Problem. Jemand, der solche Schmerzen
00:35:39: zeigt oder er muss solche Schmerzen haben und das ist da ganz anders, es ist akzeptiert und bekommt
00:35:45: ein Trost von den Umgebungen und ja, ich denke, das sind wichtige Dinge, die man wissen sollte,
00:35:51: auch weil wir in Deutschland natürlich auch immer bunter warten. Wir haben Menschen mit
00:35:55: Migrationshintergrund, die von verschiedenen Kulturen sonst kommen und ich glaube, es wäre
00:35:59: sehr, sehr gut, wenn man da mehr Bescheid wüsste. Müsste man auch übrigens ein Studium mehr ein,
00:36:04: mehr integrieren. Wir denken immer noch so ein bisschen in Weisheit, weißen Menschen und wir
00:36:12: sind nicht mehr so. Ich habe eine Studie gemacht, tatsächlich gar wissenschaftlich. Wir haben
00:36:17: mal so geguckt, Anatomiebücher, deutsche Anatomiebücher. Wer wird denn immer gezeigt als Beispiel?
00:36:23: Da gibt es ja immer so Zeichnungen, da lernt man die Muskeln und alles Mögliche. Immer weiße Haut.
00:36:27: Das ist immer weiße Haut und 70 Prozent der Beispiele sind männlich, obwohl wir 50 Prozent
00:36:35: Frauen haben. Sehr interessant finde ich das. Also weiß, obwohl wir 20 Prozent nicht weißen
00:36:40: Haut haben. Wir haben nur junge und das sind fast immer männlich. Und das ist natürlich klar,
00:36:45: das prägt ja auch unsere angehenden zukünftigen Ärzte und Ärzte, die denken, naja, der Normalkörper
00:36:51: ist adonishaft, weiß, ja. Und alles was dann nicht adonishaft ist, was ganz normal aussieht und
00:36:59: vielleicht 40, 50, 60, der hat dann, oh Gott, sehr adonismaler Körper und das ist ja gar nicht,
00:37:06: ist völlig wundervoll für das Alter, aber wir lernen falsche Bilder. Und das finde ich,
00:37:12: da müssen wir auch dran arbeiten. Jetzt haben wir ja viele bei die Forschung auch gesprochen und
00:37:16: ich glaube, da können wir für uns mitnehmen, da muss ich noch eine Menge tun. Da müssen wir vor
00:37:19: allem diverser werden, aber auch gleichberechtigter. Jetzt nochmal vielleicht zum Abschluss für
00:37:23: unsere Zuhörenden. Was können wir denn jetzt mitnehmen, sage ich mal? Was sollten wir beachten,
00:37:28: wenn wir vielleicht eine Frau sind oder ein Mann? Was können wir für unsere Vorsorge oder auch
00:37:32: generell, wie vielleicht mit Krankheiten, Symptom, umgehen, aber achten, um eben auf diese geschlechter
00:37:37: spezifischen Dinge auch zu achten. Gerade wenn wir jetzt auch über vielleicht Medikamente
00:37:40: gesprochen haben, kann ich mich da irgendwo informieren oder sollte ich dann gezielt meinen
00:37:43: Arzt, meine Ärztin fragen, was würden sie empfehlen, wenn man quasi mit Krankheit konfrontiert wird
00:37:49: in dem Falle? Also ich würde als erstes empfehlen, dass man versucht gar nicht krank zu werden. Also
00:37:53: das bedeutet... Das wäre glaube ich sehr gut, ja? Nein, ich meine tatsächlich, also dass man einfach
00:37:57: ein bisschen mehr auf sich achtet. Dass man überlegt, was kann ich für mich tun, was tut mir gut,
00:38:03: was macht mich glücklich oder mein Gehirn glücklich, wenn man so will. Das ist ja auch ein Schutz
00:38:08: gegen bestimmte Dinge. Wie kann ich mich gut ernähren, vielleicht auch bewegen. Das klingt
00:38:14: das alles so banal, aber es ist tatsächlich ganz wichtig. Und das ist das Erste. Das Zweite ist,
00:38:20: wenn man aber... Krankwurt kann man natürlich nicht immer verhindern. Dann und man bekommt ein
00:38:25: Medikament, dann finde ich es total wichtig, dass man schaut, ja, habe ich Nebenwirkungen oder ist
00:38:30: das jetzt plötzlich ein anderes Medikament? Habe ich was anderes? Ist etwas komisch. Und ich finde,
00:38:36: da sollte man zum Arzt oder zur Ärztin gehen und nachfragen. Weil das Problem ist tatsächlich,
00:38:42: nein, halt leider viele Patienten und Patientinnen, ich nehme was, ich habe das Gefühl, es bekommt mir
00:38:49: nicht oder irgendwie ist nicht was komisch. Und dann hört man einfach aufzunehmen, statt dass man
00:38:55: dann mal hingeht und sagt, kann das sein, dass die Dosis vielleicht so hoch ist oder dass ich das
00:38:59: nicht vertrage? Weil das würde sogar auch dem Behandelten Arzt oder Ärztin helfen, weil die
00:39:03: Wüste nämlich, oh, dieses Medikament, da kommen jetzt ganz viele oder viel mehr Frauen plötzlich
00:39:10: und sagen, ich habe so was, was ich, Kopfschmerzen mehr oder was auch immer. Und wenn man aber einfach
00:39:17: sagt, ja, es ist ein blödes Medikament, das nehme ich jetzt nicht mehr, dann weiß es ja nicht oder sie
00:39:21: nicht. Da sind wir wieder bei der Sprechenden Medizin, nicht nur der Ärztin und Ärzte, sondern auch wir.
00:39:25: Sondern auch wir. Genau. Und ich finde es total wichtig, dass man einfach kommuniziert und wir
00:39:31: neigen, glaube ich, grundsätzlich dazu, dass man denkt, na ja, dann weg. Oder dass man oder sagt,
00:39:37: nee, da hat mir irgendwas verschrieben oder sie, das hat mir, das war nichts, hat nichts geholfen.
00:39:41: Und nicht jedes Medikament muss helfen, aber wenn man das nicht kommuniziert und ich glaube,
00:39:46: da will ich einfach nochmal so Mut machen, dass wenn irgendwas ist oder denkt irgendwas verstehe
00:39:53: ich jetzt nicht, dass man dann spricht und dann nochmal hingeht und nicht einfach nicht mehr
00:39:58: hingeht oder irgendwas absetzt. Okay, also Medizin ist im Umbruch, halten wir das mal fest. Ja,
00:40:02: auf jeden Fall. Wird weiblicher, wir müssen alle mehr reden. Wo sind wir denn jetzt in 20 Jahren?
00:40:08: Wenn ich mir so überlege, was in den letzten 20 Jahren sich geändert hat und wenn es in diesen,
00:40:15: sag ich mal, Schneckenartigengang weitergeht, dann wäre es gar nicht so viel. Ich bin aber jetzt mal
00:40:22: Optimistin und das bin ich natürlich und denke, dass wir in 20 Jahren doch viel sensibler sind für
00:40:27: diese Themen. Und das liegt einerseits daran, dass es dann immerhin schon mal, glaube ich,
00:40:33: eine Professur für Geschlechter sensible Medizin gibt in Bielefeld. Das glaube ich die einzige
00:40:38: Deutschland, aber immerhin schon mal, finde ich großartig. Und ich hoffe, dass es natürlich
00:40:42: noch viel mehr gibt. Also, dass wir einfach mehr Menschen haben und Professoren und Professoren,
00:40:47: die diesen Thema beforgen und auch damit natürlich auch neue Daten generieren. Und auch, dass man,
00:40:55: glaube ich, mehr so dieses Thema aus dieser Ecke rausholt, indem man sagt, oh, das ist jetzt so ein
00:41:01: Thema. Das ist ein Geschlechterkampfthema. Da sind jetzt die rotloggigen Mansen, die wollen die
00:41:07: Männer unterdrücken und jetzt wollen sie auch noch in der Medizin die Männer unterdrücken. Ja,
00:41:10: das ist so ein falsches Gefühl, aber das ist es gar nicht. Es geht letztendlich ja wirklich ehrlich
00:41:15: darum, Menschen, dazu gehören meine Unfrauen, finde ich, dass man die länger gesund hält. Und wenn
00:41:22: sie krank sind, dass man besser gerecht wird und besser versteht. Und wir sind normal nicht nur,
00:41:27: wir sind Hirne, aber wir sind nicht nur Biologie und ich finde, da muss es zusammenbringen.
00:41:32: Ich weiß nicht, wie dir es geht, Felia. Ich bin jetzt sehr gut im Bild. Ich könnte da aber auch
00:41:37: noch stundenlang zuhören. Ja, ich glaube, das war auch ein sehr schönes Schlusswort eigentlich,
00:41:40: noch mal was alles so ein bisschen zusammengefasst hat, was wir jetzt in der Zeit besprochen haben.
00:41:44: Deswegen vielen, vielen lieben Dank, Frau Fladerer, dass sie uns noch mal mitgenommen haben und uns,
00:41:49: glaube ich, sowohl uns beide, aber wahrscheinlich auch ganz viele, die uns zugehört haben, noch mal
00:41:53: aufgeklärt haben, was sich noch tun muss und wo wir gerade aber auch stehen und vielleicht noch mal
00:41:57: ein paar kleine Tipps und Hinweise, wie man auch in seinem eigenen Leben damit noch mal umgehen kann.
00:42:01: Deswegen dafür erstmal vielen, vielen Dank. Danke natürlich auch an alle, die uns heute zugehört
00:42:05: haben. In der nächsten Folge, die dann ja schon fast Richtung Sommer geht, wollen wir dann mal auf
00:42:10: das Thema Reisemedizin gucken, denn auch da hat sich einiges anhand oder aufgrund des Klimawandels
00:42:15: getan und wir müssen uns ein bisschen mehr, glaube ich, darauf einstimmen. Unser Gast heißt dann
00:42:19: Professor Frieda Schaumburg und mit ihm sprechen wir über Impfungen, was ihr braucht, wenn ihr zum
00:42:24: Beispiel nach Australien oder Südafrika reist, aber auch, wenn ihr vielleicht in Deutschland
00:42:28: einfach nur eine Alpenwanderung plant. Wir freuen uns deswegen, wenn ihr auch dann wieder einschaltet.
00:42:32: Bis dahin lasst gerne ein Abonnement da, folgt uns auf unseren Kanälen, schreibt uns eine Mail,
00:42:37: vielleicht habt ihr ja sogar schon Fragen oder explizite Themenvorschläge, die wir dann in
00:42:41: den kommenden Folgen mal behandeln sollten. Alle Infos, wie ihr uns erreichen könnt,
00:42:45: findet ihr wie immer in den Shownauts. Also bis dahin, bleibt gesund und bis zum nächsten Mal.
00:42:49: Tausend Dank an Sie, Frau Fleider. Ich sehe gerne.
00:42:52: [Musik]
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