Mehr als Gelenkschmerzen: Was wirklich hinter Rheuma steckt
Shownotes
Beim Wort „Rheuma“ denken viele zuallererst an ältere Menschen, die über Gelenkschmerzen klagen. Ganz so einfach ist es aber nicht. Denn Rheuma hat viele Gesichter: Bei seiner Entstehung immer eine Fehlregulation des eigenen Immunsystems im Spiel – und die kann zu jedem Zeitpunkt und ohne Vorankündigung jeden treffen. Frauen sind häufiger betroffen als Männer. Noch dazu gibt es über 200 bekannte Erkrankungsbilder, die dem rheumatischen Spektrum zugeordnet werden.
Anlässlich des Weltrheumatags am 12. Oktober wollen wir deswegen genauer hinschauen: Was steckt wirklich hinter dem Begriff? Wer ist betroffen? Und was bedeutet das für deren Alltag?
Um über all das aufzuklären, sprechen wir heute mit Privatdozentin Dr. Rebecca Hasseli-Fräbel, Oberärztin der Rheumatologie und klinischen Immunologie am UKM. (Sie ist Podcast-Profi und hostet auch einen Podcast der Deutschen Rheumaliga.)
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00:00:00:
00:00:08: Wenn man Räumer hört, haben viele sofort ein Bild im Kopf.
00:00:11: Ältere Menschen, die über Gelenkschmerzen klagen.
00:00:14: Aber stimmt das eigentlich so?
00:00:15: Ganz so einfach ist es nämlich nicht.
00:00:17: Räumer ist viel mehr als neuer Erkrankung und betrifft Millionen von Menschen in Deutschland.
00:00:22: Anlässlich des Welträumertags im Oktober wollen wir genauer hinschauen.
00:00:25: Was steckt hinter dem Begriff, wer ist betroffen und was bedeutet das für den Alltag?
00:00:30: Ich persönlich denke bei Räumer ja immer direkt An Gelenkschmerzen.
00:00:33: Aber Anja, du bist ja schon durch regelmäßige Pressemitteilungen zu dem Thema und Co.
00:00:37: ein bisschen besser informiert, würd ich denken.
00:00:39: Woran denkst du denn immer als Erstes, wenn du Rheuma hörst?
00:00:41: Ich denke vor allen Dingen daran, dass es gar nicht eben unbedingt ältere Menschen betreffen muss, sondern ich ganz viele Patientenbeispiele hier schon gesehen habe, wo es wirklich sehr junge Menschen erstaunlicherweise betraf.
00:00:52: Und mich das immer so ein bisschen auch ratlos hinterlässt.
00:00:55: Woran dich das, was ist das?
00:00:57: Aber das so werden wir ja heute ein bisschen was hören von unserem Gast, nämlich.
00:01:01: Und das ist Frau Doktor ...
00:01:10: Schönen, dass ich heute hier dabei sein darf.
00:01:14: Mein Name haben Sie ja schon genannt.
00:01:15: Ich bin Rheumatologin, wirklich leidenschaftliche Rheumatologin und Osteologin und jetzt seit ungefähr drei Jahren hier am Universitätsklinikum in Münster tätig.
00:01:24: Rheuma, jetzt haben wir gerade schon drüber gesprochen.
00:01:26: Ich denke immer an Gelenkschmerzen, aber was ist denn eigentlich Rheuma?
00:01:29: Wie kann man das für den Leinen, also mich zum Beispiel, einfach erklären?
00:01:32: Das ist
00:01:33: eine sehr gute Frage und... Die Einführung mit Rheuma betrifft ältere Menschen und Gelenke, hatte ich damals, als ich mit Rheuma angefangen habe, beziehungsweise im Studium, damit das erste Mal zu tun hatte, auch.
00:01:44: Ich hatte immer gedacht, dass Rheuma irgendwie was mit Gelenke zu tun haben muss, die Gelenke ja verrutscht aussehen und häufig irgendwie Großeltern davon betroffen sind.
00:01:54: Wir müssen uns aber vor Augen halten, dass der Begriff Rheuma sehr variabel ist.
00:01:59: Je nach Definition fallen über hunderte Erkrankungen darunter, das, was wir aber ... hier am Universitätsklinikum behandeln ist, das entzündliche Räume.
00:02:08: Und entzündliche Räume heißt, dass das Immunsystem in irgendeiner Art und Weise nicht richtig funktioniert.
00:02:13: Wenn wir uns jetzt überlegen, wo das Immunsystem überall in unserem Körper agiert, dann kann man sich vorstellen, dass der gesamte Körper betroffen sein kann.
00:02:22: Also, wenn ich das richtig verstanden habe, ich fasse das noch mal zusammen, es gibt nicht das eine Räume.
00:02:26: Und bevor wir dazu kommen, was wir hier vielleicht behandeln, würde ich mich auch dafür interessieren, welche Patienten würden wir denn hier nicht behandeln?
00:02:34: Was sind die anderen räumatologischen Erkrankungen?
00:02:36: Das ist auch wieder eine sehr, sehr gute Frage, weil wir häufiger von den Betroffenen natürlich hören.
00:02:41: Mein Arzt hat mir gesagt, oder meine Ärztin hat mir gesagt, ich habe Rheuma.
00:02:45: Und wenn ich sie dann vertröst muss, dass es leider nicht die Art von Rheuma ist, die wir hier vor allen Dingen sehen, sind das beispielsweise Schmerzsyndrome, wie das Fibromyalgiesyndrome.
00:02:54: Das ist eine schwerwiegende Erkrankung, die die Betroffenen sehr stark einschränkt.
00:02:59: Aber leider hat das keinen klassischen, entzündlichen Charakter.
00:03:02: Und wir haben bis heute keine Therapiemöglichkeit für diese Erkrankung.
00:03:07: Das heißt, die Betroffenen haben wirklich eine deutliche Einschränkung der Lebensqualität.
00:03:11: Ich glaube, Ihnen die Beschwerden, wirklich die Patienten leiden sehr.
00:03:16: Wir haben aber bis heute keine gute Lösung dafür.
00:03:19: Es gibt verschiedene Forschungsansätze, die das untersuchen.
00:03:22: Aber leider haben unsere Rheumamedikamente hier keinen Einfluss.
00:03:25: Und somit würden wir den Betroffenen eine falsche Hoffnung machen, wenn wir sie dann hier anbinden.
00:03:31: Wenn die entzündlichen Erkrankungen bei Ihnen behandelt werden, wir wollen die jetzt nicht im Einzelnen aufzählen.
00:03:37: Aber es sind ja doch ganz schön viele verschiedene Arten, was ich so im Überblick gesehen habe.
00:03:42: Wie schwierig ist das, bis Sie endlich wissen, was ist es eigentlich?
00:03:45: Das ist durchaus teilweise sehr herausfordernd, weil, so wie Sie vorhin gesagt haben, es nicht die eine Räumeerkrankung gibt.
00:03:53: Selbst wenn wir den Namen der Erkrankung wissen, gibt es nicht das eine Bild dieser Erkrankung.
00:03:58: Was die Betroffenen häufig gemeinsam haben, ist der Schmerz.
00:04:01: Schmerz ist das Hauptsymptom aller Betroffenen bei uns in der Rheumatologie.
00:04:05: Da ist es herauszufinden, oder unsere Aufgabe herauszufinden, was diesen Schmerz verursacht.
00:04:11: Da kann es sein, dass beispielsweise eine Rheumeerkrankung vorliegt, die die Gefäße befällt oder eine Rheumeerkrankung, die eher die Gelenke befällt.
00:04:19: Das ist unsere Aufgabe, indetektiv Arbeit dem nachzugehen.
00:04:23: Sind das dann auch diese typischen Kategorien, die man vielleicht nutzen würde?
00:04:27: wie sie jetzt gerade gesagt haben, weil sie am Anfang von über hundert Räume ... Erkrankungen bzw.
00:04:32: verschiedenen Räume Erkrankungen gesprochen haben.
00:04:34: Gibt es dann tatsächlich Kategorien, in denen man dann auch denkt?
00:04:36: Also gerade aus dem ärztlichen Bereich, wenn man da drauf schaut?
00:04:39: Genau, man kann es eigentlich sehr gut als Kategorie zusammenfassen.
00:04:42: Wir haben beispielsweise eine Gruppe an Erkrankungen, die die Gefäße befällt.
00:04:46: Also Gefäßräume, Gefäßentzündung.
00:04:48: Eine Gruppe von Erkrankungen, die sich primär auf die Gelenke fokussiert.
00:04:52: Erkrankungen, die auf das Bindegewebe, auf die Organe gehen.
00:04:56: Aber auch Erkrankungen, die damit einhergehen, dass die Betroffenen ...
00:05:01: Also ganz unterschiedlich tatsächlich.
00:05:03: Worauf achte ich denn überhaupt als Betroffener, wenn das so unterschiedliche Symptome sein können?
00:05:08: Also das klingt ja fast wie ein Chameleon, diese Erkrankung.
00:05:11: Worauf kann ich denn als Betroffener achten, um vielleicht dann zu denken, das könnte Räuma sein.
00:05:16: Und da sollte ich vielleicht zu einem Spezialisten gehen.
00:05:18: Das
00:05:18: häufigste Räuma bzw.
00:05:20: die häufigste Räumaart sind die Gelenkerkrankungen.
00:05:23: Und wenn wir das uns mal einmal vor Augen führen, dann ist ein guter Punkt, dass sich beispielsweise der Gelenkschmerz ... verbessert, wenn die Patienten unter Bewegung sind.
00:05:32: Bei degenerativen Schmerz, also Arthrose-Schmerz, wären die Schmerzen im Tagesverlauf schlechter.
00:05:38: Beim Rheumatiker, beim entzündlichen Rheumatiker werden die Schmerzen in der Regel im Tagesverlauf besser.
00:05:43: Dann ist das so, dass die Betroffenen häufig eine Morgensteife berichten.
00:05:48: Morgensteife klingt jetzt so, also... Ich habe damals, als ich mit Räume angefangen habe, von meinem Oberarzt häufiger gehört, ich habe auch mal Morgensteife.
00:05:56: Das kennen wir ja alle, dass wenn man morgens aufsteht und wenn man jetzt nicht ein früher Vogel ist, dann braucht man einfach seine Zeit und kann es auch mal sein, dass die Gelenke sich schwerer anfühlen.
00:06:07: Das, was die Betroffenen hier aber beschreiben, ist wirklich eine schmerzhafte... Bewegungseinschränkungen.
00:06:14: Man braucht lange Zeit, bis man in die Gänge kommt.
00:06:16: Führen sind das auch vor allen Dingen die Hände, dass zum Beispiel der Faustschluss eingeschränkt ist und dass die Betroffenen bis hin zur Mittagszeit eben Zeit brauchen, um wirklich in Anführungsstrichen Bewegung zu kommen und schmerzfreier zu werden.
00:06:31: Komplett schmerzfrei werden sie dagegen nicht.
00:06:34: Beim Arthrose-Schmerz, also beim degenerativen Schmerz, ist das dagegen so, dass die Betroffenen einen sogenannten Anlaufschmerz beschreiben.
00:06:42: Die haben diese Steife, aber nach ein paar Schritten beispielsweise in den Knien, Arthrose in den Knien wird es besser.
00:06:47: Das ist eben beim entzündlichen Räumen nicht der Fall.
00:06:50: Kann man grundsätzlich sagen, wie viele Menschen betroffen sind, weil das ein so vielfältiges Krankheitsbild ist?
00:06:55: Wie findet man das raus und gibt es da auch eine Dunkelziffer?
00:06:58: Vor
00:06:58: Covid hat man schätzungsweise gesagt, dass ungefähr ein bis zwei Prozent der Bevölkerung ein entzündliches ... Räume haben.
00:07:04: Mittlerweile hat man das Gefühl, dass das Thema auch in der Gesellschaft Wir haben eine gewisse Sensibilität gefunden hat und scheinbar auch dementsprechend die Zahlen hochgehen.
00:07:14: Jetzt muss man sich fragen, was ist Henne, was ist Ei?
00:07:17: War Covid beispielsweise der Auslöser dafür oder nicht?
00:07:20: Ich glaube, dass Covid einfach dazu geführt hat, dass wir viel mehr uns um das Immunsystem gekümmert haben bzw.
00:07:27: das Immunsystem in den Fokus gesetzt haben und dementsprechend vielleicht auch frühzeitig auf die Idee kommen, dass das Rheuma sein könnte.
00:07:34: Sie haben gesagt Autoimmun, das haben wir tatsächlich noch gar nicht so richtig erläutert.
00:07:38: Es sind immer autoimmungetriggerte Erkrankungsbilder.
00:07:41: Kann man das so formulieren?
00:07:43: Das hat man früher so ... genannt autoimmune Erkrankung.
00:07:47: Mittlerweile weiß man, dass das eine Fehlregulation des Immunsystems ist.
00:07:51: Das muss nicht unbedingt autoimmun sein.
00:07:53: Autoimmun heißt, der Körper richtet sich gegen den eigenen Körper, dass das Immunsystem beispielsweise körperigene Zellen befällt.
00:08:00: Das kann aber auch sein, dass irgendein Mechanismus, der für eine Entzündung notwendig ist, einfach fehlreguliert ist.
00:08:06: Das können Sie sich in etwa so vorstellen, dass bei der Herdplatte, wenn Sie die eine und ausschalten, da haben Sie ja diesen Schalter, dass der Schalter kaputt ist.
00:08:14: und die Herdplatte auf Dauerfeuer läuft.
00:08:16: Bei Immunerkrankungen würde ich auch denken, dass dann das Immunsystem vielleicht auch bei anderen Sachen anders reagiert.
00:08:23: Ist das dann auch so eine Begleiterscheinung, wenn ich jetzt vielleicht Romatiker, Romatikerin bin, dass ich dann zum Beispiel auch schneller erkältet bin oder generell auf gewisse Sachen einfach mein Immunsystem empfindlicher oder nicht so empfindlich reagiert?
00:08:33: Das ist ein sehr, sehr guter Punkt.
00:08:35: Da treffen Sie in Schwarze, weil das ist mein Forschungsschwerpunkt.
00:08:38: Ah, sehr gut.
00:08:39: Wir wissen es eigentlich, ehrlich gesagt, gar nicht.
00:08:41: Das
00:08:42: riecht mich so gut.
00:08:44: Wir wissen es leider nicht so richtig und bis vor Covid hat es keinen so richtig auch interessiert, wie Infektionen beispielsweise bei Personen mit fehlgesteuerten Immunsystemen ablaufen.
00:08:56: Erst mit Covid haben wir verstanden, dass wir eigentlich viel zu wenig darüber wissen und dementsprechend habe ich mir das eigentlich zu meiner Lebensaufgabe gemacht, Licht ins Dunkel zu bringen.
00:09:06: Und da gemeinsam mit meiner Arbeitsgruppe Erkenntnisse zu gewinnen, die wir für die Patienten einsetzen können.
00:09:11: Und gibt es da schon irgendwelche Tendenzen, die Sie so erschließen konnten?
00:09:15: Oder wie ist Ihre Vermutung, vielleicht Ihre Hypothese, die Sie da aufstellen?
00:09:18: Eine wichtige Hypothese bzw.
00:09:20: eine wichtige Erkenntnis, die wir aus Covid gewonnen haben, dass wir die Rheumapatienten nicht über einen Kamm scheren dürfen.
00:09:26: Rheumamedikamente sind nicht per se ... immun unterdrückend, also das Immunsystem unterdrückend, sondern können teilweise auch vorteilhaft sein.
00:09:35: Das haben wir in den Analysen bei Covid gesehen, dass bestimmte Rheumamedikamente sogar eher mit einem milden Verlauf einer Corona-Infektion einhergegangen sind.
00:09:45: Und das wussten wir davor eben nicht.
00:09:47: Wir hatten immer Angst gehabt, wenn die Patienten irgendeinen Infekt hatten und haben dazu geneigt, frühzeitig dann das Rheumamedikament zu pausieren.
00:09:54: Mittlerweile wissen wir, dass wir uns dann mehr trauen dürfen.
00:09:58: und dass wir die Patienten schützen, wenn wir das Rheuma mit Hilfe von Rheumamedikamenten gut eingestellt haben.
00:10:03: Wenn Sie sagen, dass rheumatisch erkrankte Patientinnen Angst haben müssten, einen Infekt zu bekommen, dass Sie da ein besonderes Augenmerk drauf haben, dann gehen wir mal zurück an den Anfang des fehlgeleiteten Immunsystems, nämlich, da stand ursächlich vermutlich auch eine Infektion.
00:10:19: Das kann durchaus sein.
00:10:20: Das sind mögliche Hypothesen, die diskutiert werden für die Entstehung von rheumatischen Erkrankungen.
00:10:25: Bis heute wissen wir nicht, wie sogenannte Autimunerkrankungen oder Immunfehlregulierende Erkrankungen entstehen.
00:10:34: Eine mögliche Hypothese ist, dass beispielsweise eine Infektion das begünstigt hat, dass die Theorie ist, dass beispielsweise das Immunsystem eben aktiviert worden ist.
00:10:44: Der Erreger möglicherweise Oberflächenmoleküle geteilt hat, die der Körper auch hat, also ähnlichen Aufbau, wie körperigene Zellen hat.
00:10:53: Und dann eben das Immunsystem aus dem Ruder läuft und nicht mehr zwischen fremd und körperigen unterscheiden kann.
00:10:59: Das ist eine mögliche Theorie.
00:11:02: Eine weite Theorie ist beispielsweise, dass das Immunsystem durch eine Infektion aktiviert wird und es zu einer Überaktivierung kommt.
00:11:09: Und das dazu führen kann, dass eben eine Erkrankung sich dann bei den Patienten... oder bei den Betroffenen manifestiert.
00:11:16: Es ist aber bis heute nicht bewiesen.
00:11:18: Wir wissen es nicht genau.
00:11:19: Und selbst wären wir uns jetzt komplett in Frischhaltefolie in der Winterzeit einwickeln würden.
00:11:27: Es gibt ja auch Erreger im Sommer und es ist schwierig jetzt beispielsweise bei der Corona-Infektion zu sagen, dass das mit Sicherheit die Corona-Infektion war.
00:11:35: Es kann ja auch sein, dass ein banaler Schnupfen der Auslöser war.
00:11:38: Es kann aber auch sein, dass emotionaler Stress dazu geführt hat, dass beispielsweise die Erkrankung zum Vorschein gekommen ist.
00:11:45: Und das sehen wir.
00:11:46: Das Immunsystem reagiert auch auf emotionalen Stress.
00:11:50: Und ab und an haben wir durchaus Patientinnen und Patienten, die beispielsweise nach dem Verlust eines Familienmitglieds mit Rheumasymptomen vor einem sitzen.
00:11:59: Eigentlich kann man dem überschießenen Immunsystem ja auch gar nicht so richtig böse sein.
00:12:02: Das will ja eigentlich was Gutes für den Körper.
00:12:05: Genau.
00:12:05: Nur schießt es übers Ziel hinaus und die Frage ist, wieso trifft es den einen und den anderen nicht?
00:12:11: Das ist ja genau die Frage, die muss am Ende stellen, weil kann es dann jeden Treffen potenziell, also so eine Infekt oder eine Infektion, die dann zu Räumer führt oder... Könnte das auch eine Veranlagung sein?
00:12:21: Ist das was, was genetisch vielleicht vererbt wird?
00:12:23: Wenn irgendwie meine Oma Rheuma hatte, dann bin ich da eher gefährdet oder, klar, Lebensstil spielt wahrscheinlich immer eine Rolle.
00:12:29: Gibt es da solche, sag ich mal, Trigger oder gewisse Dinge, die einen vielleicht eher vorbelasten?
00:12:34: Das auf alle Fälle, es gibt bestimmte Rheumaerkrankungen, die mit einer familiären Häufung einhergehen.
00:12:39: Dazu gehört beispielsweise die Schuppenflechte, die sogenannte Schuppenflechtenartritis, psoriasisartritis, zu der auch beispielsweise der ehemals genannte Bechtereff gehört, also die Rückengelenk-Rheumaerkrankung.
00:12:53: Dazu gehören auch chronisch entzündliche Darmerkrankungen, die mit Gelenkinzündungen einhergehen können.
00:12:58: Und diese Erkrankungen sind häufig familiär vermehrt.
00:13:03: zu finden.
00:13:04: Dann gibt es aber auch Erkrankungen, wo wir gar nicht wissen, ob Genetik eine bestimmte Rolle spielt, wie zum Beispiel bei den Gefäßentzündungen.
00:13:10: Es gibt allerlei Untersuchungen und immer wieder werden Gene hoch und runter diskutiert, aber das eine Gene, was mit bestimmten Rheumeerkrankungen auf alle Fälle einhergeht, das haben wir bislang nicht gefunden.
00:13:21: Und dementsprechend wissen wir auch, bis heute nicht genau, wie die Ursache ist und wie wir die Ursache beheben können.
00:13:28: Wir können also Rheuma bis heute noch nicht heilen, sondern immer nur das Fortschreiten der Erkrankungen bremsen,
00:13:35: aber
00:13:35: eben leider noch keine Heilungsmaßnahme.
00:13:39: Eine Sache, die wir hier immer total heiß diskutieren und eigentlich immer dasselbe Fazit ziehen ist, der Lebensstil.
00:13:45: Die persönliche Lebensweise, Ernährung, Schlaf, Gesundheit.
00:13:48: rauche ich, rauche ich nicht.
00:13:50: Gibt es da möglicherweise auch Auslöser, die mein Immunsystem dann irgendwann so antriggern, dass es eben zu einer Rheumatologischen Erkrankung kommen kann?
00:13:59: Auch wieder eine sehr spannende und heiß diskutierte Frage.
00:14:04: Ernährung spielt ja eine ganz große Rolle und es gibt beispielsweise im Internet diese Mikrobiomanalysen, Blutuntersuchungen auf Vitamine und so weiter und so fort.
00:14:13: Bis heute hat man für keine Autoimmunerkrankung, für keine Immunerkrankung eigentlich das Ernährungsmittel oder den Ernährungs-Style, der auf alle Fälle funktioniert.
00:14:24: Es gibt Zickbücher, die beispielsweise vegane Ernährung oder glutenfrei.
00:14:28: propagieren.
00:14:29: Das mag für die eine Person, die Autorin des Buches ist, geklappt haben, kann auch sein, dass andere Sachen eine Rolle gespielt haben.
00:14:36: Aber es gibt eben nicht den Ernährungs-Style, der dazu beiträgt, dass das Rheuma nicht ausbricht.
00:14:42: Man muss auch immer ein bisschen realistisch bleiben.
00:14:45: Wenn wir heutzutage vor die Regale gehen, dann haben wir eine Fülle an Auswahl, an Chips, Süßigkeiten, Fertigspeisen usw.
00:14:53: Das gab es vor dreißig Jahren in dieser Art nicht.
00:14:56: Deswegen kann es auch sein, dass da ein gewisser Zusammenhang besteht.
00:15:01: Was man aber weiß, dass das Gewicht eine Rolle spielt.
00:15:04: Weil das Fettgewebe selbst ... auch Entzündungsmoleküle produzieren kann, d.h.
00:15:08: Entzündungen fördern kann.
00:15:10: Und je mehr Gewicht man hat, desto höher ist das Risiko, wenn man auch eine Veranlagung hat.
00:15:17: zum Rheuma kommt und das Rheuma auch nicht gut eingestellt werden kann.
00:15:21: Und da ist Gewichtreduktion A und O. Und ich sage es immer wieder auch zu meinen Patienten.
00:15:26: Ich kann hinter meinem Schreibtisch irgendwelche spannenden Brigitte-Diäten empfehlen, die aber nicht umsetzbar sind, sondern das muss auch mit der Realität oder mit dem Lebensformen der Patienten umsetzbar sein.
00:15:39: Und da bietet sich es an, einfach auch das Bewusstsein für die Ernährung zu stärken.
00:15:42: Also Ernährungsberatung hier, was wir auch am Universitätsklinik ... anbieten, aber auch wirklich realistische Vorschläge zu machen.
00:15:51: Ein realistischer Vorschlag, den wir hier auch bei uns in der Ambulanz diskutieren.
00:15:55: Wir haben hier eine Lipidexpertin, Frau Dr.
00:15:58: Britta Otte, die da eine hervorragende Fortbildung dazu getragen hat, beispielsweise, dass man den Betroffenen sagt, Gewichtsreduktion, indem man seine dreimalzeiten ist, aber dazwischen halt nichts.
00:16:10: Keine Snacks, keine Schokolade, keine süßen Getränke dazu.
00:16:14: Man kann sich zum Frühstück, Mittagessen, Abendessen, Salopp gesagt, den Magen vollhauen.
00:16:19: Aber die Zeit dazwischen ist man nüchtern in Anführungsstichen oder nimmt nichts weiteres zu sich.
00:16:26: Und ich finde, das ist ein Konzept, was gut umsetzbar ist.
00:16:29: Wenn man sich dann überlegt, also ... Ich habe in meiner Schublade jede Menge Süßigkeiten, weil ich die ständig zu mir nehme, sondern so als Notkroschen.
00:16:38: Ja, gar keinen Fall.
00:16:39: Und wenn ich mir überlege, bevor ich das mir in den Mund schiebe, ob das jetzt wirklich notwendig ist oder ob ich nicht vielleicht zu Frühstück hätte mehr essen können oder dann Mittagessen einfach abwarten und da was ordentliches essen, dann ist das ja auch ein bewussteres Essen.
00:16:55: Und natürlich hoch industriell hergestellte Lebensmittel haben halt mit Lebensmitteln nichts mehr zu tun.
00:17:01: Ich nenn es nur noch Rezeptur.
00:17:02: Wenn man sich dann mal hinten anschaut, was da alles drin ist, dann erkennt man eigentlich gar nicht mehr, welche Grundnahrungsmittel da drin ist.
00:17:09: Und da kann man so mit kleinen Sachen eigentlich sehr viel schon am Lebensstil ändern.
00:17:13: Man muss sich aber halt eben vor Augen halten.
00:17:16: Man ist immer... in der Eigenverantwortung.
00:17:19: Es gibt keine Wunderpille.
00:17:21: Die Patienten erwarten ja auch nicht, oder erwarten, dass wir sie nicht mit Chemie zu bomben.
00:17:25: Das verstehe ich auch, würde ich auch nicht wollen.
00:17:27: Aber dann gehört es dazu, dass man Hand in Hand arbeitet.
00:17:30: Und wenn eben eine Räumeerkrankung vorliegt, dann ist das eine chronische Erkrankung.
00:17:35: Das heißt, die Betroffenen und wir sind ab dem Zeitpunkt, wo wir es feststellen, ein Team.
00:17:40: Und Team heißt, jeder packt an.
00:17:42: Betroffene macht oder die Betroffene macht das, was sie kann und wir machen das, was wir können, um das Bestmögliche rauszuholen.
00:17:48: Sie haben gerade gesagt, Zeitpunkt, wo man weiß, dass es räumer ist, wie findet man das denn überhaupt raus?
00:17:52: Also, jetzt haben wir vielleicht die Diagnose, oder wir haben nicht Diagnosen, das ist die Frage.
00:17:56: Wir haben jetzt die Symptome, die da auf uns treffen, also vielleicht die Lenkschmerzen oder andere Dinge, die sie schon beschrieben haben.
00:18:02: Wie wird das denn dann diagnostiziert?
00:18:04: Und wo gehe ich überhaupt hin, wenn ich meine, dass ich vielleicht Räume habe?
00:18:07: Der
00:18:07: erste Ansprechpartner bzw.
00:18:09: Partnerin ist der Hausarzt, die Hausärztin.
00:18:12: Und das ist auch eine sehr wichtige Quelle.
00:18:14: Ich bin da auch immer wieder im intensiven Austausch mit den Kolleginnen und Kollegen aus der Allgemeinmedizin.
00:18:20: Erst gerade eben vor zwei Stunden mit einer Hausärztin telefoniert bezüglich einer Patientin mit Verdacht auf eine rheumatische Erkrankung.
00:18:28: Und in der Regel ist das so, dass erst mal der Patient befragt wird.
00:18:32: Wann treten die Schmerzen auf?
00:18:34: Wie sind die Schmerzen?
00:18:35: Gibt es vielleicht Räume in der Familie?
00:18:37: Dann werden die Betroffenen natürlich körperlich untersucht und es erfolgt auch eine Blutuntersuchung.
00:18:44: Oft
00:18:44: ist das so, dass die Betroffenen erhöhte Entzündungswerte im Blut haben.
00:18:48: Die müssen aber nicht vorliegen, damit das Rheuma diagnostiziert werden kann.
00:18:52: Und das macht es dann eben schwierig.
00:18:54: Es gibt auch bestimmte Rheuma-Werte, Autoantikörper sogenannte, die Hinweise geben könnten, dass das Immunsystem nicht ordentlich funktioniert und auch Rheuma vorliegen könnte.
00:19:05: Die können aber auch ab und an negativ sein.
00:19:07: Schlussendlich ist das so, dass mehrere Bausteine dazu beitragen, dass man die Diagnose stellt.
00:19:14: Aber nochmal, um das von zu Beginn aufzugreifen, nur ein bis zwei Prozent der Bevölkerung haben ein entzündliches Rheuma, das heißt, neun neunzig Prozent haben eine andere Ursache und meist ist das muskules Gelital.
00:19:26: Und Sie haben ja jetzt hier gerade mein Mikrofon schick platziert und Sie sehen, wie ich den Kopf hier halte.
00:19:32: Ich sitze den ganzen Tag am PC und am Handy.
00:19:34: Mein Nacken ist die ganze Zeit in so einer.
00:19:36: an der Talerstellung sage ich es immer.
00:19:38: Ja, und das ist auch unser Lebensstil, der dazu beiträgt, dass muskule Skilletale beschweren, also beschweren am Bewegungsapparat, die nichts mit entzündlichen Räume zu tun haben, leider zunehmen.
00:19:50: Warum ist es so?
00:19:51: Ich stelle das jetzt mal einverfrech als These in den Raum, dass viele Menschen, viele Betroffene ja wahnsinnig lange oft viele Jahre auf die richtige Diagnose warten.
00:20:00: Wenn Sie das so beschreiben, es gibt Marker im Blut, das ist schwer, das rauszufinden, klar, aber das hört sich für mich eigentlich nach Laboruntersuchungen an.
00:20:08: Trotzdem ist es für viele ja irgendwie eine echte ODC.
00:20:11: Das stimmt vor allen Dingen, weil eben auch Jüngere betroffen sein können.
00:20:15: Und jetzt stellen Sie sich mal vor, Sie sind Hausärztin und da kommt jemand zwanzigjähriges mit... Gelenkschmerzen.
00:20:23: Und in der Regel haben die dann zu dem Zeitpunkt auch keine dicken geschwollenen Gelenke, sondern einfach erzählen, dass die Gelenke schmerzhaft sind und dass man schlechter schläft auch deswegen, dass man nachts wach wird.
00:20:34: Und da ist es ganz klar, dass man erst mal anders häufig gedacht.
00:20:37: Wichtig ist aber, dass wenn man anders häufig gedacht hat und das alles abgeklärt hat, beispielsweise Bewegung hilft, das wird alles mit Physiotherapie, Lebensstiländerung und so weiter, wird es besser.
00:20:48: Und es wird nicht besser, aber bei bestimmten Betroffenen, dass man dann auch daran denkt, dass vielleicht was anderes vorliegen könnte.
00:20:57: Und das macht es eben so schwierig, weil diese Entzündung, die so unterschwellig läuft, die man nicht greifen kann im Blut oder bei den ersten Untersuchungen, die führen häufig dazu, dass die Betroffenen eben eine lange Zeit brauchen, bis die Diagnose gestellt wird.
00:21:13: Derjenige mit einem dicken Gelenk, dafür brauche ich eigentlich kein Labor mehr.
00:21:17: Dem sehe ich das an, dass da Räume hat, die Hände sind, die Visitenkarten der Räumepatienten.
00:21:23: Und da braucht man keine große Diagnostik.
00:21:25: Die, die nicht ganz so eindeutig sind, da ist eigentlich die Herausforderung.
00:21:29: Auf der einen Seite gut, weil die in der Regel auch einen sogenannten Milgenverlauf haben, also gar nicht so aggressiv, dass gleich Gelenke kaputtgehen oder Organe betroffen sind.
00:21:38: Auf der anderen Seite blöd, weil natürlich ein langer Lebens- oder ein langer ... Leidensweg dann vorliegt, bis dann schlussendlich bekannt ist, wie man den Betroffenen helfen kann.
00:21:48: Ja und nicht immer manifestiert es sich ja auch in den Gelenken.
00:21:51: Das kann ja auch total unterschiedlich aussehen.
00:21:53: Genau, ja.
00:21:55: Dann auf die Idee zu kommen, beispielsweise, wenn die Luft kürzer wird, dass womöglich Lunge im Rheuma in der Lunge vorliegt, auf die Idee kommt halt auch nicht gleich jeder.
00:22:05: Auch hier wieder, häufig ist es häufig, selten ist es selten.
00:22:08: Und da ist es eben wichtig, man muss nicht Rheuma kennen oder bzw.
00:22:12: alles über Rheuma wissen, aber ab und an Rheuma zu denken, auch als Arzt oder Ärztin, ist sicherlich nicht verkehrt.
00:22:19: Ich
00:22:19: als Jüngerer wünsche, und ich glaube, uns hören ja auch viele Jünger zu, ist das denn trotzdem was, was heißt trotzdem, ist das was, womit ... mich jetzt auch wirklich schon beschäftigen muss?
00:22:27: Oder ist es schon prozentual so, dass man sagen kann, in der Mehrheit betrifft es schon eher dann ältere Menschen?
00:22:32: Wie ist da so die Verteilung in der Bevölkerung?
00:22:35: Es betrifft eher Personen hören Lebensalter.
00:22:38: Ich glaub, der Gipfel dürfte so um die fünfzig Jahre plus liegen.
00:22:42: Also, wenn man sich das als Kurve vorstellt, wo die meisten Erkrankten dann liegen mit dem Alter, dann betrifft es zum Glück eher die Älteren.
00:22:50: Ich sag immer, wenn dann die älteren Patienten vor uns sitzen und die natürlich traurig darüber sind, dass sie jetzt Räume haben, sag ich immer, seien sie froh, dass es jetzt erst angefangen hat, weil wir eben auch Kinder haben, die zwei, drei sind und Räume haben.
00:23:03: die wir jetzt nicht unmittelbar behandeln, sondern erst, wenn sie erwachsen wären.
00:23:06: Aber das ist hier das Tolle am Standort, dass wir hier auch mit der Kinderräumatologie eng arbeiten.
00:23:11: Da ist es durchaus so, dass bestimmte Erkrankungen häufiger im höheren Lebensalter auftreten und andere Erkrankungen dann häufiger Jüngere betreffen.
00:23:19: Wir hatten ja vor zwei Jahren auch das Thema Lupus schon mal gemeinsam aufgegriffen.
00:23:23: Und Lupus ist beispielsweise in Erkrankungen die häufiger im jüngeren Lebensalter um die zwanzig auftritt und dann leider halt viel häufiger auch Frauen betrifft.
00:23:32: Ja, da ist ja ein prominenter Fall auch Selina Gommes beispielsweise.
00:23:35: Dadurch hab ich zum Beispiel von Lupus das erste Mal, glaub ich, erfahren, kannte ich vorher auch nicht.
00:23:38: Aber natürlich durch jemanden, der in einer prominenten Rolle ist und eben jünger, hat man dann doch gemerkt, dass das ja leider auch eben jüngere Menschen treffen kann.
00:23:47: Über Räume hört man jetzt natürlich nicht so häufig vielleicht.
00:23:50: Aber Sie haben das jetzt gerade so im Nebensatz fallen gelassen?
00:23:53: Frauen.
00:23:53: Frauen sind häufiger betroffen als Männer, woran liegt das?
00:23:56: Das ist ... Auch wieder eine sehr gute Frage.
00:23:59: Eine Idee oder eine Theorie ist, dass das Immunsystem X-Chromosomal vererbt wird und Frauen dadurch ein höheres Risiko haben, bestimmte Immunerkrankungen zu bekommen.
00:24:13: Nicht bei allen Erkrankungen ist das so.
00:24:15: Beispielsweise bei der Schuppenflechtenartritis oder beim ehemals genannten Bechteriff ist die Verteilung Fifty-Fifty beim Lupus dagegen eins zu neun, also viel häufiger Frauen betroffen.
00:24:26: als Männer überhaupt.
00:24:28: Und das macht es so schwierig, das über einen Kram zu scheren.
00:24:31: Auf der anderen Seite auch ein Nachteil für die Männer, wenn ich jetzt ein Lupus-Patientin habe, dann kann es sein, dass die Beschwerden ganz anders aussehen.
00:24:40: Ich bin aber darauf geprimed, dass immer Frauen vor mir sitzen.
00:24:43: Und da kann es durchaus sein, dass auch Beschwerden dann untergehen oder gar nicht erfragt werden.
00:24:47: Jetzt sind das ja super viele verschiedene Symptome, die kommen oder auch generelle verschiedene Kategorien und Erkrankungsbilder beim Rheuma.
00:24:55: Wie sind dann überhaupt die Behandlungsmöglichkeiten?
00:24:57: Die sind ja wahrscheinlich genauso verschieden, oder wie würden Sie das beschreiben?
00:25:00: Genau, die sind sehr unterschiedlich.
00:25:02: Wir haben Medikamente, die nur für bestimmte Erkrankungen auch angewendet werden.
00:25:07: Die sind aber toll.
00:25:08: Warum toll?
00:25:09: Weil wir seit dreißig Jahren, glaube ich, in keinem anderen Fach so viele Therapieoptionen überhaupt dazubekommen haben.
00:25:16: Vor vielen Jahren, also vor dreißig, vierzig Jahren hatte man nur das Cortison und hat eigentlich in die betroffenen Cortison reingeschüttet, weil man gedacht hat, das ist ein Wundermedikament, bis man erfahren hat, dass es eben auch Nebenwirkungen hat.
00:25:28: Und nach und nach kamen dann mehr Rheumamedikamente dazu.
00:25:32: Mittlerweile haben wir wirklich die Option, Individualisierte an die Therapie ranzugehen, das heißt für die Betroffenen selbst ein Konzept zu erstellen, der mit ihrer Lebensführung vereinbar ist, beispielsweise Familienplanung, Auslandsreisen.
00:25:48: Dadurch ist es auch möglich, der Erkrankung einen geringeren Stellenwert im Leben der Betroffenen zu geben, weil es dann nicht mehr so sehr komplett den Alltag diktiert.
00:25:58: Mein Sohn hat mir eine Frage mit auf den Weg gegeben, muss ich ehrlicherweise gerade eben dran denken, weil der sagt, Räume, Räume, das ist doch was, das kommt doch immer so in.
00:26:05: Schüben oder oder ist das immer da?
00:26:07: Das wusste er tatsächlich nicht.
00:26:09: und irgendwas hat mich jetzt in ihrer Antwort bewegt genau daran zu denken.
00:26:12: Da hat sich ihr so entspannenderweise schon mit Räume beschäftigt.
00:26:15: und ja super, dass er das aufgegriffen hat.
00:26:18: Es verläuft wirklich ein Schüben.
00:26:20: Und was diese Schübe auslösst, wissen wir auch nicht ganz genau.
00:26:24: Aber das ist eben das Spannende, dass es sein kann, dass die Patienten, ja wir sehen die jetzt nicht jede Woche, dass sie in der Zwischenzeit einen Schub gehabt haben und dann sitzen sie vor uns, erzählen das wirklich glaubhaft.
00:26:35: das auch.
00:26:35: Aber in dem Moment, wo sie dann bei uns sind, ist alles wieder vorbei und es ist nichts geändert worden.
00:26:39: Die Therapie ist die gleiche, die Lebenshaltung ist die gleiche.
00:26:43: Und da ist es halt auch eben spannend oder wichtig, die Patienten darüber aufzuklären, dass es einfach eine Erkrankung ist oder Krankheiten sind, die fasenweise auch mal schlechter werden können und dass man dann nicht gleich nervös werden muss, sondern das ist leider diese blöde Erkrankung, die die Betroffenen dann haben.
00:27:00: Und wenn man dann weiß, dass man sich auch mal tageweise vielleicht zurücknehmen.
00:27:04: darf, weil man eben daran erkrankt ist, dann kann man anders damit umgehen.
00:27:08: Was ich den Betroffenen immer auf dem Weg gebe, ist, dass sie viel gnädiger mit sich sein müssen.
00:27:13: Wenn dann diese Diagnose steht, dann ist das so, dass sie sich in der Regel erleichtert fühlen, weil sie eine Erklärung dafür haben.
00:27:20: Aber dann trotzdem vom Körper erwarten, dass der jeden Tag gleich funktioniert.
00:27:24: Erwarte ich auch.
00:27:25: Also ganz ehrlich, ich bin da selbst nicht besser.
00:27:28: Ich erwarte, dass ich an jeden Tag hier gleich fit zur Arbeit komme, aber dann kann es sein, dass irgendwie das Kind nachts wach war oder dass man einfach eine blöde Nacht hatte, weil Vollmond war oder was auch immer.
00:27:39: Oder irgendwie die Oscarverleihung angeschaut hat und man dann gar nicht so ausgeschlafen ist.
00:27:45: Und einfach mal sich selbst gegenüber gnädiger zu sein.
00:27:49: für alle Personen, die zuhören natürlich.
00:27:51: Aber ich glaube für die Rheumapatienten noch mal mehr, weil sie sich häufig auch in der Situation fühlen, dass sie besonders leisten müssen, weil sie ständig in irgendeiner Art von Beobachtungen stehen.
00:28:03: Das ist zumindest das, was mir meine Patientinnen und Patienten mitteilen.
00:28:07: Das hört sich für mich ein bisschen so an, als ob ich das lernen muss als Betroffener, dass ich mein Stressmanagement, sag ich jetzt mal, irgendwie anpassen muss und möglicherweise auch meine Lebensweise echt überdenken muss.
00:28:18: Das ist wahrscheinlich nicht immer ganz leicht.
00:28:20: Holen die sich dann Unterstützung?
00:28:23: Ich empfehle das auf alle Fälle.
00:28:25: Man muss sich das so vorstellen, ich hatte es ja gesagt, Schmerz ist das, was die Betroffenen zu uns führt.
00:28:30: Und wenn man jahrelang, jahrzehntelang Schmerz hatte, dann ist das rein logisch... nachvollziehbar, dass sich in irgendeiner Art und Weise beispielsweise auch ein Schmerzgedächtnis entwickelt.
00:28:41: Das heißt, selbst wenn das Rheuma nicht aktiv ist, dass die Betroffenen Schmerzen berichten.
00:28:45: Und da bietet es sich durchaus an, dass man beispielsweise mit einer begleitenden Psychotherapie auch etwas an der Krankheitsbewältigung, Krankheitsverarbeitung macht, um einfach das Bestmögliche aus der Situation rauszuholen.
00:28:57: Und wenn wir den Kopf so umprogrammieren können mit Hilfe von Psychotherapie, und das kann man, dass beispielsweise Schmerz anders verarbeitet wird, dann ist es... doch viel hilfreicher, als dass ich ständig mit Schmerzmedikamenten dagegen arbeite.
00:29:10: Zudem gebe ich dem Betroffenen auch wieder die Führung zurück, das Ganze zu steuern, indem er selbst Sachen dann anwendet, um den Schmerz anders zu verarbeiten.
00:29:22: Hinzu kommt, dass es ganz wichtig ist, sich eine, in Anführungsstrichen auch scheißegal Mentalität zwischendurch anzulegen.
00:29:29: Wenn man sich vor Augen hält, dass die Erkrankungen beispielsweise auch zu Fehlstellungen der Gelenke führen, dann ist das manchmal so, dass die Betroffenen ständig die Hände verstecken.
00:29:38: Oder wenn jetzt eine Schuppenflechte vorliegt, dass die Betroffenen Handschuhe tragen oder mürzen, damit man das ja nicht sieht, um nicht andere irgendwie... zu aktivieren, irgendeinen Kommentar zu geben.
00:29:50: Und das ist doch sehr traurig, dass wir da als Gesellschaft den Betroffenen noch zusätzlichen Miese Peter zuschieben, dass sie sich anpassen, damit ja nicht jemand auf die Idee kommt, einen Kommentar zu lassen.
00:30:03: Und da bietet sich es wirklich an, eine gewisse Scheißegal-Einstellung zu entwickeln.
00:30:08: Weil der gegenüber, der diesen blöden Kommentar abgibt, der ist ja nicht der Leidtragende.
00:30:13: Der muss nicht mit den Schmerzen arbeiten, der muss nicht ... den Alltag damit bewältigen.
00:30:17: Und er hat diesen Kommentar in zehn Sekunden abgelassen und damit ist sein Lebenswerk vollbracht.
00:30:22: Das nimmt aber die betroffenen Tage lang mit und die überlegen sich bei der nächsten Reise beispielsweise im Bus, wo sie sich hinsetzen, wie sie sich anziehen.
00:30:30: Und da ist mein größter Appell, also wirklich, man ist nicht alleine, eine gewisse Scheißegal-Einstellung, schützt da auch.
00:30:39: Und es ist natürlich auch gut, und das hoff ich zumindest, oder hoffen wir vielleicht auch mit diesem Podcast Aufklärung zu schaffen über auch Krankheitsbilder, die vielleicht eben nicht so bekannt sind oder wo viele auch gar nicht wissen, was die Ausprägung sein können.
00:30:49: Und ich glaube, dass es auch vielleicht betroffenen helfen kann natürlich, wenn andere auch mehr wissen, wie kann Räume aussehen und was hat diese Person vielleicht auch gegenüber von mir oder so, um das auch einzuordnen.
00:30:59: Deswegen hoffentlich auch hier vielleicht ein bisschen Aufklärung.
00:31:04: Aber
00:31:04: spannend ist doch auch tatsächlich, ich hab auch zumindest jetzt neu gelernt.
00:31:07: dass Räumer tatsächlich auch stigmatisierend sein kann.
00:31:10: Das war mir vorher echt nicht bewusst.
00:31:12: Mir war auch gar nicht bewusst, was Sie aufgezählt haben.
00:31:14: Alles unter Räume erzählt.
00:31:15: Das muss man auch ganz klar sagen.
00:31:17: Für mich war das dieses Gelenkthema und natürlich Lupus auch solche Erkrankungen.
00:31:21: Aber dass da so viel noch drunter läuft, das war mir gar nicht bewusst.
00:31:25: Und das hätte ich wahrscheinlich auch gar nicht erkennen können, wenn ich Betroffene sehen würde und hätte das unter Räume gepackt.
00:31:32: Was halten Sie denn von Selbsthilfegruppen?
00:31:33: Da gibt's ja Menschen, die sich zusammenschließen.
00:31:36: Weil sie, wenn auch in diesem Fall vielleicht unterschiedliche Erkrankungsbilder haben, aber zumindest ... wie gewisse Leitsymptomatiken, die selben sind, helfen.
00:31:45: Selbsthilfegruppen in dem Fall?
00:31:46: Tun Sie ja fast immer,
00:31:47: oder?
00:31:48: Ich bin ein ganz großer Fan von Selbsthilfegruppen.
00:31:51: Ich bin auch ehrenamtlich selbst bei verschiedenen Selbsthilfegruppen aktiv, um einfach beispielsweise im Programm immer wieder auch medizinischen Input zu geben.
00:32:00: Der Vorteil dieses ganzen Konzepts ist, dass die Betroffenen selbst genau wissen, was beispielsweise die Erkrankung mit dem Leben macht.
00:32:07: Ja, ich habe zum Glück ... keine dieser Erkrankungen.
00:32:10: Das heißt, ich kann es nur aus Erfahrung sagen, was die Betroffenen mir mitteilen, worauf man achten kann beispielsweise, was für Einschränkungen das mit sich führt.
00:32:18: Und ich bin wirklich sehr einfühlsam und ich kann mich da sehr gut hineinversetzen, aber trotzdem, zum Glück muss ich es nicht ausbaden oder aushalten.
00:32:27: Wenn man das den ganzen Tag aushalten muss, dann hat man natürlich auch einen ganz anderen Fokus, ganz andere Sorgen, Existenz sorgen beispielsweise, wenn jemand gerade frisch in die Selbstständigkeit gegangen ist und Rheuma bekommt.
00:32:38: hat.
00:32:39: Und da ist es durchaus hilfreich, wenn sich Betroffene untereinander austauschen, auch was geholfen hat beispielsweise.
00:32:46: Vielleicht sind es Sportarten, die der ein oder anderen Person gut geholfen haben oder auch Ängste, die dadurch genommen werden können.
00:32:52: Und oft ist das ja so, wir haben ja in der Medizin leider immer nur eine beschränkte Zeit zur Verfügung.
00:33:00: Und man kann in diesen Visiten gar nicht auf alle Themen eingehen.
00:33:03: Und dann ist es auch noch schwierig, in dieser kurzen Zeit beispielsweise auf intime Themen einzugehen.
00:33:08: Ja, Pubertät oder Hormon, Schwankungen oder irgendwelche gynäkologischen Erkrankungen, also Erkrankungen der weiblichen Organe oder dass die Männer Potenz Schwierigkeiten haben, womöglich.
00:33:21: Und ob das vielleicht mit dem Rheuma zusammenhängen kann oder nicht.
00:33:24: Und das traut man sich häufig gar nicht in diesen ... Visiten anzusprechen.
00:33:28: Hilfe oder Selbsthilfegruppen, die aber wirklich im medizinischen Austausch auch sind, können da sehr unterstützen sein und eben diese Wissenslücke schließen.
00:33:39: Ich versuche immer den Betroffenen zu sagen, Google-Suche oder ChatGPT oder was auch immer jetzt gerade angesagt ist, oder Social Media, kann für den ersten Blick unterstützen sein.
00:33:49: Die richtigen Informationen kriegt man aber beim Arzt oder bei der Ärztin und bei solchen professionellen Selbsthilfegruppen.
00:33:56: Wenn man das nicht macht, läuft man Gefahr, beispielsweise auf Social Media wieder irgendeine Ernährungsform angepriesen zu kriegen oder Supplement, was dann das Rheuma heilen soll, das funktioniert nicht.
00:34:05: Und ich krieg keine Provision, wenn ich mehr Patienten sehe, ich krieg keine Provision, wenn ich bestimmte Medikamente verschreibe.
00:34:11: Ich hab kein Supplement, was ich vermarkte, sondern meine Empfehlungen basieren wirklich auf medizinischen Fakten.
00:34:17: Und da müssen wir eigentlich wieder zurück.
00:34:18: Und das machen wir wirklich sehr gut mit den Selbstsäffelgruppen, dass wir basieren auf medizinischen Wissen.
00:34:24: an die Betroffenen vollumfänglich versuchen abzuholen.
00:34:28: Jetzt haben Sie ja leider schon gesagt, dass Römer nicht heilbar ist.
00:34:31: Das ist eine chronische Erkrankung.
00:34:33: Ist das denn, was die Therapie angeht, irgendwann ein Ziel, das vielleicht erreichbar sein könnte, dass diese Erkrankungsbilder auch heilbar sein können?
00:34:41: Oder in welche Richtung geht's da auch in der Forschung?
00:34:44: Es gibt
00:34:45: seit Jahrzehnten Bemühungen, irgendwie Räume heilbar zu machen.
00:34:49: Jetzt gibt's auch diese sogenannten neuen Therapien mit KT-Zellen, die auch bei Krebspatienten schon seit Jahren im Einsatz sind.
00:34:57: Ich sehe da noch nicht die ... der das ultimative oder die ultimative Lösung und denke, dass wir da noch, ja ... Untersuchung oder Forschung benötigen.
00:35:08: Ich weiß auch nicht, ob wir jemals Räume heilen können.
00:35:11: Dementsprechend tue ich mich wirklich schwer, da eine Prognose abzugeben.
00:35:15: Was wir aber machen können, ist, das Räume zum Stillstand zu bringen.
00:35:19: Und das ist auch schon sehr, sehr viel.
00:35:21: Wir haben heutzutage keine Einschränkungen mehr der Lebenszeit, wenn wir das Räume gut behandelt haben.
00:35:27: Und darauf sollten wir uns aktuell fokussieren auf das, was wir haben, auf Medikamente, die helfen können, auf Lebensweisen oder ... Empfehlungen für Lebensführung, auf die wir uns konzentrieren können, um eben Betroffene vollumfänglich zu behandeln.
00:35:42: Es ist in diesem Zusammenhang egal, wann der Zeitpunkt der Diagnose ist.
00:35:46: oder ist es sinnvoll möglichst früh, so eine Diagnose zu stellen?
00:35:49: Natürlich ist das so, je früher man weiß, was es ist, das so besser kann man helfen und das so besser kann man auch vorbeugen, dass Langzeitschäden entstehen.
00:35:57: Langzeitschäden, einmal zum Beispiel an den Gelenken, dass es zu Fehlstellungen kommt.
00:36:02: In dieser Phase ist es auch immer schwierig, wenn keine Schäden vorliegen, sondern nur das Schmerz.
00:36:08: Und die Betroffenen haben die Empfehlung, beispielsweise ein Rheumermedikament zu nehmen, wirklich die Notwendigkeit hervorzuheben.
00:36:16: Weil es ist ja nur ein Schmerz da und man sieht es den Betroffenen nicht an und sie selbst sind dann auch ab und an unsicher.
00:36:22: Ich versuch das dann immer mit Aufklärung natürlich, weil wenn wir diese Entzündung nicht in den Griff kriegen, dann kommt es zur Gelenkfehlstellung, dann kann es zu, in Anführungsstrichen, ich nenn's immer Krüppelhand, weil das ist ein Begriff, da kann ich jeden abholen.
00:36:36: Und wo brauchen wir die Hand am allermeisten Körperhygiene?
00:36:39: Und wenn man sich den eigenen Poppers nicht mehr abwaschen kann, weil man mit dieser Krüppelhand eben keine Bewegung durchführen kann, dann ist es ein ziemlicher Einschnitt in die Privatsphäre, wenn man da auf Hilfe angewiesen ist.
00:36:50: Und ich glaube, dass ich mit diesen diesem Bild, weil das wollen wir vorbeugen, viele abholen kann.
00:36:55: Jetzt könnte man sagen, das ist ja ein Horror-Szenario.
00:36:58: Ja, natürlich ist es, aber wenn wir das Rheuma nicht eingestellt bekommen, laufen wir Gefahr, dass sich eben dieses Horror-Szenarium entwickelt.
00:37:06: Stichwort Früherkennung.
00:37:07: Da ist es wichtig, dass man früh ... Römer erkennt, das kann im Kindesalter theoretisch sein.
00:37:12: Sie haben das angesprochen.
00:37:13: Römer kann auch bei Kindern auftreten.
00:37:15: Sind das die gleichen Krankheitsverläufe wie bei Erwachsenen?
00:37:18: Oder ist das eine ganz andere Geschichte, wo man neu draufgucken muss?
00:37:23: Ich würde sagen
00:37:23: ...
00:37:25: Das sind unterschiedliche Erkrankungen.
00:37:26: Jetzt muss ich aber gestehen, ich bin Erwachsenen-Rheumatologin.
00:37:29: Das heißt, ich sehe die eigentlich immer, wenn sie erst erwachsen sind.
00:37:32: Und bevor ich hier ans Uniklinikum gewechselt bin, war es auch so, dass ich gar nicht mit so vielen Betroffenen zu tun hatte, die ... schon seit Kindheiträume haben.
00:37:42: Dadurch, dass wir hier wirklich hervorragend mit der Kinderräumatologie zusammenarbeiten, sehe ich diese Patienten seither wirklich gehäuft und wir haben das hier strukturiert.
00:37:50: Sobald die sich dem achzehnten Lebensjahr annähern, findet einen Austausch statt, eine richtige Übergabe und der ganze Verlauf der Betroffenen wird dargestellt, damit uns auch nichts durch die Lappen geht.
00:38:02: Und da zeigt sich durchaus, dass wir nicht unsere Erwachsenerkrankung einfach den Kindern überstülpen können bzw.
00:38:08: den Kindern, die dann erwachsen werden, sondern dass das Bild sich nochmal ändert und dass die gleiche Erkrankung, die wir bei den Erwachsenen diagnostizieren, bei den Kindern ganz anders aussehen kann.
00:38:19: Das Tolle ist, dass selbst wenn die erwachsen werden, unsere Absprache mit der Kinderräumatologie bleibt.
00:38:25: Das heißt, wenn wir unsicher sind oder wenn wir irgendwie den Verlauf nochmal diskutieren möchten oder einfach nochmal gewisse Aspekte.
00:38:34: gemeinsam im Team besprechen möchten, dann sind die Kinderräumatologinnen und Räumatologen da wirklich parat.
00:38:40: Und wir versuchen immer im Team gemeinsam mit den Betroffenen das Bestmögliche rausholen.
00:38:44: Und das beruhigt auch die Betroffenen.
00:38:45: Wenn sie wissen, man muss sich das Vögel vorstellen, ein Kinderarzt oder eine Kinderärztin funktioniert ja ganz anders.
00:38:51: Die nehmen sich Zeit, die fragen nach Liebeskummern, nach Schule.
00:38:57: Bei uns ist das so, sie sitzen dann vorein, in der Regel noch mit Mama oder Papa.
00:39:01: Und wir fragen unsere Standardsachen zack, zack, zack, ja.
00:39:04: Und dieser Wechsel ist ja auch schwierig für die, auch mental zu verarbeiten ab und an.
00:39:08: Wenn die aber wissen, dass wir im Austausch sind mit den alten Ärzten in Anführungsstrichen, dann beruhigt es die auch.
00:39:14: Und dann kann man ein ganz anderes Vertrauensverhältnis aufbauen.
00:39:18: Erst gerade eben oder vor wenigen Stunden ein junger Patient, der aus der Kinderräumatologie kam, das gewohnt war, dass sein Lieblingskinderräumatologe bei ihm Blut abnimmt, weil er so schwierige Wehen hat.
00:39:29: Da war er das erste Mal bei uns und sollte Blut abnehmen und hat gesagt, nee, mach ich nicht.
00:39:33: Und ist dann mit seinen Röhrchen zu seinem Kinderräumatelogen, der das Blut abgenommen hat.
00:39:37: Das haben wir einmal gemacht, weil wir uns noch nicht kannten.
00:39:40: Und heute saß er da und hat sich von uns Blut abnehmen lassen.
00:39:43: Aber Vertrauen braucht halt manchmal Zeit.
00:39:46: Und das ist nicht, wie verliebt sein das auf einen Schlag.
00:39:49: Zack, weiß man, ist es um ein Geschehen.
00:39:52: Das muss man sich auch manchmal vor Augen führen.
00:39:54: Und immer wieder, also ich appelliere da auch immer an unsere Klinikführung und an die Medizin, bestimmte Situationen brauchen einfach Zeit, um gut zu werden.
00:40:04: So ein Sauerteigbrot haben Sie auch nicht in zwei Minuten gepackt.
00:40:06: Nee,
00:40:06: das stimmt.
00:40:07: Das braucht auch viel Zeit und Liebe.
00:40:09: Da haben Sie recht.
00:40:10: Ja, das heißt also, Kinder noch mal eine ganz andere Sache, wahrscheinlich auch in der Symptomatik für Eltern, wahrscheinlich auch nicht so einfach zu erkennen, wie vielleicht diese Standardsymptomatik, die man bei ... Wir
00:40:20: haben jetzt erst einen Fall, den wir auch für die Ausgabe Forschenden und Hallen so gesehen ausgepackt haben.
00:40:27: Eine total engagierte junge Patientin, die berichtet jetzt nach oder rückblickend, dass sie eigentlich immer schon Gelenkschmerzen hatte und dass sie sich beispielsweise nicht getraut hat, auf dem Spielplatz von einer Erhöhung zu springen, weil sie dann Gelenkschmerzen gehabt hat und immer gedacht hat, das liegt an ihr, weil sie es einfach nicht kann.
00:40:44: Dabei hat sie einfach Schmerzen gehabt, weil die Gelenke ins Zündet waren.
00:40:48: und was mich total mitgenommen hatte.
00:40:51: Also ich habe wirklich gekämpft, damit wir ein Konzept für sie finden, was auch für sie passt und auch immer wieder den Aspekt in Schule, Studium, Schwierigkeiten, auch für die Awareness, für die Erkrankung, dass sie mir dann im letzten Gespräch gesagt hat, sie wusste gar nicht, was Lebensqualität bedeutet.
00:41:09: Für sie war es ganz normal, dass sie um ... dass der Tag gelaufen war.
00:41:14: Und wir haben jetzt wirklich gekämpft und nachgedacht, auch wieder mit den Kinderräumatologen, die Konzepte hin und her diskutiert und haben ein anderes Medikament eingesetzt.
00:41:23: Dann erzählt sie mir, dass sie das erste Mal in ihrem Leben feiern war, jemand, der Zweiundzwanzig ist.
00:41:28: Da kriege ich Gänsehaut beim Erzählen.
00:41:30: Aber das sind so die Momente, die mich wirklich glücklich machen, die mir zeigen, dass dieser ganze Einsatz, den wir hier aufwenden, richtig ist und das Lebensqualität nicht ... dass wir einfach keine Entzündungen mehr finden, sondern dass die Leute beispielsweise bis zum Dreiundzwanzigjahr feiern können.
00:41:47: Es
00:41:47: sind auch tatsächlich diese Geschichten, die Sie hier erzählen, die tatsächlich auch diesen Podcast bereichern.
00:41:52: Das ist ja etwas, was sich da draußen die Leute nicht vorstellen können.
00:41:55: Wir uns hier auch schon nicht vorstellen können.
00:41:57: Das muss eine ganze Menge mit Ihnen machen.
00:41:59: Frau Dr.
00:41:59: Hasseli, wir haben ganz schön viel diskutiert schon und wir haben fast alles von unserem Zettel abgearbeitet.
00:42:05: Eine Frage hätte ich noch, wenn wir da anknüpfen wollen, bei dem Beispiel der jungen Patientin, die jetzt ... zum ersten Mal feiern war.
00:42:11: Wie sieht denn das eigentlich aus mit Rheuma und Arbeitsleben?
00:42:15: Weil ich kann mir ja vorstellen, so eine chronische Erkrankung wie andere chronische Erkrankungen eben auch macht was auch in Bezug auf Schmerzen.
00:42:22: und bin ich arbeitsfähig oder muss ich heute zu Hause bleiben?
00:42:25: Was berichten die Leute?
00:42:26: Das ist sehr wechselnd.
00:42:28: Wir haben Betroffene, die mit der Erkrankung in Anführungsstrichen im Kopf nichts zu tun haben möchten.
00:42:33: Also die sagen Glaster, ich lass mir davon nichts diktieren.
00:42:36: Ich gehe wandern, ich gehe bergsteigen, bouldern oder was auch immer und Job so oder so.
00:42:41: Dann gibt es Personen, die eben deutliche Einschränkungen haben und da gibt es kein... perfekten weg sondern ich sage immer das was ihn gut tut.
00:42:49: das sollen sie machen und vielleicht ist das auch ein appell an uns alle dass wir bestimmte situationen nicht ganz so wichtig nehmen.
00:42:57: wir sitzen jetzt heute hier und nehmen diesen tollen podcast auf oder diese tolle podcastreihe die sie ins leben gerufen haben.
00:43:04: Wenn es ihn aber heute nicht gut gegangen wäre und wir das Ganze um zwei Wochen verschoben hätten, hätte es auch keinen Abbruch getan.
00:43:11: Es hätte sie wahrscheinlich geährt, weil diese ganze Organisation gelaufen wäre.
00:43:16: Aber manche Situationen sollte man vielleicht nicht ganz so auf die Goldwaage setzen, weil die Welt dreht sich auch ohne uns weiter.
00:43:23: Und auch als Gegenüber, jetzt zum Beispiel ich als Vorgesetzte, wenn ich da jemanden im Team habe, der chronisch krank ist, kann es einfach sein, dass ein Tag blöd ist.
00:43:33: auch ohne chronische Erkrankung vielleicht mal einen blöden Tag und dass man den Tag dann auch einfach mal für sich belässt und immer das Gesamtpaket sieht.
00:43:42: Wenn ich jemanden im Team habe, der trotz chronischer Erkrankung super engagiert ist, der immer gute Arbeit leistet, im Team arbeitet und so weiter, dann kann ich doch auch mal über eine Zeit hinwegsehen, wo diese Person nicht ganz so leistungsfähig ist.
00:43:56: Und was bedeutet heutzutage Leistung?
00:43:58: Also woran machen wir die Leistung fest?
00:44:03: Da auch wieder ein Appell an uns als Gesellschaft.
00:44:06: Leistung heißt, dass wir auch in der Gesellschaft funktionieren und dass wir so stark sind, eben wie unser schwächstes Glied.
00:44:13: Und es kann sein, dass das schwächste Glied vielleicht jemand mit räumer Erkrankung ist.
00:44:17: Und da ist es die Kunst, diese Person zu integrieren, weil auch sie trägt zu unserer Gesellschaft bei.
00:44:24: Und es kann sein, dass diese Person einfach zum Beispiel der gute Launebringer des Teams ist.
00:44:29: Ja, das ist auch wichtig, dass man einfach auch im Team eine gute Atmosphäre hat.
00:44:34: Es kann sein, dass genau diese Person dafür verantwortlich ist.
00:44:37: Und das sollte nicht unterschätzt werden.
00:44:39: Das haben Sie super schön gesagt.
00:44:40: Ja.
00:44:41: Also, das, glaube ich, finde ganz viel Anklang bei, nicht nur bei mir, aber auch, glaube ich, bei vielen, die zugehört haben.
00:44:46: Ich
00:44:46: möchte gar nicht mal unbedingt irgendwie, dass wir das irgendwie jetzt, wir lassen das so stehen, oder?
00:44:51: Ja.
00:44:51: Und auch wir ... sind immer unterschiedlich drauf.
00:44:54: Auch wir haben nicht immer den besten Tag?
00:44:56: Nee, definitiv nicht.
00:44:57: Man
00:44:57: hat das auch, aber das weiß eben keiner da draußen.
00:44:59: Damit können wir quasi unseren Hauptteil gut abschließen.
00:45:03: Das war ein tolles Abschlussstatement.
00:45:04: Und direkt in eine unserer Kategorien übergehen.
00:45:07: Wir wollen jetzt noch mal ein bisschen aufklären, was denn so Mythen über das Räume sind.
00:45:12: Oder vielleicht auch Fakten, Anja, ich übergebe.
00:45:15: Genau, wir haben den Ritt durch die Rheumatologie eigentlich geschafft, ohne die einzelnen Erkrankungen im Detail zu besprechen.
00:45:22: Kommen wir gleich noch ein bisschen zu.
00:45:23: Mütos oder Fakt?
00:45:25: Wir haben all diese Themen, wenn ich mir das hier angucke, schon angesprochen.
00:45:28: Aber ich glaube, es ist noch mal wichtig, dass wir eine kurze Antwort geben auf kurze Fragen.
00:45:32: Sind Sie bereit?
00:45:33: Ich bin statt klar.
00:45:35: Das ist gut.
00:45:36: Erste Frage.
00:45:40: Räumer ist eine Alterskrankheit?
00:45:43: Räumer kann jedes Alter betreffen.
00:45:45: Räumer betrifft aber nur die Gelenke.
00:45:47: Das Immunsystem.
00:45:49: kann Räumer überall im Körper auftreten.
00:45:51: Okay, etwas, was ich als Kind immer so gedacht habe, feuchtes Wetter verschlechtert Römer.
00:45:56: Da ist durchaus was dran, feuchtes Wetter.
00:45:59: beschreiben manche Betroffene als blöd.
00:46:02: Die Gelenke sind irgendwie schmerzhafter.
00:46:04: Und ich hab auch an den Tagen, wo feuchtes Wetter ist, eine Heulsprichstunde.
00:46:09: Die Patienten sitzen da, heulen.
00:46:11: Ich glaub's denen auch.
00:46:13: Es ist aber irgendwie nicht das Räume.
00:46:14: Und scheinbar spielt diese feuchte, diese nass kalte Feuchte, eine wichtige Rolle.
00:46:19: In Klammern gefragt, gibt es denn das Wetter für Räume, wo es einem dann am besten geht?
00:46:25: Trocken.
00:46:26: Also trockene Wärme, trockene Kälte.
00:46:28: Das berichten die Betroffenen tut denen gut.
00:46:31: Zum Beispiel auch so eine Kältekammer, die ist ja wirklich furztrocken.
00:46:35: Aber sobald diese Herbstwitterung anfängt, dann merken wir auch, dass die Schubrate oder den Anführungsstrichen die Schmerzrate der Patienten höher geht.
00:46:44: Also jetzt wieder die Jahreszeit dann im Oktober.
00:46:46: Ich werd viel zu tun
00:46:47: haben.
00:46:48: Okay, ähm, weiterer Mythos.
00:46:51: Man sollte sich mit Rheuma am besten schon und möglichst wenig bewegen.
00:46:54: Nein, eben nicht.
00:46:55: Gezielte Bewegung ist wirklich A und O. Und neben der Medikamentösentherapie ist Bewegungstherapie bei Rheuma ein Teil der Behandlungsstrategie.
00:47:06: Aber wahrscheinlich nicht Hochleistungssport, sondern das, was einem in Maßen gut tut.
00:47:10: Genau.
00:47:11: Ich sag immer das, was gut tut.
00:47:12: Es gibt nicht die Sportart, es gibt nicht die Kilo an Gewicht, muss oder sonstiges oder Joggen gehen, sondern das, was gut tut, Hauptsache Bewegung.
00:47:22: Das haben wir eigentlich hinreichend geklärt.
00:47:24: Das nächste, Räumer ist heilbar, haben Sie gesagt, stimmt eher nicht.
00:47:28: Leider noch nicht.
00:47:29: Sie würden sich aber wünschen für die Zukunft das.
00:47:31: Ich würde es mir wünschen, dass es heilbar wird.
00:47:34: Ich kann es nur noch nicht abschließend bejahen.
00:47:37: Und letzter Mythos, Räumer ist im Wesentlichen eine Frauenerkrankung.
00:47:42: Es betrifft leider häufiger Frauen, deswegen hat man hier auch die Schwierigkeit, dass Frauen ab und an eben da nicht ernst genommen werden, aber es kann eben auch Männer betreffen.
00:47:52: Sehr gut.
00:47:52: Damit haben wir diese Kategorie schon mal Haken dran.
00:47:54: Genau,
00:47:55: jetzt kommen wir zu Felia und ihren Fragen aus der Community.
00:47:58: Und das waren dieses Mal wirklich einige und auch sehr spezifische.
00:48:01: Das heißt, wir tauchen jetzt noch mal richtig rein, würde ich sagen, in Rheuma.
00:48:04: Und sie müssen, glaube ich, bei vielen Fragen noch mal ein bisschen genauer erklären, worum es geht, denn ich als Laie habe wenig verstanden.
00:48:11: Nachgefragt.
00:48:12: Fragen aus der Community.
00:48:15: Die erste Frage lautet, welchen Effekt kann eine RSO bei Rheuma haben?
00:48:20: Zuerst einmal RSO, was ist denn das?
00:48:23: Das ist die Abkürzung für Radiosynowektomie.
00:48:26: Hierbei wird mit Radioaktivität oder mit einem radioaktiven Vorgehen die entzündete Gelenk-Innenhaut abgetragen.
00:48:33: Also, dass der Bereich im Gelenk der entzündet ist.
00:48:36: Das kann sehr hilfreich sein, vor allen Dingen bei Betroffenen, wo wir mit Hilfe von Rheuma-Medikamenten keine Ruhe ins Gelenk reinkriegen und wird auch ange- es wird nur zunehmend weniger angeboten, weil natürlich man mit Radioaktivität arbeitet und nicht alle Zentren darauf ausgelegt sind, so eine Therapie anzubieten.
00:48:55: Ich bin aber ein Fan davon, wenn es jemand kann, dann ist das durchaus eine Anlaufstelle, wo ich die Betroffenen hinschicke.
00:49:01: Okay, nächste Frage, auch hier wieder etwas, was ich nur schlecht aussprechen kann, ich gebe trotzdem mein Bestes, ist Fibromyalgie.
00:49:09: Eine nichtentzündliche, rheumatische Erkrankung.
00:49:11: Und wie kann man das behandeln?
00:49:13: Also die Fypromyalgie wird durchaus zu den nicht-inzündlich-reumatischen Erkrankungen gezählt.
00:49:18: Man könnte auch sagen, es ist eine Art von Schmerzsyndrom.
00:49:22: Was genau die Ursache ist, weiß man nicht.
00:49:24: Es werden auch Nervenerkrankungen, also Neuropathien in dem Kontext diskutiert.
00:49:29: Wir wissen es aber nicht ganz sicher.
00:49:31: Aktuell ist es so, dass zur Behandlung der Fypromyalgie ein Konzept aus Schmerztherapie und Bewegungstherapie empfohlen wird.
00:49:39: Ich weiß aber, dass die Schmerzmedikamente nicht bei allen Patienten den durchschlagenden Effekt haben.
00:49:45: Also ich glaube, dass wir hier noch sehr viel zu forschen haben, um herauszufinden, was die Fibromyalgie genau ist und wie man sie am besten behandeln kann.
00:49:53: Jetzt geht es um, ich glaube, ein Medikament, würde ich denken.
00:49:56: Woran liegt es, dass die JAK-Hämmer derzeit so inflationär verordnet werden?
00:50:00: Und was sind denn die Chancen und Risiken?
00:50:02: Und für wen sind überhaupt diese JAK-Hämmer geeignet?
00:50:05: Diese sogenannten Januskinase-Inhibituren sind Medikamente, die seit Jahrzehnten in Deutschland bei Rheumapazienten eingesetzt werden.
00:50:13: Ich weiß gar nicht, ob man wirklich das so inflationär benennen kann.
00:50:16: Wir setzen sie nicht inflationär ein.
00:50:18: Sie sind aber eine sehr charmante Therapie, weil sie als Tabletten eigentlich ... gesetzt werden können.
00:50:23: Wir haben dagegen sehr viele Therapien, die gespritzt werden müssen oder als Infusion verabreicht werden.
00:50:28: Und das sind hier Medikamente, die beispielsweise als Tabletten den Patienten gegeben werden können.
00:50:34: Und Personen, die jünger sind, die beispielsweise jetzt Backpacker vorhaben.
00:50:37: Für die ist es natürlich einfacher, eine Tablettentherapie umzusetzen, als wenn man jetzt irgendwas als Infusion oder Spritzentherapie bekommt.
00:50:45: Die nächste Frage geht ein bisschen auf das ein, worauf wir vorhin schon darüber geredet haben, nämlich das Thema Arbeiten auch mit Rheuma.
00:51:00: Also,
00:51:00: ich wüsste nicht, dass es da ein Schema gibt, was man immer allen empfiehlt und was man auch den Patienten für jede Lebenssituation empfiehlt.
00:51:07: Es gibt Tage, wo es nicht geht.
00:51:09: Da kann man ... sich durchaus an die Ärztin wenden und um eine Krankenmeldung bitten oder beispielsweise dann für ein, zwei Tage zu Hause bleiben, bis dann dieser Schub abgeklungen ist.
00:51:22: Und wir haben es ja vorhin schon besprochen.
00:51:24: Räume ist ja eine Erkrankung, die Schubweise verläuft.
00:51:26: Da kann es durchaus sein, dass einfach gerade eine blöde Zeit, das blödes Wetter, emotionaler Stress oder was auch immer.
00:51:32: Und nach einem Tag sieht das ganz anders aus und man ist einfach viel produktiver, wenn man diesen einen Tag vielleicht ausgesetzt hat.
00:51:38: Es gibt aber da keinen... Wunderlösung, sondern ist immer abhängig davon, wie sich die Betroffenen fühlen.
00:51:45: Was ich mir aber durchaus vorstellen kann, dass auch so ein gewisser Tagesablauf dazu führen kann, dass man abgelenkt ist und nicht sich ins Bett kauert und nur an den Schmerz denkt.
00:51:57: Also es kann durchaus sein, dass gewisse berufliche Aktivitäten dazu führen, dass man abgelenkt ist und das dann zu Verbesserungen der Beschwerden führen kann, woin gegen vielleicht dann auch einen Tag im Bett der einen oder anderen Person besser tun kann.
00:52:11: Das ist wahrscheinlich wieder sehr individuell.
00:52:13: Wie ist das, Sehens?
00:52:14: Auch das hatten wir schon mal ein bisschen angerissen, weil die Diagnosefindung teilweise eben Jahre dauern kann.
00:52:19: Wie sind denn da trotzdem die Chancen für sufficente Medikamentöse-Therapien?
00:52:23: Auch hier vielleicht noch mal gerne erklären, was sind denn sufficente Medikamentöse-Therapien?
00:52:27: Ich glaube, mit so viel Zehntes gemeint, dass man das Rheuma unter Kontrolle gekriegt hat.
00:52:31: Diese urgenannte Remission, also eine Krankheitskontrolle, ein Stillstand des Rheumas.
00:52:38: Und da haben wir mittlerweile sehr gute Therapien zur Wahl oder zur Auswahl, wo wir auch individuell mit den Betroffenen besprechen können, welche Möglichkeiten es gibt.
00:52:46: Man muss sich aber vor Augen führen, dass man die Medikamente dann auch nehmen muss.
00:52:51: Und daran scheitert es leider bei vielen, vielen, vielen Patienten.
00:52:55: erst gestern eine sehr nette ... eine sehr engagierte Patientin, die seit Jahren an Rheuma erkrankt ist, die ein paar Monate in Polen verbracht hat.
00:53:06: Beziehungsweise meine Assistenzärztin hat sie gefragt, ob sie ihre Medikamente regelmäßig genommen hat.
00:53:10: Sie hat ja gesagt, auch noch mal vor mir ja gesagt.
00:53:13: Dann habe ich aber gefragt gehabt, aber wenn sie jetzt vier Monate in Polen waren, da reichen die Medikamente doch gar nicht für die Zeit.
00:53:19: Wie haben sie das dann gemacht?
00:53:21: Ja, dann habe ich halt das eine Medikament und das andere Medikament im wöchentlichen Wechsel.
00:53:27: Das ist gar nicht so selten.
00:53:28: Auch da wieder.
00:53:29: Wir können ganz tolle Sachen hinter unserem Schreibtisch empfehlen.
00:53:33: Aber ab und an lässt die Realität oder die Lebensführung der Patienten das nicht immer zu.
00:53:39: Oder die Patienten haben irgendeine tolle Idee, das anders umzusetzen.
00:53:42: Und auch damit muss man umgehen.
00:53:45: Und wenn man aber die Medikamente so nimmt, wie wir es empfehlen, zumindest bis wirklich Ruhe eingekehrt ist, dann versuchen wir, die Medikamente auch selbst zu reduzieren oder zu strecken.
00:53:55: Dann kann man durchaus von suficienter medikamentöser Therapie sprechen.
00:53:59: Aber nicht, wenn man dann anfängt, Selbsexperimente zu führen.
00:54:02: weil man dann beispielsweise mehrere Monate im Ausland ist.
00:54:06: Ja, wichtige Info auch an dieser Stelle.
00:54:08: Ich fand schön, die nächste Frage, die gekommen ist, die hat sich mal auf Sie als Gast bezogen und das auch nochmals hin, weil es dann alle, die hier immer zuhören und Fragen einsennen.
00:54:15: Das darf auch gerne mal Fragen für unsere Experten ein bisschen persönlicher Natur sein.
00:54:20: Wie schafft man es denn, als Mediziner bei so vielen komplexen Erkrankungen in Bezug auf das Rheuma überhaupt den Durchblick zu behalten?
00:54:27: Ich habe es zu Beginn gesagt, ich bin wirklich leidenschaftliche Rheumatologin.
00:54:31: Für mich ist das keine Arbeit, wenn ich beispielsweise am Abend nach dem Feierabend auch mal noch einen textmedizinischen Text lese oder die neuesten Erkenntnisse irgendwo anhöre oder auf dem Kongress unterwegs bin und da die neuesten... beispielsweise Therapien mir anhöre, die ich dann eben auch an die Patienten weitergeben kann.
00:54:52: Und wie ich vorhin geschildert habe, wenn ich dann der ein oder anderen Person mit dieser neuen Erkenntnis helfen kann, dann ist das für mich wirklich ein Glücksgefühl und dieses aneignen von Wissen.
00:55:03: empfinde ich für mich auch als Luxus.
00:55:05: Wir haben heutzutage die Möglichkeit, beispielsweise hier mein Smartphone, das ist hier zehn mal vier Zentimeter auf diesem kleinen Gerät wirklich jegliches Wissen mir anzueignen.
00:55:15: Ich stamm noch aus einer Zeit, wo die Dorfbibliothek um sechzehn Uhr zugemacht hat.
00:55:19: Und nur bis sechzehn Uhr hatte ich die Möglichkeit, in dieser Dorfbibliothek mir Wissen anzueignen.
00:55:24: Das haben wir nicht.
00:55:25: Ich könnte vierundzwanzig Stunden am Tag lesen oder Sachen recherchieren.
00:55:30: Und das ist ja wirklich purer Luxus.
00:55:32: Und wenn wir diese Situation nutzen, wirklich medizinische Fakten anzuwenden, um den Betroffenen zu helfen, dann können wir doch eigentlich nur gewinnen.
00:55:40: Würde ich jetzt eine Betroffene sein, würde ich sehr dankbar sein, durch jemanden wie Sie, glaub ich, behandelt zu werden, die da so für brennt und eben auch immer wieder wissen, sich aneignet.
00:55:48: Wirklich großes Kompliment an der Stelle.
00:55:49: Zwei Fragen haben wir noch.
00:55:51: Vargus-Nerv-Stimulator.
00:55:52: Irgendwie hab ich das auch schon mal in einem anderen Kontext gehört.
00:55:54: Wie würden Sie ...
00:55:56: Ja, genau.
00:55:57: Das hat man schon mal an anderer Stelle ... Das kommen wir vielleicht noch mal in einer ... anderen Folgen drauf zum Thema Depression.
00:56:02: Also gerne immer weiterhören.
00:56:04: Aber scheiben wir auch beim Thema Rheuma vielleicht eine Möglichkeit.
00:56:07: Wie stehen Sie denn dazu?
00:56:08: Sehen Sie, deswegen ist es wichtig, immer ab to date zu bleiben.
00:56:11: Das war jetzt wirklich auch auf einem Kongress ein Thema gewesen.
00:56:16: Wir haben jetzt in den Medien mitgekriegt, dass in den USA so ein sogenannter Vargus-Nerv-Stimulator auch zugelassen worden ist.
00:56:23: Und auf diesem Kongress in Barcelona dieses Jahr, also der Europäische Rheuma-Kongress, wurden eben auch Daten, die... Hier wurden Patientinnen und Patienten mit Gelenkräume untersucht.
00:56:34: Und man konnte sehen, dass in einem gewissen Maß diese Vargus-Nerv-Stimulation dazu geführt hat, dass die Entzündungsaktivität etwas geringer geworden ist.
00:56:44: Jetzt muss man sich das vor Augen halten, wie sollen das funktionieren, dass wenn man nervstimuliert, dass ein Immunsystem irgendwie darauf reagiert.
00:56:54: Das Immunsystem, kann man so salopp sagen, besteht ja aus einem Teil, der aktiv ist.
00:56:59: ist, also der uns aktiviert und ein Teil der uns ja müder werden lässt, also Sympathikus und Parasympathikus.
00:57:06: Und früher haben wir das gebraucht, um vor dem Sebelzahn Tiger wegzurennen und dann aber auch wieder Erholphasen zu haben.
00:57:13: Und mit diesem Varus-Nerv-Stimulator ist der Gedanke, dass man den Teil des Nervensystems, also den Parasympathikus aktiviert und damit diese Überaktivität im Nerven-, im Immunsystem.
00:57:26: was womöglich durch eine Überaktivität des Sympathikus getriggert werden kann, dann runterreguliert.
00:57:31: Ganz wichtig ist aber, diese Vargus-Nerv-Stimulation wird nicht alleine durchgeführt.
00:57:37: Das heißt, man hat immer parallel dazu auch noch Rheumermedikamente, die man einsetzt und nimmt das Ganze unterstützend dazu.
00:57:45: So, jetzt verrate ich Ihnen noch was.
00:57:47: Ich bin ja... Ursprünglich Schwäbeln, und bei uns spielt Geld eine ganz wichtige Rolle.
00:57:52: Man kann den Vargusnerv auch durch einfache Atmung stimulieren.
00:57:56: Das ist völlig kostenlos und völlig nebenwirkungsfrei.
00:58:02: Man muss keine OP machen, auch wenn dieser Stimulator mit einer ganz kleinen OP da implantiert wird.
00:58:09: Und man kann mit Atemübungen, mit Meditationsübungen eben auch den Vargusnerv stimulieren.
00:58:14: Und das macht man ... Beispielsweise im Profisport, schon seit Jahren, dass wenn die Personen eine Sportverletzung hatten, dass man mit Hilfe von Vargos Stimulationen durch Meditation, Atemübungen oder was auch immer, den Heilungsprozess beschleunigt.
00:58:29: Wenn wir all das wissen, verstehe ich nicht, warum man dann Gerätschaften braucht, aber ich muss nicht alles verstehen.
00:58:36: Aber ich kann sagen, man kann es mit Atemübungen auch machen und man schadet sich ja nicht.
00:58:42: Damit, wenn Sie betroffen sind und das mal ausprobieren möchten, dann googeln Sie es einfach oder schauen sich YouTube-Videos an.
00:58:49: Das ist ganz einfach.
00:58:50: Also muss man nicht irgendwie studiert haben oder sonstiges.
00:58:53: Man kann das einfach umsetzen.
00:58:55: Kostige
00:58:55: Tipp noch dabei hier.
00:58:57: Ganz kostenlos.
00:58:58: Man könnte Ihnen stundenlang zuhören.
00:59:02: Aber irgendwie sind wir am Ende angelangt.
00:59:03: Das waren total viele Fragen aus der Community.
00:59:07: Die waren teilweise sehr speziell, teilweise sehr unterhaltsame Antworten.
00:59:10: Vielen Dank dafür.
00:59:12: Man merkt aber tatsächlich, weil wir so viele Fragen gekriegt haben, Rheuma beschäftigt offenbar die Menschen und wird vor allen Dingen viele Fragen auf.
00:59:19: Hoffen wir, dass wir auf ein paar Fragen heute mit dieser Folge antworten konnten.
00:59:24: Vielen Dank, vor allen Dingen an Sie, Frau Dr.
00:59:26: Hasselief-Rebel.
00:59:27: Das waren viele Einblicke in die Diagnostikbehandlung und natürlich auch ein bisschen Ausblick in die Forschung.
00:59:33: Das haben Sie super gemacht.
00:59:34: Toller Gast, danke.
00:59:36: In unserer nächsten Folge geht es ausnahmsweise mal nicht um eine bestimmte Erkrankung oder Tipps, wie wir länger gesund bleiben.
00:59:43: Wir sprechen dann nämlich mit jemandem, der nur dann eingeschaltet wird, wenn es leider schon zu spät ist für Gesundheitstipps.
00:59:50: UKM-Rechtsmediziner Dr.
00:59:52: Maximilian Hagen ist im November nächsten Monat unser Gast und gibt uns spannende Einblicke in die tägliche Arbeit in der Rechtsmedizin.
01:00:00: Die eine oder der andere kennt Maxi vielleicht auch schon aus unserem UKM-Tatortcheck und weiß, dass er genau weiß, was in TV-Shows, sowas wie der Tatort, echt ist oder was eben doch nicht ganz der Realität des Rechtsmediziners entspricht.
01:00:13: Wir sind jedenfalls sehr gespannt, was wir neben ein paar aufschlussreichen Anekdoten noch so erfahren werden.
01:00:19: Maxi steht nämlich nicht nur am Obduktionstisch, sondern widmet sich auch der Forschung zum Thema Knochenalterung.
01:00:26: Also schaltet auf jeden Fall auch beim nächsten Mal wieder ein.
01:00:29: Wir freuen uns auf euch.
01:00:30: Bis dahin.
01:00:31: Alles Gute.
01:00:32: Danke fürs Zuhören.
01:00:34: Lasst gerne einen Like und einen Kommentar unter dieser Folge da und abonniert unseren Podcast.
01:00:39: Wir freuen uns bis zum nächsten Mal.
01:00:41: Bis
01:00:41: dann, danke noch mal an Sie.
01:00:43: Danke, dass ich dabei sein durfte.
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