Die lange Suche nach sich selbst: Emerging adulthood und das Gefühl des "Dazwischenseins"

Shownotes

In dieser Folge sprechen wir über „Emerging Adulthood“ – ein weitgehend unbekannter Begriff, der nichts Anderes meint als das beginnende Erwachsenenalter, das sich seit einigen Jahren offenbar immer mehr in die Länge zieht.

Das Erwachsenwerden dauert heute viel länger als in früheren Generationen und kann sich sogar bis zum 30. Geburtstag hinziehen. In einem Alter, in dem unsere Großeltern oder Eltern oft schon Kinder hatten, stehen junge Menschen heute vor der Frage, welche der scheinbar unzähligen Möglichkeiten sie selbst für ihren eigenen Lebensweg wählen sollen: Was soll ich machen? Welcher Beruf passt zu mir? Will ich eine feste Beziehung und Kinder oder bin ich glücklich als Single?

Warum dieses Gefühl der Unsicherheit zum neuen „Normalzustand“ geworden zu sein scheint und welche Möglichkeiten es gibt, damit umzugehen, klären wir mit Prof. Rupert Conrad. Er ist Direktor der Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie am UKM und behandelt in seiner Ambulanz viele junge Menschen, die irgendwie nicht richtig Fuß fassen können und mit einer überwältigenden Vielfalt an Optionen konfrontiert sind.

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00:00:00: Hallo ihr Lieben, wir reden heute über Emerging Adulthood, ein zunächst mal nicht so ganz

00:00:14: verständlicher Begriff, der aber nichts anderes bezeichnet als das angehende Erwachsenenalter.

00:00:19: Und das liegt heute nicht mehr irgendwo um die Volljährigkeit 18.

00:00:24: Geburtstag herum, sondern das kann dauern bis zum 30.

00:00:28: Geburtstag.

00:00:29: Warum das inzwischen das neue Normal geworden ist, das klären wir heute.

00:00:33: Keine andere Lebensphase bringt so viel Unsicherheit und teilweise sogar Angst mit sich wie die

00:00:39: nach der Schulzeit.

00:00:40: Da ist man gerade mit der Schule fertig und die Welt steht einem offen.

00:00:44: Alles scheint möglich.

00:00:45: Aber genau da liegt auch schon das Problem.

00:00:48: Was soll ich machen?

00:00:49: Welcher Beruf passt zu mir?

00:00:50: Ich will eine feste Beziehung oder vielleicht probiere ich auch erst mal ein bisschen rum.

00:00:54: Und wo kommt eigentlich nochmal das Geld für all das her?

00:00:57: Wir reden heute über junge Menschen zwischen 18 und 30 und das betrifft mich als Mutter

00:01:02: dreier Söhne, die genau dazwischen liegen auch.

00:01:05: An denen sehe ich nämlich das Gefühl des Dazwischenseins und kenne die entsprechenden

00:01:10: Probleme, die auch schon mal ganz schön heftig ausfallen können.

00:01:14: Bei dir, Felia, habe ich ja überhaupt keine Zweifel, dass du angekommen bist im Leben.

00:01:19: Aber Thema ist das trotzdem auch bei dir, der drohend am Himmel aufziehende 30.

00:01:23: Geburtstag.

00:01:24: Warum?

00:01:25: Da sind wir zwar zwei Jahre hin.

00:01:26: Ich war ja leider dieses Mal nicht bei einem Vorgespräch dabei, habe mir das natürlich

00:01:31: angehört und bei ganz vielen Punkten tatsächlich gedacht, oh ja, das trifft zu 100 Prozent auf

00:01:36: mich zu.

00:01:37: Auch wenn man vermeintlich fest mit beiden Beiden im Leben steht, gibt es so viele Dinge,

00:01:41: die am Kopf zerbrechen bereiten.

00:01:43: Habe ich mich richtig entschieden mit meinem Beruf?

00:01:45: Sollte ich nicht doch noch einmal in eine andere Stadt umziehen, um mich mehr zu entfalten,

00:01:49: müsste ich nicht langsam anfangen, eine Familie zu gründen.

00:01:51: Da zerdenkt man tatsächlich ganz oft das eigene Leben.

00:01:54: Ich glaube, dass diese Folge nicht nur für viele von euch da draußen sehr interessant

00:01:57: sein wird, sondern dieses Mal auch ganz besonders für mich persönlich.

00:02:01: Deswegen freuen wir uns natürlich heute umso sehr, dass unser Gast Professor Rupert

00:02:05: Konrad über das Thema aufklären kann.

00:02:07: Er ist Direktor unserer Klinik für Psychosomatik und Psychotherapie am UKM und behandelt in

00:02:12: seiner Ambulanz viele junge Menschen, die irgendwie nicht richtig Fuß fassen können

00:02:15: in dieser Welt der Erwachsenen.

00:02:17: Herr Professor Konrad, schön, dass Sie da sind.

00:02:20: Der Gast.

00:02:21: Ja, wie gesagt, mein Name ist Rupert Konrad.

00:02:24: Ich bin jetzt seit Mitte 2022 Direktor der Klinik für Psychosomatische Medizin und

00:02:30: Psychotherapie am Universitätsklinikum Münster.

00:02:33: Und ja, ich habe mich in meiner Zeit schon, ich war vorher am Bonner Universitätsklinikum

00:02:40: und habe so ein bisschen mitgebracht, auch die Beschäftigung mit dem Thema Transitionspsychosomatik

00:02:47: oder psychosomatische Medizin für junge Erwachsene.

00:02:51: Und mir war das ganz wichtig und ist das ganz wichtig, dieses Thema an das Universitätsklinikum

00:02:57: Münster zu bringen und hier Möglichkeiten zu bieten, dass gerade Menschen in dieser

00:03:02: herausfordernden Lebensphase zwischen dem 18. und 30. Lebensjahr sich gut unterstützt

00:03:09: fühlen und gerade wenn es hier zu psychischen Erkrankungen oder psychosomatischen Erkrankungen

00:03:14: kommt, wir hier Hilfe in der Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie hier am Universitätsklinikum

00:03:19: Münster bieten können.

00:03:20: Wir haben da ja jetzt diesen Begriff gleich am Anfang genannt, Emerging Adulthood, das

00:03:26: ist ja genau definiert.

00:03:27: Was ist das?

00:03:28: Genau, der Begriff Emerging Adulthood ist von dem Psychologen Jeffrey Annett geprägt worden,

00:03:34: der festgestellt hat, dass sich das Aufwachsen, das Heranwachsen, das Erwachsenwerden verändert

00:03:39: letztlich.

00:03:40: Und zwar war das so vielleicht noch im 19. und 20. Jahrhundert, dass man zwischen dem

00:03:45: 18. und 20. Lebensjahr plötzlich, sage ich jetzt mal, erwachsen war, weil so etwas wie

00:03:52: Beruf, Ausbildung stand dann relativ fest.

00:03:56: Man hatte relativ schnell einen, war verheiratet, hatte eine feste Beziehung, war finanziell

00:04:03: auch auf sicheren Füßen.

00:04:05: All das war dann quasi mit 20 Jahren abgeschlossen und das hat sich quasi seit den 1990er Jahren

00:04:13: deutlich verändert, dass diese Phase des Heranwachsens und des Erwachsenwerdens nicht mehr mit

00:04:19: 20 beendet ist, sondern zwischen 18. und 30 quasi stattfindet und dass wir in dieser

00:04:26: Phase große Herausforderungen haben, die auf junge Heranwachsende zukommen.

00:04:31: Woran liegt das denn, dass sich das so verändert hat?

00:04:33: Also früher war das ja wirklich, man hat mit 15 oder 16 die Ausbildungen gestartet, in

00:04:38: den Beruf angefangen und ist da eigentlich geblieben, bis man in Rente gegangen ist.

00:04:41: Nicht, dass wir das jetzt vielleicht auch heute noch so wollen.

00:04:43: Also ich weiß es nicht, aber in meinem Umfeld ist das zumindest nicht so, dass die Leute

00:04:47: in ihrem Beruf bleiben, denen sie einmal gewählt haben.

00:04:49: Aber welche Gründe hat das denn?

00:04:51: Das hat viel damit zu tun, dass sich die Gesellschaft auch verändert hat.

00:04:54: Schon seit den 1950er, 60er Jahren haben wir ja zunehmend technischen Wandel mit Computer,

00:05:01: dann seit den 1990er Jahren Digitalisierung, Internet.

00:05:04: Alles wird immer schneller, ja der Informationsaustausch wird immer schneller und das betrifft dann

00:05:10: auch die Arbeitswelt.

00:05:11: Wir haben eine Globalisierung der Arbeitswelt, dass viele Menschen nicht mehr ihr ganzes

00:05:17: Leben lang in einem Beruf bleiben können, dass sich Ausbildungszeiten verlängern, dass

00:05:23: eine Wissensgesellschaft da ist, die Zeitlebens im Prinzip ein Wissenszuwachs verlangt und

00:05:29: dann sich anpassen an neue Situationen und all das bedingt mehr Herausforderungen, mehr

00:05:35: Optionen auch, mehr Komplexität unserer Umwelt.

00:05:38: Und diese Komplexität oder steigende Komplexität der Umwelt, die ist damit verbunden, dass

00:05:44: auch junge Menschen, die in dieser Gesellschaft leben, quasi andere Herausforderungen haben.

00:05:50: Es gibt nicht mehr den einen festen Lebensweg, der schon in jungen Jahren festgelegt ist,

00:05:56: sondern es gibt verschiedene Optionen, die man wählen kann, aber Optionen verlangen

00:06:01: dann eben auch, dass man sich entscheidet und entscheiden kann.

00:06:05: Und in der Situation, in der man selbst vielleicht noch sehr unsicher ist, da ist das sehr schwer.

00:06:11: Und was macht diese Unsicherheit aus?

00:06:14: Wenn wir uns das mal bewusst machen, zwischen dem 18. und 30. Lebensjahr gibt es ja für

00:06:20: junge heranwachsende Menschen, junge Erwachsene große Herausforderungen.

00:06:25: Zum einen ist es so, man soll sich seine Ausbildung, man soll sich sein Studium suchen und man soll

00:06:32: es dann auch möglichst irgendwie abschließen.

00:06:34: Da sind ganz viele Prüfungen auf dem Weg.

00:06:37: Dann, wenn das abgeschlossen ist, soll man einen Beruf haben wählen.

00:06:42: Das ist man nicht so einfach, wie ich eben schon sagte, weil der eine Berufsweg an einem

00:06:47: Unternehmen nicht mehr so vorgezeichnet ist.

00:06:49: Dann ist es so, die Situation in Beziehungen ist sehr instabil.

00:06:54: Man probiert mehr aus, man versucht mehr.

00:06:57: Was ist denn der passende Partner, legt sich da nicht sehr schnell fest?

00:07:01: Auch heiraten sind sehr viel weiter herausgeschoben, dass die häufig erst mit Anfang 30 stattfinden.

00:07:07: Das war im früheren Jahr deutlich früher.

00:07:11: Familiengründung ist etwas, was deutlich später stattfindet.

00:07:15: Eher um das 30. bis Mitte des 30. Lebensjahr häufig.

00:07:20: Dann haben wir die finanzielle Unsicherheit, die in dieser Lebensphase eine große Rolle

00:07:24: spielt, dass man häufig noch angewiesen ist auf die Eltern, die einen da unterstützen,

00:07:30: das natürlich auch nicht immer nur Begeisterung hervorrufen.

00:07:32: Auch die Wohnsituation.

00:07:35: Wir haben ein längeres Häufiges Zuhause Wohnen bleiben.

00:07:39: Das ist der sogenannte Nesthocker.

00:07:41: Auch das für Eltern natürlich eine große Herausforderung.

00:07:46: Wir haben einen anderen Begriff von Individualität und Identität.

00:07:51: Ich habe mich tatsächlich gefragt, inwiefer das alles auch ein Wohlstandsproblem ist.

00:07:55: Wenn ich jetzt schlechte soziale oder schlechtere soziale Voraussetzungen mitbringe, habe ich

00:08:01: ja nicht so viele Möglichkeiten, mich auszuprobieren, weil ich ja möglicherweise einfach sehen muss,

00:08:05: woher kommt das Geld?

00:08:06: Also ist es auch ein Zeichen von Wohlstandsgesellschaft, wenn das immer mehr jungen Menschen passiert?

00:08:11: Naja, das klingt so sehr vorwurfsvoll dann auch, ein Problem von Wohlstandsgesellschaft.

00:08:18: Es ist de facto ein Problem, was wir mehr in industrialisierten Gesellschaften haben.

00:08:23: Wobei ich jetzt nicht unbedingt sagen würde, es ist ein Problem nur von Wohlstandsgesellschaften,

00:08:30: weil auch andere Gesellschaften durchaus komplexer werden.

00:08:33: Aber es ist vielleicht hier in den industrialisierten Gesellschaften etwas ausgeprägter.

00:08:37: Und gleichzeitig sind wir ja auch froh, dass wir mit dem Wohlstand mehr Wahlmöglichkeiten

00:08:42: haben.

00:08:43: Wir wollen das ja irgendwo.

00:08:45: Wir wollen da auch jungen Menschen viel ermöglichen.

00:08:48: Und gleichzeitig ist es dann auch schnell so, dass die überfordert sind mit dem, was

00:08:54: ihnen abverlangt wird.

00:08:55: Was machen denn diese Wahlmöglichkeiten mit uns?

00:08:57: Also ist das denn wirklich auch wirklich eine Wahl, die man hat?

00:09:00: Oder was haben vielleicht auch die eigenen Ansprüche an sich selbst dann damit zu tun?

00:09:03: Kann man die überhaupt erfüllen?

00:09:04: Naja, ich glaube, das Problem liegt häufig schon darin, dass die eigenen Ansprüche sehr,

00:09:09: sehr hoch sind.

00:09:10: Und da stelle ich bei jungen Menschen fest, dass die Selbstansprüche immer höher werden.

00:09:16: Es ist halt nicht so, dass sich selbst zugestanden wird, ich darf auch mal einen Fehler machen.

00:09:21: Ich darf auch mal vielleicht etwas nicht perfekt machen, sondern es ist eher so ein Anspruch,

00:09:25: wenn ich was mache, muss ich das auch direkt perfekt machen.

00:09:28: Wenn ich etwas wähle, muss das auch direkt passen.

00:09:30: Und das ist natürlich unrealistisch, weil wir lernen gerade auch in jungen Erwachsenenalter

00:09:37: an Fehlern.

00:09:38: Und auch uns selbst die Erlaubnis zu geben, Fehler zu machen.

00:09:42: Das ist ein ganz, ganz wichtiger Punkt des Lernens.

00:09:45: Da ist, glaube ich, gerade das gesellschaftliche Umfeld nicht so, dass das so einfach ist,

00:09:50: sich das auch zu erlauben.

00:09:51: Vor allem nicht, wenn man das Gefühl hat, alle anderen leben einem das perfekte Leben

00:09:55: vor.

00:09:56: Gerade soziale Medien, man kennt es, alle sind nur am Urlaub, haben den perfekten Job,

00:09:59: heiraten, kriegen Kinder und man sieht nur das perfekte Leben vor sich und denkt natürlich,

00:10:04: das ist ja bei mir gar nicht so, was ist mit mir falsch?

00:10:06: Genau, das ist so.

00:10:08: Wenn man sich so anguckt, Instagram, TikTok, diese ganzen sozialen Medien, die ja einen

00:10:12: unheimlichen Einfluss auf junge Menschen haben, da wird ein perfektes Leben nach dem

00:10:18: anderen gezeigt.

00:10:19: Und es gibt im Prinzip keinen Scheidern, es gibt keine Fehler, es gibt keine falschen

00:10:23: Entscheidungen.

00:10:24: Es ist immer das Bestmögliche, was man da präsentiert.

00:10:27: Man versucht möglichst viele Follower zu haben, man versucht möglichst viele Likes

00:10:32: zu haben und das zieht natürlich auch die anderen an.

00:10:36: Aber wenn man sich das dann so anguckt, schafft es natürlich ganz viel Unzufriedenheit, weil

00:10:41: das eigene Leben gemessen daran immer ein bisschen schlechter abschneidet.

00:10:45: Und das kann dann natürlich schnell so die Illusion schaffen.

00:10:49: Eigentlich habe ich da ganz viele perfekte Leben um mich herum, nur ich selbst schneide

00:10:54: schlechter aus.

00:10:56: Und das, was man dann so erlebt ist, diese Begrifflichkeiten heute, die wir kennen FOMO,

00:11:02: es ist ja so was viel off missing out, also Angst etwas zu verpassen.

00:11:08: Total, ja.

00:11:09: Und genau damit hängt das zusammen.

00:11:12: Man sieht, die anderen machen die tolle Reise dahin und erleben das Tolle dort.

00:11:17: Und man selbst steht immer abschneiden und denkt, oh Gott, ich habe das alles nicht

00:11:20: erlebt und ich habe auch gar keine Chance, das zu erleben.

00:11:23: Das kann natürlich ganz schnell zu Unzufriedenheit führen.

00:11:26: Jetzt kann aber natürlich nicht die Lösung sein in der heutigen Zeit, wenn wir ehrlich

00:11:29: sind, legt das Handy weg und guckt nicht mehr, was deine Umgebung macht, sondern wie

00:11:33: ist denn der mögliche Lösungsweg daraus?

00:11:36: Das ist eine sehr gute Frage und das ist, glaube ich, eine Herausforderung, die sich

00:11:39: der Gesellschaft und allen, die in dieser Gesellschaft leben, immer wieder neu stellt.

00:11:44: Dann ist zum einen natürlich erstmal so, wir haben jetzt sehr viel mehr Vielfalt und

00:11:48: wir müssen dann auch als Gesellschaft sagen, wir akzeptieren auch mehr Vielfalt.

00:11:52: Und das bedeutet auch Vielfalt, was zum Beispiel Lebenswege angeht.

00:11:56: Ja, dass wir sagen, wenn wir ganz verschiedene Lebenswege haben, der eine sozusagen erfolgreicher,

00:12:05: der andere weniger erfolgreich, wenn man das mal so am Protosozialprodukt oder ähnliche

00:12:09: Mist mal ganz banal gesagt, dann sagen wir aber, alle diese Lebenswege können auch mit

00:12:15: Zufriedenheit, mit Erfüllung verbunden sein, können auch von uns akzeptiert werden und

00:12:20: gut geheißen werden.

00:12:21: Es geht nicht immer nur um einen messbaren Erfolg, sondern es geht tatsächlich darum,

00:12:26: wie kann der einzelne Erfüllung uns zu Friedenheit finden und das zu akzeptieren, das ist,

00:12:31: glaube ich, eine gesellschaftliche Aufgabe, die uns alle angeht, wo wir sagen, wir erlauben

00:12:37: es auch, dass andere Menschen sich ausprobieren, dass wir uns selbst ausprobieren und dass

00:12:43: wir auch akzeptieren, wenn es mal nicht hinhaut.

00:12:46: Die Lebenswege, auch wenn man sich so vermeintlich erfolgreiche Menschen anguckt, sind ja im

00:12:52: Nachhinein, wirkt das alles immer so ganz straight, aber das ist auch nicht so straight

00:12:57: in ganz vielen Fällen.

00:12:58: Und es gibt ja diesen schönen Satz, das Leben wird vorwärts gelebt und rückwärts verstanden

00:13:05: und einfach den Mut zu haben, auch vorwärts zu leben, auch Fehler zu machen und das Vertrauen

00:13:10: zu haben, das rückwärts vielleicht das, was wir den Faden, den wir da gesponnen haben,

00:13:16: uns mal so metaphorisch zu fassen, auch ein schönes Muster ergibt.

00:13:19: Das ist etwas, da wünsche ich uns allen den Mut dazu und das Vertrauen.

00:13:24: Ja, ganz viel kommt da ja wahrscheinlich auch aus der Elterngeneration, oder?

00:13:27: Ja, ich glaube, da wollte du grad anschließen.

00:13:29: Ja, er hat einen Bereich, interessiert mich tatsächlich.

00:13:32: Also zum einen sind es die Ansprüche der Eltern, glaube ich, an den eigenen Nachwuchs, dass

00:13:37: es ihnen erstens natürlich besser gehen soll.

00:13:40: Also uns allen liegt es natürlich am Herzen, dass unsere Söhne und Töchter irgendwie

00:13:44: es gut haben sollen, vielleicht sogar besser als wir.

00:13:47: Das liegt, glaube ich, im Elternsein immer einen Ent drin.

00:13:49: Und zum anderen habe ich uns Eltern auch manchmal in Verdacht, dass auch wir uns ein wenig an

00:13:55: unserem Nachwuchs messen und vergleichen.

00:13:57: Ist das so?

00:13:58: Ja, auf jeden Fall.

00:13:59: Und in dem, was Sie sagen, die sollen es besser haben, da steckt ja schon so was Perfektionistisches

00:14:04: drin.

00:14:05: Das muss immer höher, immer schneller, immer weiter sein.

00:14:08: Und da, glaube ich, muss sich die Elterngeneration selbst auch fragen, was haben wir denn für

00:14:12: Ansprüche?

00:14:13: Denn das ist ja das wichtige Modell, an dem sich Kinder dann auch orientieren.

00:14:16: Also es reicht nicht zu sagen, na ja, Kinder haben jetzt die falschen Ansprüche, sondern

00:14:22: erst mal müssen Eltern sich selbst fragen, was haben wir denn eigentlich für Ansprüche?

00:14:25: Auch Ansprüche an die eigene Elternschaft?

00:14:28: Zu sagen, es gibt eben nicht die perfekte Elternschaft.

00:14:32: Das ist vermutlich auch etwas, was man sich natürlich wünscht, aber was in der Weise

00:14:36: auch nicht gegeben ist, sondern man kann es nur versuchen, bestmöglich zu machen.

00:14:41: Und trotzdem wird dann nicht immer alles so laufen, wie man sich das wünscht.

00:14:45: Und wenn Eltern da auch ein bisschen verzeihen, da vielleicht mit sich selbst umgehen.

00:14:50: Und wenn sie merken, der Druck ist zu groß, sich dann auch entsprechende professionelle

00:14:54: Hilfe suchen.

00:14:55: Dann bekommt das Ganze etwas Entspannenderes.

00:14:57: Dann ist es vielleicht auch so, dass die Eltern-Kind-Verhältnisse sich in solchen Situationen

00:15:03: nicht so zu spitzwiesen, dass manchmal der Fall ist.

00:15:06: Wie können sich die Kinder von diesem Erwartungsdruck der Eltern, den sie ja vielleicht auch unbewusst

00:15:10: irgendwie verspüren, ein wenig befreien?

00:15:12: Das ist eine sehr, sehr gute Frage.

00:15:15: Wie können sich Kinder da befreien?

00:15:17: Ich glaube, da geht es erstmal darum, dass Kinder auch ein Stück mit auf den Weg bekommen.

00:15:22: Sie dürfen sich auf sich und ihre Fähigkeiten verlassen und dass in ihnen schon irgendwo

00:15:29: ein Maßstab ist, was sie brauchen, was für Bedürfnisse sie haben und was ihnen guttut.

00:15:34: Das ist etwas, was Eltern ganz basal Kindern mitgeben können und hängt natürlich eng

00:15:41: mit dem zusammen, was sie ganz am Anfang gesagt haben, dass Eltern am besten ihren

00:15:47: Kindern mitgeben können, egal was ihr macht.

00:15:50: Wir haben euch lieb.

00:15:51: Das ist so, dass die wichtigste Mitgift, denn wenn das so etwas Leistungsbezogenes

00:15:56: ist, dann ist natürlich das für Kinder immer ganz erschütternd und ganz schwierig, weil

00:16:03: sie das Gefühl haben, ihnen ist nicht das Leben geschenkt worden, sondern sie haben

00:16:07: da was auf Kredit bekommen.

00:16:08: Und diesen Kredit müssen sie zeitlebens abbezahlt.

00:16:10: Und das wäre natürlich etwas, was Eltern nicht bewusst häufig wollen, aber was dann

00:16:16: natürlich so ein Schuldgefühl auf Kinders Seite auch erzeugen kann, wenn sie so das

00:16:20: Gefühl haben, sie haben da nur etwas auf Kredit bekommen und es nicht geschenkt bekommen.

00:16:24: Ja, die Eltern sind ja so das Vorbild, nach dem man lebt und dem man ja auch irgendwie

00:16:27: alles recht machen möchte.

00:16:28: Die möchte man ja auf keinen Fall enttäuschen und das ist wahrscheinlich von beiden Seiten

00:16:31: einfach so eine Haltung.

00:16:33: Da muss man sich irgendwo in der Mitte treffen und aufeinander zugehen wahrscheinlich.

00:16:36: Ja, das ist auf der Beide Seite eine große Herausforderung und wir sprechen jetzt ja häufiger

00:16:41: von den Helikoptereldern auch, die versuchen ihren Kindern alles abzunehmen, dass sie

00:16:47: auch sehr gut meinen.

00:16:48: Gleichzeitig aber mit dem, was da gut gemeint ist, nicht unbedingt das Beste mögliche erreichen,

00:16:53: weil man wächst natürlich auch an Herausforderungen.

00:16:57: Kinder wachsen daran, dass sie altersgerecht bestimmte Verantwortlichkeiten übertragen

00:17:02: bekommen und dann langsam in diese zunehmenden Möglichkeiten hinein wachsen, auch Verantwortung

00:17:09: zu tragen.

00:17:10: Und wenn ihnen das genommen wird, weil Eltern alles für sie erledigen, dann ist das natürlich

00:17:15: etwas, wo Kindern auch eine Wachstumsschance genommen wird.

00:17:19: Also man braucht einen Gegenstand, um quasi oder einen Widerstand, um daran wachsen zu

00:17:25: können.

00:17:26: Das ist bei Muskel so und das ist auch bei der Psyche so.

00:17:29: Ja andererseits kann ich aus Eltern Sicht ehrlicherweise sagen, dass man ja den Kindern,

00:17:33: dass man diesen Impuls ja verspürt, den Kindern trotzdem vieles abzunehmen, weil man sie einfach

00:17:37: nicht Scheitern sehen möchte, weil man sie irgendwie vor Schmerz und Kummer bewahren

00:17:40: möchte und am liebsten natürlich auch vor dem Scheitern.

00:17:44: Klar, das ist ein sehr nachvollziehbarer Impuls, wo Eltern dann nochmal ganz genau

00:17:50: hingucken müssen, ist es nicht letztlich dann die Angst vor dem eigenen Scheitern, um

00:17:56: es geht, um die Angst vor dem Scheitern der eigenen Elternschaft.

00:17:59: Und dann geht es eben nicht tatsächlich um das Kind, sondern es geht um die Eltern.

00:18:05: Ja und was da passiert in dem Fall ist letztlich, dass das Kind für etwas instrumentalisiert

00:18:11: wird und genau das ist eigentlich das, was in einer liebevollen Beziehung nicht passieren

00:18:16: sollte, sondern da sollte das Gegenüber ja immer als Selbstzweck gesehen werden und

00:18:20: nicht als Mittel zum Zweck.

00:18:21: Das passiert häufig, machen Eltern sich dann auch nicht so bewusst und wenn da so Verstrickungen

00:18:28: bemerkt werden, da wäre es dann ganz wichtig, dass Eltern sich einfach Hilfe suchen auch.

00:18:32: Gucken, wo finde ich mich da in einer Situation wieder, wo ich mich meinem Kind gegenüber

00:18:38: ganz hilflos erlebe, vielleicht in eigenen unverarbeiteten biografischen Erfahrungen befangen

00:18:43: und verstrickt bin und die erstmal aufarbeiten muss, um dann auf die Dauer etwas freier und

00:18:50: liebevoller mit meinem Kind umgehen zu können.

00:18:52: Jetzt waren wir ja ganz viel bei den Eltern.

00:18:54: Das sind ja wahrscheinlich Dinge, die man auch schon früher anfangen kann, bevor das

00:18:57: Kind 18 wird, wo es dann ja in unsere, sage ich mal, Thematik mit dem emerging Adult-Food

00:19:01: reingeht.

00:19:02: Woran merkt man denn als Eltern, dass mein Kind vielleicht in dieser Phase ist und vielleicht

00:19:07: auch Hilfe braucht oder auch, wie merke ich das selbst mit 18 oder 19, dass ich da Symptome

00:19:12: habe, die vielleicht doch ernst zu nehmen sind?

00:19:14: Also wenn irgendwie Ängste da sind, wenn Depressionen da sind, wenn die Lebensfreude massiv über

00:19:22: einen längeren Zeitraum eingeschränkt ist, wenn so das Gefühl ist, ich kann mich von

00:19:27: dem Stress nicht mehr befreien, den so das alltägliche Leben bereithält, dann ist mit

00:19:32: Sicherheit so, dass ein Punkt erreicht ist, wo so ein Missverhältnis besteht zwischen

00:19:38: Anforderungen und Ressourcen und wo man hellhörig sein müsste.

00:19:42: Also wenn sich ein Kind oder ein Heranwachsener in so einer Situation befindet, dann wäre

00:19:48: es sinnvoll auch hier vielleicht über Informationen, über ein aktives Zuhören, über so eine

00:19:55: Ermutigung auch darauf hinzuwirken, dass vielleicht professionelle Hilfe gesucht wird.

00:20:00: Das muss natürlich immer in einer behutsamen Weise passieren, aber es ist ganz wichtig,

00:20:06: dass dann auch so etwas durchaus angesprochen wird.

00:20:09: Ein häufiges Symptom, was wir heute erleben bei Jungerwachsen ist zum Beispiel die Prokrastination,

00:20:15: dass etwas immer wieder herausgeschoben wird, dass Aufgaben nicht beendet werden können.

00:20:20: Und das ist so ein typisches Zeichen, dass Angst davor besteht, Aufgaben zu übernehmen,

00:20:26: zum Beispiel weil so das Gefühl ist, ich kann das nie perfekt genug machen.

00:20:29: Und da ist dann schon wieder dieser zu hohe Selbstanspruch mit und vielleicht an der Stelle

00:20:39: mit dem Kind zu besprechen, mit dem Heranwachsenden zu besprechen, was vielleicht realistische

00:20:45: Ansprüche sind, auch sehr offen vielleicht über eigene Schwierigkeiten mit Ansprüchen

00:20:52: zu sprechen, so einen offenen Kommunikationsstil zu pflegen, der auch Vertrauen gründet,

00:20:57: dass wer etwas was älternt, an der Stelle ihren Kindern auch sehr gut mitgeben könnten.

00:21:02: Ein Beispiel auch vielleicht über eigene Schwierigkeiten dazu sprechen.

00:21:05: Ja, wie oft scheitern ist eigentlich zu viel scheitern, kann es das geben?

00:21:11: Also die merken ja vielleicht selber, dass sie so ganz viele Sachen versuchen und dann

00:21:15: wieder abbrechen und wieder versuchen und wieder abbrechen.

00:21:18: Das ist ja alles nicht besonders ermutigend für so einen jungen Menschen auf dem Weg

00:21:21: zur Selbstfindung.

00:21:22: Also wann ist der Punkt erreicht, wo ich mir eingestehen muss?

00:21:26: Ich brauche da jetzt irgendwie Unterstützung.

00:21:28: Ich würde sagen, es besteht dann einen sinnvollen Punkt, Hilfe zu suchen, wenn man so das Gefühl

00:21:35: hat, ich komme aus der Situation selbst nicht raus.

00:21:38: Da gibt es keine objektive Anzahl, aber wenn man einfach das Gefühl hat, ich habe es

00:21:43: jetzt immer wieder versucht, ich bin immer wieder in denselben Verhaltensmustern, die

00:21:48: mir zwar vertraut sind, aber die mir nicht gut tun, befangen, dann wäre so der Punkt

00:21:53: zu sagen, okay, jetzt mache ich mal noch ein Punkt.

00:21:54: Punkt. Jetzt lass ich mal jemand von außen darauf gucken und da ist dann professionelle Hilfe auch

00:22:00: angezeigt, die ihm nicht in dem System verstrickt ist, indem ja der junge Erwachsene aufgewachsen ist,

00:22:07: wo wir immer ein Stück Verstrickung damit auch haben. Das ist ja schon fast die Krux an der Sache,

00:22:12: würde ich sagen. Das ist ja wieder dieses auch eingestehen von "Ich bin fehlerhaft vielleicht"

00:22:16: und muss Hilfe in Anspruch nehmen. Also da diesen Schritt zu gehen ist vermutlich auch gar nicht so

00:22:20: einfach, oder? Das ist überhaupt nicht einfach und da kann nur viel Ermutigung helfen. Wir versuchen ja

00:22:27: auch über Aufklärungsarbeit von der Klinik aus, über das Signal, dass es andere Menschen gibt,

00:22:36: die das ein Stück nachvollziehen können, ein stationäres Angebot, was wir bei uns in der Klinik

00:22:42: haben, wo man diese Ängste auch mit anderen jungen Erwachsenen teilen kann, quasi so Signale zu senden,

00:22:50: dass der junge Erwachsenen nicht alleine ist damit. Und das ist glaube ich schon mal ganz wichtig,

00:22:55: weil in der Situation berichten häufig Patienten, sie fühlen sich ganz einsam. Und diese Vorstellung,

00:23:02: niemand kann wirklich nachvollziehen, was ich da durchmache. Und das ist natürlich ein sehr,

00:23:06: sehr belastendes Gefühl. Spricht ja auch keiner drüber, weil wir wollen ja alle nur perfekt sein

00:23:10: auf Social Media. Genau, da sind wir natürlich auch an diesem Punkt Stigmatisierung von psychischer

00:23:15: Erkrankung, eine ganz wichtige gesellschaftliche Herausforderung, dass wir dieses versuchen und

00:23:23: auch mal scheitern dürfen, auch mal etwas nicht hinbekommen dürfen. Einfach zu sagen, ich habe

00:23:29: jetzt Stress, ich habe Angst, ich habe Depression, dass das zum normalen Erleben in jedem menschlichen

00:23:36: Leben dazugehört und dass wir alle gemeinsam als Gesellschaft sagen, das gehört dazu und das

00:23:42: macht uns nicht irgendwie schlechter oder schwächer, sondern das sind wir als Menschen und

00:23:47: wir wollen uns gegenseitig damit auch akzeptieren. Das ist so genau die Gegenbewegung zu KI und

00:23:55: wo alles immer perfekter wird und was durchaus auch tolle Möglichkeiten sind. Aber wenn wir

00:24:02: selbst quasi nur noch die perfekten Roboter sind, dann das ist gar nicht das, was erstrebenswert

00:24:08: sind. Ja, dann können wir mal auf die klinische Seite zu sprechen. Also wenn junge Menschen zu

00:24:12: ihnen kommen, kommen die ja mit einer gewissen Gemengelage von Problemen. Das ist ja nie das

00:24:16: isolierte Scheitern alleine, sondern da geht es möglicherweise auch um Substanzmissbrauch und

00:24:21: solche Dinge. Was sind so ihre ersten Therapieziele und wie können sie die erreichen? Also was uns

00:24:29: immer ganz wichtig ist, dass wir diese Therapieziele ganz individuell festlegen und dass der Patient

00:24:35: auch sehen kann, an der Konkretheit der Therapieziele habe ich da etwas erreicht oder nicht. Nehmen

00:24:40: wir mal das Beispiel soziale Angst. Ein sehr, sehr häufiges Symptom gerade in dieser Altersgruppe,

00:24:46: was eben zusammenhängt mit diesen sozialen Benchmarking, immer sich mit anderen vergleichen,

00:24:52: dann das Gefühl zu haben, wenn der andere mich prüfen betrachtet, schneide ich eher negativ. Also

00:24:57: da als ganz konkretes Ziel festzulegen, wenn jemand sagt, ich habe mich überhaupt nicht mehr von zu

00:25:04: Hause weg bewege, ich traue mich überhaupt nicht mehr Gespräche zu machen auf der Station,

00:25:08: erst mal im Stationsalter, erste Gespräche auch mit therapeutischen Personal, mit Mitpatienten

00:25:16: führen zu können und dann auch außerhalb der Klinik Gespräche führen zu können, sich zu trauen

00:25:22: eine Situation, wo man vorher nur angespannt war, wo man vorher nur weggegangen ist oder die Situation

00:25:29: vermieden hat, ganz konkret sich den auszusetzen, sich dazu exponieren und die Erfahrung zu machen,

00:25:35: die befürchtete Katastrophe tritt nicht ein. Und das ist dann so ein ganz wichtiger Punkt, wo Selbstbewusstsein

00:25:42: und Selbstvertrauen auch wächst. Und einfach zu merken, man hat ja so die Vorstellung, wenn ich die

00:25:47: Angst machende Situation vermeide, dann wird die Angst besser, aber genau das Gegenteil passiert.

00:25:51: Die Angst hat das verflugt, an sich um es mal so salopp zu formulieren, die wird immer größer,

00:25:58: wenn man der Meidung nachgibt und wenn man sich aber exponiert, wenn man in bestimmte Situationen

00:26:03: reingeht und merkt, okay, ich habe das jetzt bewältigt, so wächst Selbstbewusstsein, so wächst

00:26:07: Selbstvertrauen. Und da können zum Beispiel Eltern auch ihre Kinder sehr ermutigen an der Stelle

00:26:12: zu sagen, trau dich doch mal in diese Situation reinzugehen. Ich bin in Gedanken bei dir oder

00:26:19: mir auch immer, aber ich denke, da sind Fähigkeiten da auch so eine Situation gut zu bewältigen.

00:26:24: Das kann auch jungen Menschen dann sehr helfen in dieser Situation. Das ist dann so eine Art

00:26:28: Umkonditionierung des eigenen quasi. Denken und handeln. Es ist sozusagen ein Unkonditionier. Das,

00:26:34: was vorher katastrophisierend bewertet wurde, da merkt man, okay, ich kann das schaffen und

00:26:40: diese innere Bewertung verändert sich. Das ist genau eine Umkonditionierung, eine Veränderung.

00:26:44: Zu hören uns da draußen wahrscheinlich relativ viele Menschen, die denken, ja, in irgendeiner

00:26:49: Weise betrifft mich das jetzt auch. Können Sie denn da Hoffnung machen, gibt es Licht am Ende des

00:26:54: Tunels, hört das mit dem 30. Geburtstag auf? Auf jeden Fall. Also Menschen haben die tolle

00:27:01: Möglichkeit, lebenslang zu lernen und lebenslang sich zu verändern. Und wir haben ja das ganze

00:27:06: Leben über Übergänge. Ein heftiger Übergang ist vom Jugendalter dann zum Erwachsenenalter,

00:27:15: aber andere Transitionenübergänge haben wir ja lebenslang. Und zum Beispiel kann man sich sehr

00:27:22: Mut machen, dass man sagt, okay, wenn ich diese Phase jetzt gut überstehe, dann wapptet mich das

00:27:27: auch für zukünftige Herausforderungen. Dann habe ich schon einmal eine schwierige Situation

00:27:32: überstanden und dann kann ich vielleicht in einer anderen Situation auch deutlich gelassener sein,

00:27:37: weil ich schon mal die Erfahrung gemacht habe, ich schaffe das. Und diese Ressourcen, die haben

00:27:45: viele junge Menschen oder im Prinzip alle jungen Menschen bei sich, sie müssen nur wieder einen

00:27:50: Kontakt zu diesen Ressourcen finden. In so einer Situation, wenn es einem so schlecht geht, dann

00:27:56: hat man so das Gefühl, da geht gar nichts mehr und ich kann auch gar nichts. Da verzweifelt man so an

00:28:01: den eigenen Möglichkeiten. Wenn da ein Rahmen gegeben ist, dass man wieder Zugang zu den eigenen

00:28:08: Ressourcen, zu den eigenen Kraftquellen findet, dann kann man auch in der Situation alles schaffen,

00:28:14: was man sich vornimmt. Ist das denn tatsächlich so ein wirklich Lebensphasenproblem, nenne ich es

00:28:20: jetzt mal? Oder eher doch ein Generationsthema, weil ich glaube, es ist nicht das mit dem 30. Geburtstag

00:28:25: aus den Kopf, die ganzen Sorgen verschwinden. Und man hätte schon das Gefühl, dass die Generation,

00:28:30: also meine Generation, aber auch natürlich jetzt die Anfang 20-Jährigen das mehr betrifft,

00:28:35: als vielleicht andere Generationen betroffen hat. Und wer weiß, wie es in den nächsten Generationen

00:28:38: sein wird? Genau. Also es hängt jetzt schon mit der aktuellen Generation ein Stück zusammen,

00:28:44: weil in vorangegangenen Generationen, oder wenn man das jetzt mal so ein bisschen Holzschnittartig

00:28:50: gegenüberstellt, hat man sich viele Fragen nicht in der Weise gestellt. Es war diese Optionen zu

00:28:56: fragen, wie sieht das mit meiner persönlichen Work-Life-Balance aus? Wie sieht das aus mit meinen

00:29:02: Werten, mit meinen persönlichen Sichtweisen? Die haben sich vorangegangene Generationen nicht in

00:29:08: der Weise gestellt, weil sie auf der einen Seite vielleicht nicht die Möglichkeit hatten, weil es

00:29:13: nicht das Zeitklima war. Das heißt, wir haben jetzt auf der einen Seite eben sehr viel mehr Möglichkeiten,

00:29:17: diese Fragen zu stellen, aber diese Komplexität, und da sind wir so ein bisschen am Anfang,

00:29:22: die bedingt natürlich auch, ich muss dann tatsächlich auch eine Wahl treffen. Also das, was vorher sehr

00:29:28: viel traditioneller und festgelegter war, ist jetzt sehr viel offener und flexibler mit den

00:29:34: Freiheiten und positiven Aspekten, aber eben auch mit den Belastungen, die damit verbunden sind.

00:29:40: Fluch und Segen zugleich. Was mich im Vorgespräch tatsächlich so ein bisschen nachhaltig beeindruckt

00:29:45: hat, war zum Glück, muss ich sagen, die Tatsache, dass Sie gesagt haben, das ist ein Problem des

00:29:49: sensibleren Menschen. Wir haben die Fähigkeit, uns damit auseinanderzusetzen, weil wir die Dinge

00:29:54: wirklich differenziert betrachten. Das ist ja eigentlich was Gutes. Ja, es wäre ja schlimm,

00:30:00: wenn wir nicht diese Sensibilität als Menschen hätten. Das ist ja etwas, was auch zum Beispiel

00:30:04: Empathie bedeutet, dass wir die Chance haben und die Möglichkeit haben, mit anderen Menschen und

00:30:10: mit uns selbst mitzufühlen. Das ist so mit das, was Menschsein auch ausmacht. Und wenn wir die

00:30:16: Chance haben und selbst dann auch in uns und andere einzufühlen und das zu nutzen,

00:30:21: jungen Menschen zum Beispiel in dieser Situation zu helfen, dann ist das ein sehr, sehr hoffnungsvolles

00:30:27: Signal, denke ich. Das alles macht, denke ich, was trotzdem auch noch mit den Generationen,

00:30:32: die ja noch folgen werden. Denn diese Generation, die diese Problematik jetzt hat, wird die vielleicht

00:30:37: in Teilen irgendwann überwinden und trotzdem das daraus mitnehmen, was eben daraus resultiert. Wie

00:30:42: könnte sich das alles auf unsere Gesellschaft auswirken? Ja, das ist eine sehr spannende Frage. Ich

00:30:47: denke, was wir hier erleben, ist diese grundsätzlichen Pole, die wir uns immer beschäftigen auf der

00:30:53: einen Seite Freiheit, auf der anderen Seite Sicherheit. Wir erleben jetzt ja auch große

00:30:58: gesellschaftliche Spannung auf der einen Seite, dass wir eben diese tollen Möglichkeiten haben.

00:31:03: Auf der anderen Seite immer wieder so eine Rückbesinnung. Es sollten doch sehr viel traditionellere

00:31:07: Vorstellungen wieder überwiegen bis hin zu Nationalismus und so einer sehr ausgrenzenden

00:31:16: Identitätspolitik. Und meine Hoffnung ist so, dass wir es als Gesellschaft schaffen,

00:31:22: diese Pole so auszubebalancieren, dass da eben eine tolerante, auch menschenermutigende

00:31:31: Gesellschaft resultiert, die eben auch zum Beispiel was psychische Gesundheit und psychische Erkrankungen

00:31:38: angeht, nicht ausgrenzend ist, sondern eher ganz viel akzeptiert und sagt, wir sehen uns selbst

00:31:46: als Menschen, die in diesem Spannungsfeld existieren und wir unterstützen uns gegenseitig

00:31:53: darin, dieses Spannungsfeld von Sicherheit und Freiheit gemeinsam auszuhalten und das Maximum

00:31:59: an Möglichkeiten für uns als Menschen dazu erschließen. Das wäre so mein Wunsch. Was da

00:32:06: letztlich daraus folgt, wir wissen es ja nicht. Aber wir als versuchen in der Psychosomatik

00:32:13: einmal dem Einzelnen dabei zu helfen, für sich persönlich das in eine gute Balance zu bringen.

00:32:20: Und die sieht für jeden Einzelnen ein bisschen anders aus. Da geht es letztlich darum, dass jeder

00:32:26: Einzelne für sich eine gute Mischung von Sicherheit und Freiheit braucht, um sich psychisch,

00:32:31: gesund, glücklich und zufrieden zu führen. Gibt es denn jetzt, weil bei ihnen sind natürlich

00:32:35: jetzt schon Menschen, die haben das schon pathologisiert und haben tatsächlich ja schon fast

00:32:40: krankhafte Züge, die das annehmen kann, bevor, sage ich mal soweit, kommt, gibt es bestimmte Verhaltensweisen

00:32:47: oder Dinge an die ich mich halten kann, wenn ich merke, dass ich vielleicht mich zu sehr mit

00:32:51: diesem Thema beschäftige, diesen Dazwischensein, diesen Sorgen, soll ich dann vielleicht Gespräche

00:32:55: mit gleichaltrigen Suchen, die vielleicht eine ähnliche Situation stecken, was würden Sie da empfehlen?

00:33:00: Also auf jeden Fall eher das Gespräch mit Menschen suchen, denen derjenige vertraut, wo das Gefühl hat,

00:33:07: akzeptiert zu sein, als sich zum Beispiel abzuschotten und über soziale Medien und ähnliches so in,

00:33:13: ich sage jetzt mal, Meinungsblasen oder in bestimmten Welten zu ersticken, weil da ist dann keine

00:33:21: Kommunikation mehr möglich und da ist dann so ein Gefühl von Abgeschlossenheit und sich

00:33:26: missverstanden fühlen. Also das Beste, was man in der Situation machen kann, ist im Prinzip,

00:33:31: sich offen und vertrauensvoll an die Menschen zu wenden, wo man das Gefühl hat, die akzeptieren

00:33:38: mich so wie ich bin und die akzeptieren mich vor allen Dingen auch mit meinen vermeintlich

00:33:41: dunkleren Seiten. Und das ist auch okay, wenn das nur fünf Leute sind und nicht 15, oder?

00:33:46: Das ist okay, wenn das ein Mensch ist. Es kommt nicht auf die Anzahl an. Es kommt darauf an,

00:33:51: einige Menschen zu haben, wo man das Gefühl hat, da kann ich mich vertrauensvoll hinzuwenden,

00:33:57: hinwenden und natürlich die Entwicklung auf die Dauer zu nehmen, dass so ein Dialog mit sich

00:34:03: selbst auch passieren kann, dass man sich letztlich an sich selbst wenden kann und sagen, ich kann

00:34:08: mir vertrauen, so wie ich bin und so wie ich bin, bin ich okay.

00:34:13: Gibt es da eigentlich einen Unterschied zwischen den Geschlechtern, also dass man sagen kann,

00:34:16: das betrifft ein Geschlecht vielleicht mehr als das andere? Also gerade Sie hatten vorhin das Thema

00:34:20: Traditionen auch mal, das hat sich ja gerade auch sehr verändert, vor allem was auch die Rolle

00:34:25: der Frau natürlich angeht. Hat es deswegen vielleicht eher bei Frauen diese Symptomatik oder

00:34:30: ist das bei beiden Geschlechtern eigentlich gleich? Wir erleben das bei beiden Geschlechtern,

00:34:36: die Herausforderungen sind geschlechtsspezifisch so ein bisschen andere, dass zum Beispiel das

00:34:43: Thema Karriere-Berufsfindung bei Männern vielleicht ein bisschen mehr manchmal im Vordergrund steht,

00:34:48: bei Frauen das Thema Familiengründung zum Beispiel, manchmal etwas mehr im Vordergrund steht, aber

00:34:53: das sind kleinere Unterschiede, die ich gar nicht so übergewichten würde. Wir erleben, dass beide

00:35:00: Geschlechter sich da sehr belastet fühlen. Was wir wissen ist, dass Frauen sich häufig etwas

00:35:07: leichter tun, dann auch Kontakt zum Beispiel mit professionellen Helfern aufzunehmen, weil da

00:35:14: sind wir so ein bisschen bei den Rollen, da ein bisschen vermeintlich akzeptierter ist und Männer

00:35:19: häufig das Gefühl haben, sie müssen nach außen da stärker wirken, aber auch da haben wir das

00:35:25: Gefühl, diese Rollen brechen Gott sei Dank ein bisschen mehr auf und das Thema psychische Krankheit

00:35:33: ist insgesamt gesellschaftlich nicht mehr ganz so stigmatisiert, wie das noch vor 20, 30 Jahren

00:35:39: waren. Das ist schon mal eine sehr hoffnungsvolle Entwicklung. Wenn sich jetzt jemand sehr angesprochen

00:35:45: fühlt von dem und das hoffen wir natürlich, aber sich darin tatsächlich wieder entdeckt,

00:35:49: wie nehmen diejenigen jetzt dann Kontakt zu ihnen auf, wie kommt man mit ihnen in Verbindung? Wir

00:35:54: haben auf unserer Webseite alle Kontaktwege, auf denen man bei uns die Ambulanz erreichen kann und

00:36:02: dass der Weg zu unserer Klinik führt immer über die Ambulanz. Haben wir aufgezeichnet, da kann

00:36:07: man sich auch einen guten Überblick verschaffen über alle Möglichkeiten der Behandlung bei uns

00:36:13: auf der Station und wir stehen natürlich in den Ambulanten vorgesprächen auch gerne für alle

00:36:20: Fragen zur Verfügung. Ja perfekt, ich glaube wir haben alle unsere Fragen gestellt. Ich hätte

00:36:25: noch mehr, aber ich glaube das ist abendfüllend. Genau, also ja wir sprechen vielleicht danach noch

00:36:30: weiter und klären unsere privaten Anliegen noch etwas. Aber natürlich haben wir auch uns ein paar

00:36:34: Fragen von unseren Zuhörenden erreicht, die natürlich auch noch vielleicht beantwortet werden

00:36:39: können. Nachgefragt - Fragen aus der Community. Die erste Frage, die uns erreicht hat, war sehr

00:36:46: drastisch fast schon. Wie hilft man jemanden der panische Angst davor, 30 zu werden? Was würden

00:36:51: Sie da empfehlen? Ich glaube es geht da weniger, oder es geht darum dieses Alter nicht so zu über

00:36:58: zugewichten, sondern mehr zu gucken. Was verbinde ich jetzt mit diesem Alter? Damit ist häufig dann

00:37:06: so ein überhöhter Selbstanspruch verbunden. Dass bestimmte Menschen das Gefühl haben, mit 30

00:37:13: muss ich jetzt schon mein Haus gebaut haben und ich muss meinen festen Partner gefunden haben und

00:37:19: ich muss meinen schon ein Kind bekommen haben. Traumjob. Genau. Wenn man dieses Alter jetzt mal von

00:37:27: diesen Ansprüchen trennt und einfach sagt, es geht mir letztlich darum auf die Dauer irgendwie

00:37:32: ein zufriedenes Leben zu führen und das ist auch verschiedenste Weise möglich, dann verliert das so

00:37:37: ein bisschen seine abschreckende Wirkung. Kennt man tatsächlich selbst auch. Also das ist irgendwie

00:37:42: die 30er zu eine Magie an sich. Ich weiß gar nicht warum, aber ich glaube das ist so dieser

00:37:46: Übergang von noch ein bisschen Kind sein. Die 20er sind ja irgendwie so ein bisschen unabhängig

00:37:51: frei und mit 30 soll man eigentlich sich schon gefunden haben. Ja, man soll sich gefunden haben

00:37:56: und man soll dann alle Verantwortung plötzlich auch stemmen können und man soll das und das

00:38:02: erreicht haben. Aber wenn wir uns mal vorstellen, wenn es tatsächlich denn auch so gewesen ist und

00:38:08: jemand hat das in dem Alter, ist das ja auch gar nicht erstrehmenswert. Weil man könnte auch sagen,

00:38:11: das ist ja dann unglaublich langweilig. Ja, vielleicht auch das. Es ist ja gerade das Schöne

00:38:17: zu sagen, ja mit 30 habe ich mir vielleicht noch etwas Kindliches bewahrt. Ja und ich bin jetzt da

00:38:22: ein bisschen anders, aber ich bin zufrieden damit und ich kann auch zufrieden damit sein. Also so

00:38:28: eine Selbstakzeptanz zu sagen, 30 kann so oder so aussehen. Ja, das nehme ich schon mal für mich

00:38:33: selbst auf jeden Fall mit. Die nächste Frage, die uns erreicht hat ist, woher weiß man,

00:38:38: dass es pathologisch und nicht normal für diese Phase ist, wie man sich fühlt? Also da knüpfe ich

00:38:43: so ein bisschen an das an, was ich vorhin schon sagte. Pathologisch würde ich es dann nennen in

00:38:48: der Situation, wenn man quasi nicht mehr alleine da rauskommt und man das Gefühl hat, man hat einen

00:38:54: massiven Leidensdruck und so das Gefühl, meine Lebensqualität ist maximal beeinträchtigt dadurch.

00:39:02: Dann ist der Zeitpunkt gekommen, wo man sagen sollte, okay, ich suche mir jetzt professionelle

00:39:07: Hilfe und da ist dann auch professionelle Hilfe auf jeden Fall möglich. Und meistens äußert sich

00:39:15: das dann ja in Ängsten, in Depressionen, in so einer dauernden Prokrastination, in so einem

00:39:22: ungesunden Substanzkonsum zum Beispiel, also wo man sich vielleicht dann irgendwie betäubt. Das

00:39:28: sind alle so Zeichen, wo angezeigt wäre, sich dann Hilfe zu suchen. Gilt das auch für das Umfeld?

00:39:33: Also wenn ich das jetzt beobachte selber als Eltern oder Tante Onkel, Kusine, keine Ahnung,

00:39:38: aber derjenige, diejenige, die es betrifft gar nicht so bereit ist, damit zu arbeiten. Was

00:39:44: macht man dann? Erstmal, dass durchaus Ansprechen denjenigen ermutigen, auch sich Hilfe zu suchen.

00:39:53: Das schlechteste in der Situation wäre es so gemeinsam zu verleugnen. Das ist dann immer so die

00:39:59: Gefahr, dass man alles weiter macht, so eine Fassade aufrecht erhalten wird und die Konflikte

00:40:07: im Prinzip immer noch größer werden. Also in der Situation ruhig zuhören, das Ansprechen und

00:40:13: aber durchaus dann auch auf professionelle Hilfe verweisen, weil Angehörige sind dann häufig

00:40:18: auch damit überfordert, selbst zu helfen. Und wenn sie sich das dann selbst abverlangen, kommen

00:40:23: sie ganz schnell in so eine ungute, sehr hilflose Situation, also auch die eigenen Grenzen dann

00:40:29: zu akzeptieren. Eine Frage ist, glaube ich, noch offenfeele. Genau, die haben wir aber fast schon

00:40:33: eigentlich beantwortet, denn da war die Frage, ob denn diese Phase auch dazu führen kann, wenn man

00:40:38: sich dann eben nicht gut fühlt, dass es tatsächlich in einer Depression endet. Aber das haben

00:40:42: Sie ja fast schon gesagt, im Worstcase kann das tatsächlich passieren? Das kann zu einer Depression

00:40:48: führen und das merkt man daran, dass derjenige dann sich sehr niedergeschlagen fühlt, dass er

00:40:54: keinen Antrieb hat, dass er eine Lust und Interesselosigkeit hat, dass im Prinzip das ganze Leben

00:40:59: in Grau getaucht ist. Und wenn das der Fall ist, dann ist auf jeden Fall professionelle Hilfe notwendig.

00:41:05: Okay, damit haben wir die Fragen aus der Community eigentlich alle abgehandelt. Aber ich habe den

00:41:12: einmaligen Wunsch noch an Sie. Sie haben jetzt die Chance, das Play-Doyer, Ihr einmaliges Play-Doyer

00:41:17: zu halten gegen die Perfektion und für das Individuelle sein. Sie haben es im Prinzip ja schon

00:41:23: angesprochen. Es geht darum, dass wir die Vielfalt, die wir heute an Möglichkeiten haben, dass wir

00:41:30: die auch nutzen, dass wir jungen Menschen, aber auch uns jeder sich selbst einräumen, dass es viele

00:41:37: Möglichkeiten, viele Wahlmöglichkeiten gibt, dass Perfektion nicht notwendig und nicht gesund ist,

00:41:43: dass wir, wenn wir eine Akzeptanz oder eine gesunde Akzeptanz unserer selbst wollen, dass damit

00:41:50: verbunden ist, dass wir uns auch zutrauen zu scheitern, zu versagen, hinzufallen und dass wir

00:41:58: eine sehr viel menschlichere und gesündere Gesellschaft sind, wenn wir uns das selbst zugestehen,

00:42:04: wenn wir das dem gegenüber zugestehen, wenn Eltern das ihren Kindern zugestehen und auf diese Weise

00:42:10: quasi mit Schwarmintelligenz nenne ich es mal als Gesellschaft wachsen und auf die Dauer sehr viel

00:42:17: resilienter und psychisch gesünder werden. Da war heute auf jeden Fall eine ganz, ganz große Menge

00:42:23: dabei, was mich persönlich zum Nachdenken angeregt hat und was ich auch für zukünftige

00:42:28: Situationen für mich auf jeden Fall mitnehmen werde. Ich glaube, was bei mir besonders hängen

00:42:32: geblieben ist, dass man eben nicht alleine ist als Betroffener, auch wenn es manchmal vielleicht

00:42:36: den Anschein hat, dass es allen anderen besser geht und niemand diese Ängste und Sorgen hat,

00:42:40: wir doch alle irgendwie im gleichen Boot sitzen und das gibt einem auch irgendwie vielleicht

00:42:44: ein bisschen Kraft, weiterzumachen. Vielleicht gibt es ja auch einige von euch, denen es genauso geht,

00:42:49: wie mir, die sich in dieser Folge wiedergefunden haben, schreibt uns auf jeden Fall gerne auf

00:42:53: unseren Social Media Kanälen oder per Mail, was eure Erfahrungen sind. Wir bedanken uns jetzt

00:42:58: erstmal ganz herzlich bei Ihnen, Professor Konrad, für Ihre Zeit und die wirklich spannenden Einblicke

00:43:03: in das Thema Emerging Adulthood. Ja, von mir herzlichen Dank. Ja, es hat mir Spaß gemacht,

00:43:08: hier zu sein. Eigentlich war das jetzt unsere letzte Folge in diesem Jahr. So ganz wollen wir euch

00:43:13: aber noch nicht in das nächste Jahr verabschieden. Deswegen gibt es am 20. Dezember noch eine

00:43:17: weihnachtliche Sonderfolge mit unserem Klinik-Clown Professor Spaghetti alias Christoph Gilsbach.

00:43:22: Von ihm wollen wir wissen, wie man eigentlich klauen wird und was die Arbeit als Klauen in einem

00:43:26: Klinikum eigentlich bedeutet. Bis dahin könnt ihr wie immer diesen Podcast abonnieren,

00:43:31: uns auf unserem Social Media Kanälen folgen und uns Ideen, Anregungen und Themenwünsche schicken.

00:43:36: Alle Infos, wie ihr uns erreichen könnt, findet ihr wie immer in den Shownauts. Vielen Dank

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